Mahü: Unternehmer bezweifeln Fuzo

Die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) hat 1.000 der insgesamt 8.000 Unternehmer des sechsten und siebenten Bezirks zu ihrer Meinung über die Zukunft der Mariahilfer Straße befragen lassen. Das Ergebnis fällt für das Projekt ernüchternd aus.

Brigitte Jank, Peter Hajek

ORF

WKW-Präsidentin Brigitte Jank und Meinungsforscher Peter Hajek

Sandra Völker vom „Herzilein“-Shop in der Amerlingstraße war anfangs für die Fußgängerzone, mittlerweile hat sie ihre Meinung aber geändert. „Ich kann nur ernst nehmen, was meine Kunden sagen, die auch meine anderen Shops besuchen. Die sagen, dass sie lieber in ein anderes Geschäft gehen, weil es ihnen hier zu chaotisch ist“, sagt sie im Gespräch mit „Wien heute“.

Trzesniewski steigert Umsatz

Anders die Meinung von Andrew Demmer, Chef von Trzesniewski. Er wünscht sich zwar mehr Querungen, ist aber mit der Fußgängerzone zufrieden. "Wir haben eine durchschnittliche Umsatz- und Frequenzsteigerung von zehn Prozent. Wie ich höre, haben das nicht alle Geschäftsleute verspürt. Wir gehören zu den Glücklichen.“

Demmer dürfte eher eine Ausnahme darstellen, zumindest wenn es nach der am Donnerstag präsentierten Umfrage geht. „Das ist eine Umfrage, die pickt“, versicherte Meinungsforscher Peter Hajek, dessen Public Opinion Strategies GmbH die Erhebung für die Kammer durchgeführt hatz. Gut 1.000 von insgesamt rund 8.000 Unternehmer im 6. und 7. Bezirk wurden - quer durch alle Sparten - zwischen 13. Jänner und 3. Februar telefonisch befragt, die Schwankungsbreite sei mit plus/minus 2,8 Prozent sehr gering.

Ergebnisse im Detail

Mehr als zwei Drittel der Wirtschaftstreibenden (70 Prozent) sprechen sich „ganz sicher“ oder „eher“ gegen die Beibehaltung der jetzigen Verkehrslösung aus. 27 Prozent sind „eher“ oder „unbedingt“ pro Fußgänger- und Begegnungszone beziehungsweise die neuen Einbahnregelungen. Der Rest macht dazu keine Angaben. Überdurchschnittlich auf der Anti-Fuzo-Seite sind mit je 78 Prozent die Sparten Handel sowie Gewerbe und Handwerk, im Informations- und Consultingbereich gibt es mit 52 Prozent hingegen bedeutend weniger Ablehnung.

So soll die neue Mariahilfer Straße aussehen

Gefragt wurde auch nach ökonomischen Auswirkungen. Laut Hajek finden sich unter jenen Unternehmern, die von Rückgängen bei Umsatz und Kundenfrequenz berichten, besonders viele Unzufriedene. 31 Prozent klagen über ein Minus in der Kasse - viele davon im Handels-und Tourismusbereich sowie kleinere Betriebe mit höchstens neun Mitarbeitern. Zwölf Prozent freuen sich indes über Zuwächse. Die Mehrheit (36 Prozent) bemerkt allerdings keinerlei Veränderungen und rund ein Fünftel kann oder will dazu keine Angaben machen.

Jank pro Fuzo, aber kontra aktuelles Konzept

Für Jank sprechen die Zahlen eine klare Sprache: „Das Verkehrskonzept ist durchgefallen.“ Wobei sie klarstellte: „Ich habe mich nie gegen ein Stück Fußgängerzone ausgesprochen, aber die Verbindung beider Bezirke muss erhalten bleiben“, plädierte die Kammerchefin für Querungen. Sie forderte neuerliche Verhandlungen mit der Stadtregierung: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein derartiges Votum negiert wird.“

Grafik Mariahilfer Straße

APA-Grafik

Vassilakous „Tür ist offen“

„Dass es nach wie vor Skepsis gibt, ist unbestritten“, sagte Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou in einer ersten Reaktion auf das Umfrageergebnis der WKW. Es gebe aber auch zahlreiche Unternehmen, die über die Verkehrsberuhigung froh seien.

„Ich begrüße es, dass die Wirtschaftskammer offen sagt, dass sie für eine Fußgängerzone auf der Mariahilfer Straße ist“, an Querungen solle es nicht scheitern, dafür sei auch die Stadtregierung immer eingetreten. Im Fall eines positiven Ausgangs der Befragung seien „Querungen gemeinsam mit der Wirtschaftskammer zu verhandeln - meine Tür ist offen“, sagte Vassilakou.

Kritik von der FPÖ

Die Wiener FPÖ kritisierte indes die Auszählungsmodalitäten der rot-grünen Bürgerumfrage, die am Montag startet und bis 7. März läuft. Klubchef Johann Gudenus prangerte an, dass die Fragebögen nicht von amtlichen Stimmzählungskommissionen ausgewertet würden, in denen alle Parteien vertreten seien, um Missbrauch zu verhindern. „Die Oppositionsparteien sind nicht eingebunden“, sagte Gudenus.

Dem widersprach der Presse- und Informationsdienst der Stadt, der die Durchführung der Befragung verantwortet. „Die Überparteilichkeit ist selbstverständlich gewährleistet“, betonte ein Sprecher. Denn abgesehen von einem anwesenden Notar würden beide Bezirksvorstehungen alle Fraktionen - also auch die Opposition - einladen, Vertreter zu nominieren, die der Auszählung beiwohnen können.

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