brut Wien muss Budgetlöcher stopfen

Das Wiener Off-Theater brut startet seine achte Saison. Neben dem thematischen Schwerpunkt „Entgrenzung“ stehen ein Nachwuchsfestival und auch wieder Konzerte auf dem Spielplan. Trotz einer erfolgreichen Vorsaison ist die finanzielle Lage angespannt.

In der Spielzeit 2013/14 wurden 33.800 Gäste gezählt, was bei 262 Spieltagen eine Auslastung von 92 Prozent ergab. Dabei handle es sich um „Rekordzahlen in der brut-Geschichte“, betonte Frank. „Das brut wird positiv und ausgeglichen bilanzieren, das derzeitige Budget beträgt rund 2,1 Mio. Euro, wovon knapp 1,7 Mio. Euro durch Förderungen abgedeckt sind“, erläuterte Schweitzer.

95 Prozent dieser Förderungen werden von der Stadt Wien getragen, trotzdem ist die finanzielle Lage angespannt. Bis 2012 förderte der Bund das brut mit 200.000 Euro jährlich, bis auf eine Projektförderung von „Macht Schule Theater“ hat er sich aber „in den letzten beiden Jahren auf null zurückgezogen“. 2014 konnte das dadurch entstandene Budgetloch mit Rücklagen gestopft werden, für 2015 sind keine Reserven mehr vorhanden und somit müssten die fehlenden 200.000 Euro vom brut selbst lukriert werden.

„Eine doppelte Belastung für das Haus“

Für den kaufmännischen Geschäftsführer Richard Schweitzer ist es die erste Spielziet, für den künstlerischen Leiter Thomas Frank die letzte vor der Übergabe an Kira Kirsch. Durch den Wechsel der künstlerischen Leitung sei das Jahr 2015 „eine doppelte Belastung für das Haus“, so Schweitzer. Man habe beim Bund einen Antrag auf Unterstützung für 2015 gestellt und begebe sich in Gespräche, Einschnitte im Programm wolle man aber vermeiden. Bezüglich der Zusammenarbeit mit Schweitzer, der im Juni seine Vorgängerin Olivia Khalil ablöste, sagte Frank auf Nachfrage der APA: „Etwas Besseres konnte mir in der Situation nicht passieren“.

„Fokus auf die Kernaufgaben des Hauses“

Für die Spielzeit 2014/15 habe man sich entschieden „den Fokus auf die Kernaufgaben des Hauses zu legen, und zwar auf die Koproduktion mit lokalen Künstlern“, so Frank. Von 25. September bis 1. November steht das Programm unter dem thematischen Schwerpunkt „Entgrenzung“, wobei vor allem die Grenzen zwischen Bühne und Zuschauerraum in verschiedenen Performances ausgelotet werden sollen. „Grenzüberschreitungen sind im brut überhaupt nicht unbekannt“, so Kuratorin Katalin Erdödi.

Zur Saisoneröffnung am 25. September wird sich Choreografin und Performerin Doris Uhlich in ihrem Stück „Universal Dancer“ mit der Techno- und Rave-Kultur auseinandersetzen - ein Solo, „das viel mehr als ein Solo ist“ (Erdödi). An einem Doppelabend am 3. und 4. Oktober mit dem Titel „Watch Out“ treffen die Arbeiten „It is what it is“ des rumänische Künstlers Vlad Basalici und „We are still Watching“ der kroatischen Choreografin Ivana Müller aufeinander.

Am 14. und 15. Oktober wird die belgische Künstlerin Kate McIntosh mit „All Ears“ einen Lauschangriff auf das Publikum starten, während Gin Müller und Gorji Marzban ab 17. mit der Performance „Trans Gender Moves“ die Geschichten von drei Transgender-Personen auf die Bühne bringen. Florentina Holzingers neues Stück „Recovery“ stellt den Abschluss der „Entgrenzung“-Reihe dar und demonstriert den Heilungsprozess als Trauma und Kampf bis zur Schmerzgrenze (29. bis 31 Oktober und 1. November).

Nachwuchsfestival „Freischwimmer“ im November

Den Auftakt des Themenschwerpunkts „Closer“ stellt das Nachwuchsfestival „Freischwimmer“ dar, das zusammen mit vier anderen Freien Häusern vom brut produziert wird und von 5. bis 15. November stattfindet. Unter dem Motto „Intim“ werden insgesamt sieben Produktionen gezeigt, zu den brut-Beiträgen zählen dabei die Performances von Simon Mayer und Stefanie Sourial. Der ehemalige Balletttänzer Mayer begibt sich mit „SungBengSitting“ auf die Spuren des Volkstanz, während Sourial mit der Soloperformance „Freak“ den Ekel und seinen soziokulturellen Ursprung hinterfragt.

Von 20. bis 22. November rücken der Wiener Künstler Michikazu Matsune und der russische Künstler Maxim Ilyukhin mit dem Programm „Objective Point of View“ näher zusammen. Notfoundyet/Laia Fabre und Thomas Kasebacher befassen sich von 27. bis 30. November mit „This is so F+++ Dance!“ mit der gemeinschaftsstiftenden Funktion von Volkstänzen. Von 4. bis 6. Dezember ist das Performancekollektiv She She Pop mit ihrem erfolgreichen Stück „Frühlingsopfer“ zu Gast, das auf Igor Strawinskis Ballett „Le Sacre du Printemps“ basiert. Des weiteren zeigt das brut im Dezember das Stück „Die Liebe, ihr Tod und sein Lebensberater“ des Performance-Duos united sorry und die dritte Ausgabe der Performancereihe „It’s a date!“

Auftritte von Ja, Panik und 5/8erl in Ehr’n

Als Ergänzung zu den Koproduktionen und Gastspielen begleitet die Reihe „Secret Ingredients“ die gesamte Saison 2014/15. Dabei werden lokale und internationale Künstler nicht nur ihre neuen Produktionen zeigen, sondern auch Einblicke in ihre künstlerischen Arbeitsprozesse bieten - darunter einige der bereits genannten Künstler. Seit vergangenen Herbst werden auch vermehrt Konzerte im brut veranstaltet.

Zu den Highlights in der kommenden Saison zählen dabei die Wiener 5/8erl in Ehr’n (8. und 9. Oktober), die Exil-Berliner Ja, Panik (1. Dezember) und der kanadische Violinist und Sänger Owen Pallett (10. Dezember). Ebenso werden die" VELAK Gala- Konzertreihe für experimentelle Musik" im Konzerthaus und die monatliche Musikreihe „BRUTTO“ fortgesetzt, die aufstrebenden österreichischen Künstlern eine Bühne bietet.

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