Street-Art-Superstar malt in Wien

Für die Fußball-WM hat er Logos entworfen, er gilt als berühmtester Street-Art-Künstler Südamerikas. Derzeit hält sich „speto“ unter der U2-Trasse bei der Station Krieau in Wien-Leopoldstadt auf. Er bringt dort auf 14 Säulen ein Kunstwerk an, inspiriert von der Kultur seines Heimatlandes.

„Nein, ich bin kein Superstar. Ich bin alt, ich bin 42 und habe 1985 mit dem Sprayen begonnen, deswegen kennen mich so viele. Glamour gibt es in der Graffiti-Szene nicht.“ Seit gut zwei Wochen ist speto in Wien und bemalt 14 Säulen im Auftrag der Wiener Linien, des Viertel Zwei und der „Kunst im öffentlichen Raum“.

TV-Hinweis:

Einen Beitrag über speto sehen Sie in „Wien heute“, 19.00 Uhr, ORF2 oder in der ORF TVthek.

Speto kommt aus einer Künstlerfamilie in Sao Paolo und hat sich alles selbst beigebracht. „Ich habe einen Typen in einem Film gesehen, der Graffitis gemacht hat, dann habe ich mir eine Spraydose gekauft und versucht, das auch zu lernen. Jetzt ist es für mich eine lebenslange Leidenschaft.“ Mittlerweile bekam speto Aufträge aus 18 Ländern, zuletzt designte er das Foyer des Ice Hotels in Schweden.

Inspiriert von indigener Kultur Brasiliens

Längst hat speto seinen eigenen Stil etabliert. Er lässt sich von den Mythen, Bildern Erzählungen der brasilianischen Ureinwohner inspirieren und transportiert sie in die Gegenwart. Dabei bezieht er sich immer wieder auf die „Literatura de Cordel“, einer Spielart der Volkslyrik aus dem Nordosten Brasiliens.

Die 14 fast fünf Meter hohen Säulen in Wien widmet er den Villas Boas-Brüdern, die für die Rechte indigener Völker in Brasilien kämpften. Dabei stellt er die indigenen Muster und Köpfe der modernen Architektur des „Viertel Zwei“ gegenüber. „Das ist das genaue Gegenteil, aber irgendwie passt es zusammen“, sagt speto im „Wien heute“-Interview.

Warum das gerade in den zweiten Wiener Gemeindebezirk passt? „Wir müssen für unsere Rechte kämpfen, egal wann und wo. Für uns ist jetzt auch die Weltmeisterschaft eine gute Möglichkeit, unsere Kultur zu zeigen.“ Für die WM entwarf speto die Logos auf der Coca-Cola-Flasche. „Es war viel Arbeit, aber ich bin stolz darauf. Die Flaschen werden in 207 Ländern verkauft. Das ist unglaublich.“

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Speto malt auf der ganzen Welt

„Ein bisschen von Brasilien erleben“

Die Arbeit in Wien war nicht einfach. Die ersten Tage machten ihm Regen und Wind einen Strich durch die Rechnung, auch von Passanten wurde speto nicht immer wohlwollend wahrgenommen. „Viele Menschen mögen Graffiti nicht - als sie mich hier mit der Spraydose gesehen haben, haben einige gesagt: ‚Das ist illegal.‘ Nein, ich bin engagiert worden, um Kunst zu machen.“

Damit hat er aber gelernt, umzugehen. „Kunst auf der Straße ist demokratisch. Es ist für jeden, egal, ob arm und reich. Menschen, die hier vorbeigehen, können ein bisschen von Brasilien erleben. Das ist nicht normal hier, aber schön.“ Bis Donnerstag wird speto sein Kunstwerk in der Leopoldstadt fertigmachen, dann wird es mit einem kleinen Fest eröffnet.

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