1914-2014: Erster Weltkrieg im Museum

Der 28. Juli 1914: Österreich-Ungarn erklärt dem Königreich Serbien den Krieg. Der Erste Weltkrieg beginnt. Bemerkenswerte Online-Ausstellungen führen zurück in jene Jahre von Tod, Zerstörung und Not und dem Ende dreier Kaiserreiche.

398 Menschen leben heute noch in Wien, die den Beginn des Ersten Weltkriegs persönlich erlebt haben, das Attentat auf den damaligen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo, die Kriegserklärung. 53 Millionen Menschen lebten in Österreich-Ungarn, viereinhalb Jahre Krieg brachte Millionen von ihnen den Tod. Die Zeitzeugen, die berichten können, werden immer weniger. 100 Jahre später lebt die Erinnerung an jene Zeit aber in bemerkenswerten Ausstellungen weiter.

Eine Kanone bei Malborgeth aufgenommen in den Kriegsjahren zwischen 1914 und 1918.

APA/unbekannt

Schönbrunner Zeitreise in den Ersten Weltkrieg

Geschütze, ein Kriegsspiel, Flüchtlinge auf einem brüchigen Leiterwagen: Fotos, Briefe und Erinnerungsstücke sind Teil einer virtuellen Zeitreise auf der Onlineplattform „Welt der Habsburger“ unter dem Titel „Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie“, die sich seit 24. Juni dem Ersten Weltkrieg widmet.

Originalquellen wie private Erinnerungen sollen die Geschehnisse des Krieges auf der von der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. finanzierten Onlineplattform anschaulich machen. Für die neue Webausstellung recherchierte und sammelte ein siebenköpfiges Team und eine Reihe von Gastautoren unter der wissenschaftlichen Leitung von Franz X. Eder seit Anfang 2013 mehr als 1.000 Abbildungen sowie Ton- und Filmquellen.

Webausstellung mit mehr als 70 Themengebieten

Die Bandbreite der Webausstellung ist enorm. So gibt es insgesamt an die 70 Themengebiete zu erforschen: von den Nationalitäten der Donaumonarchie über die verschiedenen Kriegsfronten bis hin zum Propagandafilm und zur Kinderliteratur im Ersten Weltkrieg.

Träger der Onlineausstellung ist die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. unter der Leitung von Franz Sattlecker: „Das Ende der Donaumonarchie und der Erste Weltkrieg sind untrennbar miteinander verbunden. Wir sehen es als unsere Verantwortung, nicht nur das bauliche Erbe der Habsburger zu bewahren, sondern auch über das Ende der Dynastie und ihre Rolle im Weltkrieg zu berichten.“

Fotos der virtuellen Schönbrunner Zeitreise

ÖNB zeigt Online-Ausstellung „An meine Völker!“

Im Rahmen von Europeana - mehr dazu in Erinnerungen an Ersten Weltkrieg gesucht - sind auch Teile von institutionellen Sammlungen zugänglich wie etwa jene der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB), aus der derzeit über 30.000 Digitalisate zu sehen sind. Auch das Wien Museum oder die Universität Wien sind mit kleinen Beiträgen vertreten.

Mit der Ausstellung „An Meine Völker!“ bildet der Erste Weltkrieg noch bis 2. November einen Schwerpunkt in der Nationalbibliothek. Teile der Schau wurden nun in Kooperation mit Europeana zu einer dauerhaften virtuellen Ausstellung umgebaut. Der Vorteil: Die Objekte lassen sich vergrößern und heranzoomen, die Geschichte dahinter werden gleich in mehreren Sprachen mitgeliefert.

„In den meisten Projekten und Ausstellungen zum Gedenkjahr wird der Erste Weltkrieg immer noch als nationaler Krieg mit nationaler Erinnerung verstanden“, kritisierte Hans Petschar, Direktor des Bildarchivs der ÖNB. Physisch gebe es keine Gedenkstätte in Europa, an dem alle nationalen Geschichtsschreibungen zusammengefasst sind - das Web schaffe hier Abhilfe, erklärte Petschar. „Dann können die Menschen selbst entscheiden, was sie glauben“, meinte er.

Plakate, Zeichnungen und Fotografien

Aus der Sammlung der ÖNB sind beispielsweise Zeitungen, Tagebücher und Zeichnungen von Schülern sowie Plakate und unzählige Fotografien zu sehen. „Diese Dokumente sind allerdings nicht unschuldig“, erinnerte Petschar an die Intention, die häufig hinter Gedrucktem und Fotografiertem dieser Zeit stand. Auch hier sollen Erklärungen den Kontext mitliefern.

Ergänzt wird diese offizielle, oft propagandistische Sicht dann ebenfalls durch private Eindrücke. „Wir wollen Europas kulturelles Erbe im Internet zugänglich machen und die persönliche Geschichte der europäischen Bürger festhalten“, erklärte Ad Polle, Projektkoordinator der Europeana Foundation, den Gedanken hinter dem Projekt und den Aktionstagen. Erstmals setzte man für die technische Gestaltung der Schau auf die Plattform des Google Cultural Institutes, das auch schon das Google Art Project umsetzte.

Auf den Spuren des Weltkriegs mit „Wien heute“

In einer mehrteiligen „Wien heute“-Serie hat sich ORF-Wissenschaftsjournalist Martin Haidinger auf die Spuren der Geschehnisse im Ersten Weltkrieg gemacht. Die bisher gesendeten Beiträge können hier nachgesehen werden - mehr dazu in Auf den Spuren des Ersten Weltkriegs.

Am 28.Juni 1914 wurde Österreichs Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajewo erschossen. Das Heeresgeschichtliche Museum zeigt 100 Jahre später seine neue Dauerausstellung „Der Erste Weltkrieg“ - mehr dazu in „Der Erste Weltkrieg“ im HGM.

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