„Garteln“ mitten in Wien

Mit den ersten Frühlingsblumen sprießt die Vorfreude der Hobbygärtner auf die Gartensaison - auch mitten in der Stadt. In Wien gibt es bereits viele Möglichkeiten zum „Garteln“, zum Beispiel direkt vor der Haustür mittels Baumpatenschaft.

In der Erde herumgraben, Unkraut zupfen, Gemüse anbauen und dann die Früchte der harten Arbeit ernten: Davon dürften einige Wiener bereits träumen, denn der Beginn der Gartensaison steht unmittelbar bevor. Während vielen schlichtweg ein Garten oder Balkon fehlt, gibt es in der Stadt bereits eine Vielzahl an Möglichkeiten, seinem Hobby nachzukommen. In Nachbarschaftsgärten, Selbsterntegärten und den Grünflächen um die Straßenbäume darf gepflanzt, gepflückt und gezupft werden.

Baumscheibe

GB*2/20

Baumpatenschaften hoch im Kurs

Direkt vor der Haustür zu gärtnern und das, ohne einen Garten sein Eigen zu nennen, funktioniert mit Hilfe einer Baumpatenschaft. Die Initiative „Garteln ums Eck“ der Stadt Wien bietet seit 2008 die Möglichkeit, sich eine Baumscheibe, also einen Straßenbaum und die Grünfläche rundherum, zu sichern. Interessierte können sich bei der Gebietsbetreuung Stadterneuerung informieren, ob der gewünschte Baum noch verfügbar ist. Danach kann man sich mit Hilfe einer Vertragsunterzeichnung als Baumpate gratis registrieren lassen.

Allein im Stuwerviertel in der Leopoldstadt gibt es etwa 150 solcher Baumpaten - Tendenz steigend, erklärt Andrea Mann von der Gebietsbetreuung im zweiten und 20. Bezirk. Nachdem die ersten Baumscheiben vor 30 Jahren unerlaubt bepflanzt wurden, habe sich die Stadt Wien eine „legale Variante mit Vertrag“ überlegt, so Mann. Heute sind in der Leopoldstadt über 400 Bäume für eine Patenschaft freigegeben. Einen Zaun um die Baumscheibe als Schutz gegen Vandalismus darf trotzdem nur die Stadt aufstellen.

Selbsterntegarten

www.selbsternte.at

Selbsternteparzelle mit 20 Gemüsesorten

Hobbygärtner, die mehr Platz zum Pflanzen brauchen, als eine Baumscheibe bietet, können sich in einem Selbsterntegarten anmelden. Auf etwa 40 bis 80 Quadratmetern können sich Gartenfreunde an 20 bereits gesäten Gemüsesorten erfreuen. Die Vorarbeit leistet ein Landwirt. Er stellt ein Feld zur Verfügung, steckt die Parzellen ab und legt das biologische Saatgut aus. Das Pflanzenangebot der eigenen Parzelle könne man dann erweitern - ebenfalls rein biologisch, erklärt Regine Bruno, die die Selbsterntegärten in Österreich koordiniert.

Selbsterntegarten

www.selbsternte.at

Die Pflege der Parzelle übernimmt der Hobbygärtner selbst. Je nach Größe der Parzelle beträgt der Jahresbeitrag etwa zwischen 120 und 300 Euro. „Garteln“ darf man dann etwa von Mai bis Anfang November. Wer sich noch für eine Selbsternteparzelle anmelden möchte, sollte das bald tun. „Es wird von Woche zu Woche knapper“, so Bruno. Aktuell seien direkt in Wien noch in Hirschstetten, in der Donaustadt und in Erlaa in Liesing Parzellen frei.

Gärtner erobern Grünflächen zurück

Nachbarschaftsgärten sind ein weiteres Angebot, um seine Leidenschaft zu gärtnern mitten in der Stadt auszuleben. Auch hier gibt es Projekte der Gebietsbetreuung Stadterneuerung. Dabei sollen das Miteinander im Grätzl gestärkt und brachliegende Flächen genutzt werden. Aktuell gibt es nach Angaben der Stadt Wien etwa 30 solcher Gartenprojekte. Nachbarschaftsgärten können außerdem von der Stadt finanziell gefördert werden.

Während diese Rückeroberung von öffentlichem Raum in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien passiert, gibt es auch nur geduldete Initiativen. Der Gemeinschaftsgarten an der U-Bahn-Station Längenfeldgasse wurde 2010 gegründet. Die Rasenfläche wurde damals ohne Erlaubnis umgegraben und bepflanzt. Aktuell wird der Längenfeldgarten von etwa 25 aktiven Gärtnern gepflegt. Für jedermann zugänglich, kommen aber auch Anrainer und Besucher zum Jäten und Ernten vorbei.

Christina Mühlparzer, wien.ORF.at

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