Hochseekapitän im Clinch mit Wiener Hafen

Er war jahrzehntelang als Hochseekapitän von Irland bis Afrika unterwegs. Seit den Neunziger Jahren ist Franz Scheriau wieder in Wien und hat an der Donau eine alte Schiffsflotte liegen. Doch das läuft nicht ohne Konflikte mit dem Wiener Hafen ab.

An der Hafenzufahrtsstraße Nummer 17 ist eine kleine Flotte alter Schiffe festgemacht: Der Motorschlepper Josef, die wendige Ana, der Eisbrecher Arthur Kaspar und der stattliche Donaudampfer „Frederic Mistral“. Alle Schiffe hat Kapitän Franz Scheriau vor der Verschrottung bewahrt. Aber jetzt hat er ein Problem. Der Liegeplatz ist seit zwei Jahren an einen Rechtsanwalt vermietet. Obwohl Scheriau die meisten Schiffe hier gehören, und er auch hier lebt, ist er nur noch Untermieter.

"Am Schauplatz" - Streit um Schiffeanlegeplatz in Wien

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„Ich verstehe nicht warum ich immer verfolgt werde“

„Es würde mich freuen, wenn ich hier bleiben könnte. Ich verstehe nicht warum ich immer verfolgt werde“, sagte Scheriau gegenüber der ORF-Sendung „Am Schauplatz“. „Vom Hafen werden sie sicher nicht verfolgt“, sagt Wiener Hafen-Pressesprecher Dieter Pietschmann.

„Ich habe angerufen und nachgefragt, ob ich wenigstens der Nachfolger sein kann, wenn nicht mehr an den Rechtsanwalt vermietet wird. Da wurde mir gesagt, nein“, sagt Scheriau. Das stimmt nicht, heißt es vom Wiener Hafen auf Nachfrage.

"Am Schauplatz" - Streit um Schiffeanlegeplatz in Wien

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Lange Vorgeschichte

Den Hafen und den Kapitän verbindet bereits eine nicht immer einfache Vorgeschichte: Denn bereits im Jahr 2005 lag die „Mistral“ im Hafen Freudenau vor Anker. Der Wiener Hafen ist nicht weiter bereit, ihm Quartier zu geben. Man könne sich nicht durch das Schiff behindern lassen, hieß es. Das Dampfschiff soll nach Korneuburg abgeschleppt werden und dort ins Museum kommen. Das alles hätte auf Kosten des Wiener Hafens geschehen sollen. Doch das wollte Scheriau nicht. „Denn ein Schiff, das nicht fährt, ist kein Schiff“, lautet seine Begründung.

TV-Hinweis:
Die Geschichte von Kapitän Franz Scheriau und seinen Disput mit dem Wiener Hafen sehen Sie „Am Schauplatz“ um 21.05 Uhr in ORF2 und danach in der TVthek.

Der Kapitän fand für das Schiff einen neuen Platz an der Donau, stromaufwärts, gar nicht so weit vom Freudenauer Hafen entfernt. Es ist jener Ort, an dem er seine Schiffe heute festgemacht hat, auf der Höhe Hafenzufahrtsstraße Nummer 17. Er kaufte die dortige Fähre, um einen sicheren Liegeplatz für seine Schiffe zu haben. Doch als der Wiener Hafen vor zwei Jahren die Verwaltung des Platzes übernommen hat, gaben sie den Mietvertrag einem Rechtsanwalt, der auch ein Schiff hier ankert. Seither ist Franz Scheriau eben nur noch Untermieter - auch wenn es ihm nicht gefällt.

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