Geschichtsträchtige achteinhalb Hektar

Mit einem großen Parkfest mit 140 Oldtimern auf dem Rathausplatz ist am Donnerstag die Fotoausstellung „100 Jahre Rathausplatz“ in der Tiefgarage eröffnet worden. Ein Streifzug durch die Geschichte des historischen Platzes im letzten Jahrhundert.

Um ganz genau zu sein, gibt es den Wiener Rathausplatz, so wie man ihn heute kennt, schon seit mehr als 100 Jahren. Er wurde 1907 nach der Fertigstellung des Neuen Rathauses auf dem Areal des Josefstädter Glacis, das zuvor vom Militär als Exerzier- und Paradeplatz genutzt worden war, auf Dr.-Karl-Lueger-Platz getauft. Der von Rudolph Siebeck links und rechts angelegte Rathauspark war schon zuvor mit der Grundsteinlegung des Gebäudes angelegt worden. Der Platz wurde seitdem Zeuge einer ereignisreichen Stadtgeschichte.

Als erstes kommen einem natürlich die neueren, zum Teil auch schon traditionsreichen Festivals, Veranstaltungen und Events auf dem Rathausplatz, wie der Christkindlmarkt, der „Wiener Eistraum“, die Eröffnung der Wiener Festwochen, das Steiermarkdorf, der Maiaufmarsch der SPÖ und das Treiben auf dem roten Teppich beim Life Ball in den Sinn. All das findet Jahr für Jahr auf 85.000 Quadratmetern Asphalt statt. Über 100.000 Menschen fasst der weitläufige Platz insgesamt.

Fotos: 100 Jahre Rathausplatz

Nach dem Zweiten Weltkrieg wenig genutzt

Obwohl der Platz von Anfang an als Zentrum für städtische Veranstaltungen gedacht war, fanden vor seiner erstmaligen Umbenennung in Rathausplatz im Jahr 1926 keine nennenswerten statt. Zwar gab es bereits 1911 einen großen Aufmarsch der Sozialdemokraten und auch nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Platz für deren politische Auftritte genutzt, recht viel mehr passierte dort zu der Zeit allerdings nicht. In der Zwischenkriegszeit waren die Besucher auf dem Platz besonders von der nächtlichen Beleuchtung des Rathauses angetan.

Die acht Elisabethbrückenstatuen

Seit 1907 schmücken diese links und rechts die Verbindungsstraße zwischen Rathaus und Ring. Es handelt sich u.a. um Denkmäler für Heinrich II. Jasomirgott, Graf Starhemberg, Graf Salm, Johann Fischer von Erlach und Leopold VI.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Platz in Adolf-Hitler-Platz umbenannt, ehe er 1945 nach der Zerschlagung der nationalsozialistischen Herrschaft wieder und endgültig als Rathausplatz bezeichnet wurde. Im selben Jahr fand unter anderem eine Kundgebung zu Ehren des aus dem KZ zurückgekehrten Alt-Bürgermeisters Karl Seitz statt. Danach wurde es stiller.

In den folgenden drei Jahrzehnten blieb der einladende Rathausplatz bis auf den jährlichen Maiaufmarsch und ein paar einzelne Veranstaltungen weitgehend ungenützt. Seit 1951 findet dort aber das jährliche Eröffnungsfest der Wiener Festwochen statt, das mit den Jahren immer größer wurde. 1955 spielten außerdem aufgrund zahlreicher Befreiungsfeiern die Wiener Philharmoniker sowie die Polizeimusik auf. 1959 folgte das erstmalige Aufstellen des Christbaums, der in diesem Jahr übrigens von Kärnten gespendet wurde.

Maiaufmarsch

APA/HANS PUNZ

Der Maiaufmarsch der Sozialdemokraten fand zum ersten Mal 1921 statt.

Anfänglicher Flop des Christkindlmarktes

In den 1960er Jahren folgten ein Motorradtreff mit 700 Besuchern, die Eröffnung des Turnfestes des Weltgymnastikverbands, eine Gartenausstellung und viele andere kleine Feste. 1975 wurde schließlich der Christkindlmarkt, der zuvor vor dem Messepalast abgehalten wurde, aufgrund von Bauarbeiten auf den Rathausplatz verlegt. Eine anfangs fatale Entscheidung für die Standler, da durch die Verlegung über Jahre die nötige Kundenfrequenz fehlte. Diese Flaute entwickelte sich aber über die Jahre schließlich zu einer der erfolgreichsten Veranstaltungen vor Ort.

Unter Bürgermeister Helmut Zilk gab es in den 1980er und 1990er Jahren bereits über 52 Tage pro Jahr Feierlichkeiten auf dem Platz. Inklusive Christkindlmarkt waren es sogar 83 Tage. Mehr und mehr Menschen entdeckten den Rathausplatz als Ort für Feiern und Veranstaltungen aller Art. Bis heute hat er sich zum meistbespieltesten Ort der Stadt Wien entwickelt.

Christkindlmarkt

APA/HERBERT PFARRHOFER

Der jährliche Adventzauber auf dem Rathausplatz ist bereits Tradition geworden.

Nahezu 365 Tage im Jahr bespielt

Wie bereits eingangs erwähnt, gibt es heute unzählige Veranstaltungen, die auf dem achteinhalb Hektar großen Gelände des Rathausplatzes stattfinden. Die vier größten Veranstaltungen sind natürlich der Christkindlmarkt mit dem „Adventzauber“, der „Wiener Eistraum“, das Filmfestival in den Sommerferien sowie der Silvesterpfad, wobei der Rathausplatz aber nur ein Teil davon ist, da dieser durch die gesamte City führt.

Der Rathausplatz hat sich somit von einer nach dem Zweiten Weltkrieg nur selten genützten Großfläche zwischen Rathaus, Park und Ringstraße zur wichtigsten touristischen Attraktion Wiens gemausert. Die verschiedenen Events aus Kultur und Sport haben ihn zu einem der lukrativsten Marketinginstrumente Wiens gemacht. Mittlerweile steht die Veranstaltungskapazität aber so gut wie. Das Jahr müsste wohl mehr als 365 Tage haben.

Links: