Öffi-Sicherheit: „Ende 2016 zu langsam“

Von 4.00 bis 6.30 Uhr tagte Mittwochfrüh die Belegschaft der Wiener Linien wegen der häufiger gewordenen Übergriffe auf Öffi-Fahrer. Die geplante Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen bis Ende 2016 geht dem Betriebsrat zu langsam.

120 Busse blieben in der Früh in der Raxgarage stehen. Der Tenor der Mitarbeiter dort ist die Sorge um die eigene Sicherheit. Die Frage, wer der nächste sein könnte, geht um. Es seien vor allem nicht nur die tätlichen Übergriffe, sondern auch verbale, die gestoppt werden müssten, sind sich die Mitarbeiter einig.

Rax Garage

ORF Wien

Die Busse sind Mittwochfrüh in der Remise in der Raxstraße geblieben

Forderungen nach mehr Sicherheit

Bei der Betriebsversammlung wurden die Forderungen der Belegschaft für mehr Sicherheit besprochen. Es brauche mehr Sicherheitspersonal, die Videoüberwachung in allen Fahrzeugen und Stationen soll schneller als geplant umgesetzt werden, in den Nachtstunden sollen ausschließlich Fahrzeuge mit abgetrennten Fahrerkabinen zum Einsatz kommen.

Die Infoveranstaltung nutzten die Personalvertreter auch dazu, einen Teil des Fahrpersonals mit tragbaren Pieps-Alarmen für den Notfall auszustatten. Der „Selbstretter“, dessen schriller Piepton nach Aktivierung Gewalt unter Umständen abschrecken könne, sei noch nicht flächendeckend an die Kollegen verteilt worden, sagte Kurt Wessely, Betriebsratschef des Fahrpersonals.

Umsetzungsplan bis Ende 2016

Die Umsetzung der Forderungen sei mittelfristig - konkret binnen zwei bis zweieinhalb Jahren - realistisch, sagte Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien am Dienstag in der ORF-Sendung „Heute Mittag“. „Viele Fahrzeuge haben das schon, in der U-Bahn sind wir da auch schon sehr weit“, sagte Steinbauer.

Der Betriebsrat will aber nicht mehr länger warten und forderte eine schnellere Umsetzung: „Es hilft mir nicht, wenn es heißt, Ende 2016 sind alle Busse mit einer Lenkerkabine ausgerüstet. Das ist mir zu langsam“, sagt Betriebsrat Leopold Wurm am Mittwochfrüh in der Raxgarage.

Verhandlungen mit der Geschäftsführung

Nach der heutigen Betriebsversammlung wollen die Personalvertreter mit der Geschäftsführung der Wiener Linien in konkrete Verhandlungen über die geforderten höheren Sicherheitsstandards treten. Eine Petition sei ausgearbeitet worden, die derzeit „noch nicht allumfassend“ sei, aber nach Finalisierung der Geschäftsführung der Wiener Linien übergeben werde, sagte Betriebsratschef Wessely.

Von der Geschäftsführung heißt es, man werde den schon eingeschlagenen Weg weitergehen. So werden in den Ausbau der Videoüberwachung in den kommenden zwei Jahren 800.000 Euro investiert, Deeskalationsschulungen für das Personal würden fortgesetzt. Ansonsten werde man noch abwarten, „was von der Belegschaftsvertretung kommt“, meinte der Sprecher der Wiener Linien im Hinblick auf die angekündigte Petition.

Betriebsratschef der Wiener Linien, Kurt Wessely

APA/Herbert Neubauer

Betriebsratschef Kurt Wessely teilte Pieps-Alarme aus

Kritik nicht nachvollziehbar

Die gestrige Kritik von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), der den Öffi-Ausfall als geeignetes Protestmittel hinterfragt hatte, konnte der Betriebsrat nicht ganz nachvollziehen: „Für uns gab es keine andere Möglichkeit mehr.“ Er hofft nun auf „verstärkte Unterstützung der Politik, auch wenn es dann um finanzielle Mittel geht, um Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen“. Denn diese kämen letztendlich auch den Fahrgästen zugute.

Sollte es zu keiner Einigung mit der Geschäftsführung kommen, werde man über weitere Maßnahmen in den entsprechenden Gremien verhandeln, wollte sich Wessely nicht genauer festlegen. Die Chefetage der Wiener Linien hatte zuletzt aber bereits Entgegenkommen signalisiert - auch wenn sie sich nicht gerade glücklich über die gewählte Form des Protests gezeigt hatte - mehr dazu in Wiener Linien: Betriebsrat hofft auf Verständnis.

Notbetrieb sei gut verlaufen

Der Notbetrieb bei den Wiener Linien im Mittwochfrühverkehr zwischen 4.30 und 6.00 Uhr wurde laut Sprecher Answer Lang „angenommen“, er sei aber „nicht überlaufen“ gewesen, offensichtlich hätten sich Fahrgäste „etwas anderes überlegt“ - mehr dazu in Wiener Linien: Normalbetrieb bis 9 Uhr.

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