52. Viennale mit Aufruf zur Toleranz eröffnet

Mit einem „Aufruf zur Toleranz in Zeiten der Intoleranz“ ist gestern die 52. Viennale eröffnet worden. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) erteilte gleichzeitig auch „allen Grabenkämpfen“ in der Wiener Filmszene eine deutliche Absage.

Die Regisseurin des Eröffnungsfilms „Amour fou“, Jessica Hausner, streute dem Festival indes Rosen und wünschte dem Publikum „Bon appetit“. Wie das mit dem „Guten Appetit“ zu verstehen ist, hätte wohl auch den abermals krankheitshalber fehlenden Festivalpräsidenten Eric Pleskow ins Grübeln gebracht.

„Die Viennale mit einem Film über einen todessehnsüchtigen Dichter zu beginnen, der dann in einem Doppelselbstmord endet, das ist irgendwie typisch Hurch“, kokettierte der Produzent per Brief mit dem Geschmack des langjährigen Festivaldirektors Hans Hurch.

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„Entbehrliche“ Diskussion

Mit dem zweiten Saal im frisch eröffneten Metro Kinokulturhaus, der nach ihm benannt ist, schwebt zumindest der Geist des mehrfachen Oscar-Preisträgers bis 6. November über der Stadt. Doch ausgerechnet das runderneuerte Lichtspielhaus des Filmarchivs Austria hat in den vergangenen Tagen die Wogen hochgehen lassen. Die Diskussion, ob Wien neben dem Filmmuseum ein zweites Haus für Kinokultur verträgt, hält Mailath-Pokorny für „unangebracht und entbehrlich“.

Hurch, der mit einer Wutrede über den Zustand der heimischen Filmkritik tags zuvor Öl in das mediale Feuer gegossen hatte, schloss sich diesem Urteil an: „Wir könnten eine öffentliche Diskussion über Kunst gebrauchen, die von Kalkül und Intrigen absieht“, so der streitbare Viennale-Chef. Er brachte in seiner Rede den Ärger zum Ausdruck, dass über Kultur nur noch in Verbindung mit den Worten Konflikt- und Streit- gesprochen werde.

Mehr als 300 Filme im Programm

Das Festival, das in den kommenden Tagen mehr als 300 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme zeigt und Spezialprogramme u.a. dem Schauspieler Viggo Mortensen und dem Regisseur John Ford gewidmet hat, durfte zum Auftakt auch Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ), den Oscar-Preisträger Michael Haneke und den iranischen Altmeister Abbas Kiarostami begrüßen. Über letzteren freute sich nicht zuletzt Jessica Hausner.

„Danke, Herr Kiarostami, Ihre Arbeit hat mich sehr inspiriert“, sagte sie, bevor sie nach der Uraufführung in Cannes ihr Team auf der Gartenbaukino-Bühne zur Österreich-Premiere begrüßte. „Amour fou“ handelt vom Dichter Heinrich Kleist, der einst eine Partnerin zum Sterben suchte. In den kommenden zwei Wochen findet das Festival im Gartenbaukino, im Stadtkino im Künstlerhaus, in der Urania, dem Filmmuseum und dem Metro Kinokulturhaus statt.

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