Wien trauert um Hans Hollein

Der österreichische Architekt, Künstler, Designer und Ausstellungsgestalter Hans Hollein ist am Donnerstag nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Erst am 30. März hatte Hollein seinen 80. Geburtstag gefeiert. Das Begräbnis soll am 5. Mai stattfinden.

Der Architekt und Künstler konnte bereits an den offiziellen Feierlichkeiten zu seinem 80. Geburtstag wegen einer Lungenentzündung nicht mehr teilnehmen. Die Familie gab am Donnerstagvormittag seinen Tod bekannt. Hollein war seit 1985 Österreichs einziger Träger des renommierten Pritzker-Preises und einer der Weltstars der Architektur - mehr dazu in news.ORF.at.

Stadtpolitik betroffen von Holleins Tod

„Hans Hollein war einer der innovativsten Architekten Österreichs, der dazu beigetragen hat, unserer Stadt ihr modernes und weltoffenes Gesicht zu geben“, reagierte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) betroffen auf den Tod des renommierten Künstlers. Mit seinen Visionen habe er die Kunst der Architektur neu definiert und frühzeitig die Museumsdebatte in Österreich bereichert. „Mit seinen spektakulären und zugleich wegweisenden Bauten wie etwa dem Haas Haus auf dem Stephansplatz oder dem Soravia Wing auf der Albertina hat er sichtbare Spuren in unserer Stadt hinterlassen und immer wieder für öffentliche Diskussionen gesorgt“, sagte Mailath.

„Hans Hollein hat die österreichische Architektur der Nachkriegszeit geprägt wie kaum ein anderer und damit Wien auf der kulturellen Landkarte Europas wieder sichtbar gemacht“, sagte Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne). „Mit seiner Arbeit hat uns Hollein immer wieder vor Augen geführt, dass Architektur nicht nur eine Funktion erfüllt, sondern auch einen ästhetischen Wert darstellt. Unser Mitgefühl gilt allen Angehörigen und Freunden Hans Holleins“, sagte Vassilakou.

„Mit Hans Hollein ist ein virtuoser Architekt und bedeutender Künstler von uns gegangen, der aus der Kulturgeschichte unseres Landes nicht mehr wegzudenken ist und seine gestalterische Botschaft in alle Welt hinausgetragen hat“, reagierte der Wiener FPÖ-Kultursprecher Gerald Ebinger. „Mit Hans Hollein hat uns ein Meister der Formensprache des 20. Jahrhunderts für immer verlassen. Es besteht aber kein Zweifel, dass er in seinen Werken weiterlebt und ein wesentlicher Faktor der kulturellen Zeitgeschichte Österreichs nach dem zweiten Weltkrieg ist“, so ÖVP-Wien Kultursprecherin Isabella Leeb.

Hans Hollein

APA/Roland Schlager

„Der international wichtigste Architekt aus Österreich“

„Hans Hollein möchte ich zu den internationalen Widerstandskämpfern der Architektur zählen, die ihre Ideale weder verraten noch widerrufen haben und die unentwegt die Grenzen des Begreifens überschreiten, um zu beweisen, dass Architektur mehr ist als die Erfüllung eines ökonomisch funktionellen Zwanges“, so Architekt Wolf D. Prix zum Tod seines Kollegen.

„Hans Hollein ist seit sechzig Jahren der einflussreichste und international wichtigste Architekt aus Österreich. Kein anderer österreichischer Architekt hat wie er zur internationalen Debatte und Entwicklung der Architektur beigetragen. Er hat die Architektur als Gestaltungsanspruch für das gesamte Leben neu positioniert und damit wesentlich die gesellschaftliche Bedeutung der Architektur insgesamt befördert“, sagte Dietmar Steiner, Direktor des Architekturzentrums Wien, kurz nach Bekanntwerden von Holleins Tod.

Holleins Einfluss auf Albertina

„Mit tiefer Bestürzung erfahre ich vom Tod eines der bedeutendsten Architekten und Künstler des 20. Jahrhunderts. Mit seinen Architekturvisionen der 60er Jahre, der radikal neuen Verwendung von Materialien und einer Architettura parlante hat er bahnbrechend auf die Entwicklung der Architektur nicht nur Europas, sondern der Welt gewirkt“, sagte Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder am Donnerstag. Vieles stehe immer noch und präge Wiens Erscheinung - von der Silhouette des Donaukanals über den Stephansplatz bis zum Hollein-Wing, dem parasitären Zubau und Aufgang zur Albertina, so Schröder in einer Aussendung.

Ausstellungshinweis

Das MAK eröffnet am am 24. Juni die umfangreiche Ausstellung „Hollein“.

Hollein-Personale im MAK

„In den vergangenen Monaten, im Zuge der Vorbereitung einer großen Personale zu Hans Hollein und der intensiven Auseinandersetzung mit seinem Archiv, hat sich uns hier im MAK die Bedeutung, Komplexität und Vielschichtigkeit von Holleins Werk und seinem Vermächtnis in vollem Umfang erschlossen. Als Gestalter im umfassendsten Sinn hat er dem vielzitierten Attribut Universalkünstler mehr als eine neue Dimension verliehen“, so Christoph Thun-Hohenstein, Direktor des MAK.

Wiener Prestigeprojekt Haas Haus

Der Visionär und Architekturtheoretiker, der in Zeichnungen, Collagen und Skulpturen Grundfragen von Raum und seiner Bebauung stellte, entwarf Museen, Konzerthallen und Kulturzentren von Europa bis nach China, von Japan über die USA bis nach Saudi-Arabien und variierte dabei Grundformen wie Kubus, Konus und Welle.

Haas-Haus auf dem Wiener Stephansplatz

hollein.com

Holleins Wiener Prestigeprojekt Haas Haus

Holleins erstes Wiener Prestigeprojekt, vom damaligen Bürgermeister Helmut Zilk (SPÖ) durchgesetzt, führte ihn mit dem als Konsumtempel der Postmoderne ausgeführten Haas Haus (1985-1990) gleich in das Herz der Stadt, auf den Stephansplatz.

Weltweite Karriere

Hollein baute unter anderem in New York (Richard L. Feigen Gallery, 1969), in Mönchengladbach (Städtisches Museum Abteiberg, 1970-1972), in Teheran (Museum für Glas und Keramik, 1977/78), in Frankfurt (Museum für Moderne Kunst, Eröffnung 1991), Berlin (Österreichischen Botschaft, Eröffnung 2001) und Clermont-Ferrand („Vulcania“-Museum, 2002).

In Wien realisierte er vergleichsweise spät weitere größere Bauten: Den Media-Tower am Wiener Schwedenplatz (2001) krönt eines der für Hollein charakteristischen Flugdächer, der kühn den Albertina-Vorplatz gleichzeitig beschirmende und zerschneidende „Soravia Wing“ (2003) trägt ebenso seine Handschrift wie der Hilton-Umbau und das Bürohaus „Die Welle“ in unmittelbarer Nähe des Hotels.