Eisenstangen-Prozess: Lebenslang

Ein 21-Jähriger, der im Frühjahr mehrere Frauen mit einer Eisenstange niedergeschlagen und teils lebensgefährlich verletzt hat, ist am Freitag zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Höchststrafe sei „unabdingbar“, begründete die Richterin.

Der Schuldspruch erging wegen vierfachen Mordversuchs, sechsfachen schweren Raubes und „minderqualifizierten“ Raubes in zwei Fällen. Der einschlägig vorbestrafte Täter - er war erst Ende Oktober 2013 aus einem rumänischen Gefängnis freigekommen - wurde zudem in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Die Höchststrafe sei in diesem Fall „unabdingbar“, legte die vorsitzende Richterin in der Urteilsbegründung dar. Der Angeklagte habe in der Verhandlung „keinerlei Reue“ erkennen lassen, drei seiner Opfer wären „aus Zufall“ mit dem Leben davongekommen.

21-Jähriger Angeklagter im Prozess um Mordversuche mit Eisenstange in Favoriten

APA/Herbert Pfarrhofer

Lebenslange Haft für den 21-jährigen Angeklagten

Richterin: „Besondere Gefühlskälte“

„Dass die das überlebt haben, ist in manchen Fällen auf ein Wunder zurückzuführen. Die Taten haben sich in abgelegenen Gegenden ereignet. Dass da nachts wer vorbeikommt und die Rettung verständigt, ist nicht zu erwarten“, konstatierte die Richterin. Der Mann habe sich um seine teilweise lebensgefährlich verletzten Opfer nicht gekümmert und diese einfach liegen gelassen. Die Richterin bescheinigte ihm „eine besondere Gefühlskälte und eine Grausamkeit, die ihresgleichen sucht“.

Der 21-Jährige sei bei seinen Überfällen außerdem „heimtückisch“ vorgegangen und habe weiter auf die bereits am Boden liegenden, mitunter reglosen Frauen eingeschlagen, „obwohl die teilweise um ihr Leben geschrien haben“, wie die Richterin ausführte. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, der 21-Jährige nahm sich nach Rücksprache mit seiner Verteidigerin Bedenkzeit.

Das Urteil folgte der Forderung des Staatsanwalts, der in seinem Plädoyer die Taten des Angeklagten als „eine der brutalsten Raubserien der letzten Jahren in Wien“ bezeichnet hatte. Er sprach auch von einem „Wunder, dass niemand gestorben ist“.

„Überdurchschnittliche Intelligenz“

Als „hochintelligent, aber emotionslos und gefühlsarm“ hatte zuvor eine Gerichtspsychiaterin den 21-Jährigen bezeichnet. Dass er bei den Taten Black-Outs gehabt habe, sei unglaubwürdig. Trotz seiner abnormen Persönlichkeitsstruktur sei ihm bewusst gewesen, was er tut, so die Psychiaterin. Der Mann führt laut Gutachten einen „parasitären Lebensstil“, handelt „gewissenlos“ und „funktionalisiert“ seine Mitmenschen. Gefühle seien für ihn „vermutlich nicht spürbar“.

Diese Wesenszüge gepaart mit seiner überdurchschnittlichen Intelligenz machen den Mann nach Einschätzung der Psychiaterin besonders gefährlich. Bei den inkriminierten Straftaten sei er mit „überhoher Gewaltanwendung“ vorgegangen und habe dabei ein Verhalten „weit außerhalb des Normbereichs“ an den Tag gelegt. Es sei zu befürchten, dass er diese „Handschrift“ wiederhole, weshalb die Sachverständige von einer „höchst ungünstigen Zukunftsprognose“ sprach und sich für die Unterbringung im Maßnahmenvollzug starkmachte.

Opfer leiden weiter unter Überfällen

An den bisherigen Verhandlungstagen bekannte sich der 21-Jährige teilweise schuldig. Er gab zwar die ihm zur Last gelegten Überfälle zu, bestritt aber die Mordabsicht. Die Eisenstange habe er nicht bei allen Taten verwendet - mehr dazu in Fünffacher Mordversuch: Teilgeständnis.

Die Opfer leiden teilweise noch heute unter den Taten. Eine Frau hat das linke Augenlicht verloren, ein weiteres Opfer leidet noch immer unter Gleichgewichtsstörungen. Nicht alle Betroffenen wollten in Anwesenheit des Angeklagten aussagen. Eine 45-Jährige berichtete von „höllischen Schmerzen“ und der Angst vor dem Angeklagten - mehr dazu in Prozess: „Mir war klar, er schlägt mich tot“.