Uni Wien blieb geschlossen

Nach der Räumung des besetzten Audimax an der Universität Wien ist das Hauptgebäude am Freitag geschlossen geblieben. Alle Lehrveranstaltungen wurden abgesagt. Die Uni will weiterhin auf Dialog mit den protestierenden Studenten setzen.

„Bis alle Beschädigungen behoben und Verunreinigungen beseitigt sind“, sei der Zutritt nur für Mitarbeiter möglich, wie es auf der Webseite der Uni heißt. Sämtliche Lehrveranstaltungen und Prüfungen wurden abgesagt, „kurzfristige Ersatztermine an anderen Orten sind nicht möglich“.

Ab Montag wieder normaler Betrieb

Ersatzräumlichkeiten anzumieten habe 2009 rund 1,8 Millionen Euro gekostet, das könne die Uni sich bei ihrem Defizit von 15 Millionen Euro nicht leisten, so Rektor Heinz Engl bei einem Pressegespräch. Eine für Samstag im Audimax geplante Psychologie-Prüfung soll an einem Ersatzort stattfinden. „Wir hoffen, wenn die Situation es erlaubt, am Montag wieder normalen Betrieb aufzunehmen“, meinte Engl.

Uni Wien

APA/GEORG HOCHMUTH

Türen blieben am Freitag verschlossen

Rektor verteidigte polizeiliche Räumung

Die Räumung des Audimax durch die Polizei - „durchaus aufgrund der analogen Erfahrungen vor drei Jahren“, als der Hörsaal über viele Wochen hinweg besetzt war - verteidigte Engl und wurde dabei von den Vorsitzenden von Senat und Unirat unterstützt. Immerhin würden durch die Besetzung viele andere Studenten gestört, so der Rektor. Konsequenzen werde es für jene 200 bis 300 Studenten, deren Personalien aufgenommen wurden, nicht geben.

Offene Diskussionsveranstaltung

Die Besetzung des Rektorats am Donnerstag war Teil einer „universitätsweiten Protestwoche“ von Studenten der Studienrichtung Internationalen Entwicklung (IE) gegen die geplante Abschaffung ihres Bachelorstudiums. Künftig soll es nur ein Masterstudium geben. Inhaltlich dürfte die Kurzzeitbesetzung keine großen Auswirkungen gezeigt haben: Am Montag (23.4.) soll es zwar eine offene Info- und Diskussionsveranstaltung u.a. zur geplanten autonomen Einführung von Studiengebühren geben.

Den Antrag will Engl aber nicht zurückziehen, immerhin sei der Hauptzweck eine rasche rechtliche Klärung in punkto Studiengebühren und die Uni stehe unter starkem Druck durch das Wissenschaftsministerium. Es gehe um neun Mio. Euro im Jahr, die der Uni nicht ersetzt werden.

„Klagen sind in dem Sinn willkommen, dass es eine rechtliche Klärung gibt.“ Sein Ziel sei, wie das der Studenten, eine bessere Finanzierung durch den Staat. Kommenden Donnerstag muss der Senat entscheiden, ob er einer autonomen Einführung zustimmt. Der Senatsvorsitzende Helmut Fuchs hofft, dass es zu einem Musterverfahren in dieser Frage kommt.

Uni hält an ihren Plänen fest

Zum Spezialthema IE soll es am 30. April ein Treffen geben, wobei auch hier ein Abgehen von den Plänen der Uni unwahrscheinlich ist. Angesichts der begrenzten Mittel soll man den IE-Bachelor mit seinen derzeit rund 2.000 Studenten künftig nicht mehr inskribieren können, er soll stattdessen durch ein „hochqualitatives“ Masterstudium ersetzt werden, das über verschiedene andere Bachelorstudien zugänglich sein soll.

„Wir wollen überhaupt nichts abschaffen, wir wollen etwas Neues schaffen“, betonte der Uniratsvorsitzende Max Kothbauer. Der Unirat unterstützt diesen Plan, denn „wir können kein Geld herzaubern“. Für Fuchs ist es „die unter den finanziellen Verhältnissen einzig mögliche Lösung“.

Töchterle: „Das ist Sache der Uni“

Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) sieht derzeit noch keinen Anlass, sich der Diskussion mit den protestierenden Studenten an der Universität Wien zu stellen. Es gehe um ein Problem, welche Studien in welcher Form geboten werden sollen. Darüber habe er schon mehrfach sowohl mit Studenten als auch mit Uni-Wien-Rektor geredet.

„Das ist eine Diskussion innerhalb der Uni und sollte nach Möglichkeit auch dort geführt werden“, so Töchterle. Er zeigte sich aber bereit, sich einer Diskussion mit den Studenten zu stellen, „sollte das Ganze größere Dimensionen annehmen“.

150 Studenten protestierten im Audi Max

Die Polizei hatte Donnerstagabend das besetzte Audimax geräumt. Rund 150 Personen haben sich laut Angaben der Exekutive noch im Hörsaal befunden - mehr dazu in Polizei räumt besetztes Audimax.
Bildershow von den Besetzungen

Bereits im Herbst 2009 hatten Studenten aus Protest gegen die Umstellung der Ausbildung auf die Bologna-Studienarchitektur (Bachelor/Master/PhD) und die Abschaffung von Studien wochenlang das Audimax besetzt. Zeitweise waren damals um die tausend Personen anwesend. Aus der Besetzung entstand die Protestbewegung „unibrennt“, die auch auf andere Bundesländer übergriff.

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