Hartmann: „Ziel heißt Transparenz“

Widersprüchliche Botschaften gibt es von Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann: „Unser Ziel heißt Transparenz“, hat er bei einer Pressekonferenz zur aktuellen Krise des Hauses gesagt - und hat gleichzeitig keinen weiteren Kommentar dazu abgegeben.

Außer einem Einleitungsstatement wollte der Theaterleiter nichts zur angespannten finanziellen Situation sagen: „Das wird kein Interview und keine Fragestunde.“ Das Pressegespräch war zur Erläuterung des am 14. März beginnenden Theaterfestivals „Szene Ungarn - Ausschnitte einer Theaterlandschaft“ angesetzt worden - mehr dazu in Ungarn sagt Gastspiel an Burg ab. Matthias Hartmann werde zwar über „die aktuellen Ereignisse am Burgtheater sprechen“ - „aber nicht heute, um den Dialog mit dem Ensemble nicht zu stören“, war davor den Pressevertretern per Mail aus dem Pressebüro bedeutet worden.

Matthias Hartmann

APA/HERBERT PFARRHOFER

„Unheimlich starker Druck“

Für den Dialog, den er mit verschiedenen Teilen des Ensembles derzeit führe, brauche man Ruhe, so Hartmann. Kräfte der Beschleunigung seien dabei hinderlich. „Gefordert ist jetzt Transparenz. Aber in vielen Bereichen sind wir noch immer am Suchen.“ Es habe sich ein „unheimlich starker Druck“ aufgebaut, bei dem sich zwei Themen „zu einer Art Gulasch“ vermengt hätten: Einerseits gehe es um die Causa rund um die entlassene Burg-Vizedirektorin und Ex-Geschäftsführerin Silvia Stantejsky, zu der es einen „fertigen KPMG-Bericht“ gäbe, an dessen End-Formulierung derzeit gefeilt würde, andererseits um die seit langem virulente „Unterfinanzierung dieses Hauses“.

In diesem „unbeschreiblichen Druck“, in dem von Schließungen von Spielstätten und weiteren Sparmaßnahmen die Rede sei, fühlten sich viele im Haus bedroht: „Die Schauspieler haben Angst um ihre Existenz.“ - mehr dazu in Burgtheater will eine Produktion einsparen.

Angespannte finanzielle Lage

Am vergangenen Freitag hatte die Ensembleversammlung des Burgtheaters mit 83 zu 31 Stimmen bei 2 Enthaltungen einen Brief an Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) verabschiedet, in dem Direktor Matthias Hartmann und Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer das Misstrauen ausgesprochen wurde. Man könne der bisherigen Darstellung, Stantejsky sei alleine für die finanzielle Misere verantwortlich, keinen Glauben schenken, hieß es - mehr dazu in Burg: Opposition will Hartmann-Rücktritt.

Ein Zwischenbericht zur wirtschaftlichen Lage des Burgtheaters hatte kurz davor von „deutlichen Indizien für gefälschte Belege und die Vorspiegelung falscher Tatsachen“ gesprochen. Stantejsky bestreitet alle Vorwürfe und hat gegen ihre Entlassung Klage eingereicht - mehr dazu in Burgtheater-Vizedirektorin: „Kein Parallelsystem“.

Für das Jahr 2012/13 wird im Burgtheater mit einem Bilanzverlust von „voraussichtlich“ 8,3 Mio. Euro gerechnet. Dazu könnten 5 Millionen Euro Steuernachzahlungen kommen - mehr dazu in Burgtheater: 8,3 Millionen Euro Verlust. Ostermayer hatte angekündigt, den für Ende Februar avisierten Endbericht der KPMG-Wirtschaftsprüfer abwarten zu wollen. Er könne „die Verunsicherung und Sorge im Ensemble gut nachvollziehen, aber gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, kühlen Kopf zu bewahren“.

Link: