„Archiv der Träume“ in der Albertina

130 Arbeiten umfasst eine Auswahl von Zeichnungen aus dem Pariser Musee d’Orsay, die ab Freitag in der Albertina zu sehen sind. Die Ausstellung „Archiv der Träume“ bietet neben Meisterblättern auch viele eher unbekannte Werke.

Er sei immer wieder überrascht, wie wenig die 67.000 Blätter umfassende Zeichnungssammlung seines Hauses in der Öffentlichkeit bekannt sei, sagte Guy Cogeval, Direktor des Musee d’Orsay, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Das liegt vor allem daran, dass die umfangreichen Bestände aus Platzgründen im Louvre aufbewahrt werden.

„Wir hoffen, dass wir eines Tages selbst Platz dafür haben werden“, sagte Cogeval, der freilich darauf hinwies, dass konservatorische Gründe dem Ausstellen von Zeichnungen zeitliche Limits auferlegen. Deswegen durfte die „sehr intelligente Auswahl“ (Cogeval) nach dem Musee de l’Orangerie in Paris nur an einem einzigen weiteren Ort gezeigt werden. Zur Freude von Direktor Klaus Albrecht Schröder entschied sich Cogeval für die Albertina.

Zerrissenheit und Gleichwertigkeit

In der Ausstellung „Degas, Cezanne, Seurat. Das Archiv der Träume aus dem Musee d’Orsay“ sehe man nun, „wie reich die Kunstgeschichte Frankreichs im 19. Jahrhundert und wie reich die Schätze dieses Museums sind“, so Schröder.

Kurator Werner Spies hat sich in Auswahl und Ablauf für eine Mischung aus kunsthistorischen und kulturhistorischen Kriterien entschieden. Einerseits habe er in den präsentierten Blättern die Zerrissenheit eines Jahrhunderts abbilden wollen (die ersten Kapitel heißen „Architekturvisionen als Ausgeburt bürgerlicher Phantasien“ und „Der Blick nach innen“, die letzten führen in düstere, gespenstisch leere Visionen).

Andererseits habe er „eine Zeit der Gleichwertigkeit der Stile“ abbilden wollen. Daher sind Impressionismus und Symbolismus ebenso vertreten wie Realismus und Historismus, finden sich Präraffaeliten und Neoimpressionisten ebenso wie Jugendstil-Künstler Alfons Mucha.

Meisterblätter und unbekannte Werke

Er habe „Meisterblätter, aber auch viel Unbekanntes, das mich magisch anzog“, ausgewählt, sagte Spies. Also zeigt man Pastelle von Edgar Degas und Georges Seurat, Gouachen von Honore Daumier und Gustave Moreau, Aquarelle von Paul Cezanne und Kreidezeichnungen von Georges Seurat, die Schröder „die größte Lücke der Albertina“ nannte. Geheimnisvolle Blätter von Odilon Redon sind ebenso vertreten wie großformatige Badenixen von Auguste Renoir. Aber auch einige Werke weniger bekannte Namen wie Felicien Rops und Carlos Schwabe verdienen eingehende Betrachtung.

Ausstellungshinweis

„Degas, Cezanne, Seurat. Das Archiv der Träume aus dem Musee d’Orsay“, Albertina, bis 3. Mai, täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch 10.00 bis 21.00 Uhr

Für Brückenschläge zu anderen Künsten und in die Gegenwart hat sich Spies etwas Besonderes einfallen lassen: Für den Ausstellungskatalog konnte er 100 Künstler, Filmemacher, Autoren und Architekten zu persönlichen Beiträgen über einzelne in der Schau vertretene Arbeiten bewegen. Die Liste ist eindrucksvoll und reicht von den Dichtern Adonis und Paul Auster bis zu Wim Wenders und Erwin Wurm. Diese Auseinandersetzung in Wort und Bild ist lesens- wie sehenswert. Bloß schade, dass sich davon nichts in der Schau selbst niedergeschlagen hat.

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