Viele Lokale ignorieren Tabakgesetz

In Wiener Lokalen wird das Tabakgesetz offenbar nicht sonderlich ernst genommen. Der Großteil der Lokale verstößt gegen die geltenden Regeln. Das hat eine am Dienstag von der Ärztekammer präsentierte Studie ergeben.

Die Ergebnisse seien zum Teil „erschreckend“, sagte Studienautor Armin Schietz vom Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien. Im Rahmen der Erhebung wurden 88 Lokale besucht und dort Luftproben genommen. Darunter waren 16 Cafes, 51 Bars und Pubs, 14 Restaurants und sieben Diskotheken. 22 Gaststätten waren Nichtraucherlokale, in 20 war der Zigarettenkonsum erlaubt, 46 hatten sowohl Raucher- als auch Nichtraucherbereiche.

Belastung auch im Nichtraucherbereich

Zunächst fiel den Testern laut Schietz auf, dass die Zahl an Gesetzesverstößen hoch war. 61 Prozent der Betriebe wurden entsprechend kritisiert. So waren in zwölf die jeweiligen Räume nicht oder falsch gekennzeichnet, in 24 stand die Verbindungstür ständig offen. 14 Lokalitäten besaßen erst gar kein Nichtraucherzimmer, obwohl sie größer als 50 Quadratmeter waren - was eine Trennung verlangen würde.

Sticker Rauchverbot in Lokal

dpa/Armin Weigel

Rauchverbote werden oftmals ignoriert

Dazu kam: 13 Betriebe erlaubten das Rauchen im ausgewiesenen Nichtraucherbereich. Besonders schlecht schnitten Diskotheken ab. Von sieben besuchten Clubs verhielt sich nur ein einziger gesetzeskonform.

Erhöhtes Krebsrisiko

Wird in einem Lokal bzw. einem Bereich geraucht, ist die Feinstaub- und Ultrafeinstaubbelastung dort massiv. Laut Schietz wurden teils extrem hohe Werte an Nanopartikeln gemessen. Diese überschritten die Vergleichswerte in den angrenzenden Straßen bis zum Elffachen. Selbst verkehrsreiche Straßen verfügen demnach über deutlich bessere Luftverhältnisse. In gemischten Betrieben waren angrenzende Räume oft ebenfalls betroffen. Die Werte waren laut Studie bis zu dreieinhalbmal so hoch wie in reinen Nichtraucherlokalen.

„Kellner oder Wirte, die acht Stunden in verrauchten Räumen verbringen, müssen sogar ein um 20 Prozent höheres Risiko in Kauf nehmen“, hieß es weiter.

Erneut Rauchverbot gefordert

Für Ärztekammerpräsident Walter Dorner ist aus der Studie klar ersichtlich, dass das geltende Tabakgesetz weder Gäste noch Personal schützt. Zigarettenrauch sei die bedeutendste Quelle für gefährlichen Feinstaub, der das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen deutlich steigert. Er sprach sich daher erneut dafür aus, das Rauchen aus der Gastronomie zu verbannen.

Wirtschaftskammer lehnt Forderungen ab

Die Wiener Wirtschaftskammer sah in einer Aussendung hingegen keinen Handlungsbedarf. Das Tabakgesetz „funktioniert. Warum wird immer wieder darüber geredet?“, hieß es darin. Die Wiener Lokalbesucher und die Gastronomie seien zufrieden mit der aktuellen Situation, und daran solle sich nichts ändern.

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