50 Meldungen bei Kommission Wilhelminenberg

In den ersten zwei Monaten der Kommission zur Aufarbeitung der mutmaßlichen Missbrauchsfälle im Schloss Wilhelminenberg haben sich 50 Personen gemeldet. In den kommenden Wochen will Leiterin Barbara Helige auch eine Begehung durchführen.

Bei der Kommission haben sich Opfer, Zeitzeugen, Nachbarn sowie Personen, die im Schloss Wilhelminenberg gearbeitet haben, gemeldet. Mit den Beteiligten sind laut Helige auch schon Vorgespräche geführt worden: „Vertiefende Interviews sind teilweise schon terminisiert und werden jetzt dann laufend geführt.“

Um mit weiteren Opfern eine Verbindung herzustellen, hat die Kommission einen Brief verfasst, der von der Opferschutzorganisation Weißer Ring an Betroffene weitergeleitet wird: „Dabei handelt es sich um eine Einladung, mit uns Kontakt aufzunehmen.“ Der Weiße Ring ist in Sachen Hilfeleistungen die zentrale Anlaufstelle für die Opfer.

Michael John, Gabriele Wörgötter und Barbara Helige bei der Vorstellung der "Kommission Wilhelminenberg"

APA/Roland Schlager

Barbara Helige bei der Konstituierung der Wilhelminenberg-Kommission

Kontakt mit Opfern wird gesucht

Auch mit den zwei Frauen - aufgrund deren Vorwürfe war das Gremium gebildet worden - wolle Helige gerne sprechen. Der Kontakt mit deren Anwalt Johannes Öhlböck wurde aufgenommen, so Helige: „Er hat uns prinzipiell die Zusammenarbeit zugesagt, aber natürlich unter der Wahrung der Rechte der Betroffenen.“

Die beiden Frauen sind ehemalige Bewohnerinnen des Heims im Schloss Wilhelminenberg und haben öffentlich schwere Vorwürfe erhoben. Laut den beiden ist es in der 1977 aufgelassenen Einrichtung unter anderem zu Fällen von Kinderprostitution und Serienvergewaltigungen gekommen.

Ob in den Vorgesprächen auch andere Opfer solche Erlebnisse geschildert hatten, wollte Helige nicht sagen. „Ich bitte um Verständnis, aber über die Inhalte will ich nichts sagen. Da müssen wir uns auch erst näher ein Bild machen“, sagte sie.

Begehung soll Eindrücke vermitteln

In den kommenden Wochen soll außerdem eine Begehung des Schlosses Wilhelminenberg - in dem sich nun ein Hotel befindet - stattfinden. Dabei will die Kommission Eindrücke sammeln: „Das ist ja ein sehr großes Haus. Da gab es sicher verschiedene Gruppen von Zöglingen. Und da ist es natürlich interessant, zu fragen: Wo war welche Gruppe? Es ist auch die Idee, dass jemand dabei ist, der zur der Zeit dort war.“ Ob es sich dabei um ein ehemaliges Heimkind oder einen Erzieher handeln soll, ist noch offen: „Das beraten wir gerade.“

Weiter soll schon in den nächsten Tagen mit der Aufarbeitung der Akten begonnen werden. Es müssten allerdings noch einige rechtliche Punkte etwa betreffend des Datenschutzes geklärt werden. Einige Unterlagen kennt die Kommission allerdings schon: „Wir haben schon Teilakten, die von den Opfern zur Verfügung gestellt wurden.“

Abschluss der Kommission bis Jahresende geplant

Helige zeigte sich zuversichtlich, dass es am Schluss „ein inhaltsreiches Ergebnis“ geben wird. Die Arbeit des Gremiums soll Ende 2012 bzw. Anfang 2013 abgeschlossen sein. Prinzipiell gebe es „großes Interesse, daran mitzuarbeiten und hier hilfreich zu sein“. Neben Helige sind die ehemalige Senatspräsidentin des Obersten Gerichtshofes, Helge Schmucker, die Psychiaterin Gabriele Wörgötter und der Linzer Sozialhistoriker Michael John in der Kommission - mehr dazu in Missbrauch: Ergebnisse bis Ende 2012.

In der Vergangenheit haben ehemalige Zöglinge nicht nur Vorwürfe gegen das Heim auf dem Wilhelminenberg erhoben, sondern auch gegen andere städtische Einrichtungen. Auf die Frage, ob es denn nicht notwendig sei, auch die Geschichte anderer Kinderheime aufzuarbeiten, sagte Helige: „Dem will ich nicht vorgreifen.“

Für die Prüfungskommission gilt jedenfalls: „Wann immer wir den Eindruck haben, man müsste ein anderes Heim auch genauer anschauen, werden wir entweder - wenn es nur einen kleinen Ausschnitt der Zeit betrifft - vielleicht mitmachen oder sonst werden wir anregen, zu sagen: ‚Bitte, dieses Heim gehört auch näher untersucht‘“, kündigte die Juristin an. Eine umfassende Untersuchung aller Heime würde jedoch den Rahmen des Gremiums sprengen.

FPÖ-Kritik an der Kommission

FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus hatte am Donnerstag die Arbeit der Wilhelminenberg-Kommission scharf kritisiert, von den anderen Rathaus-Parteien wurde diese Kritik zurückgewiesen - mehr dazu in FPÖ-Kritik an Wilhelminenberg-Kommission.

Links: