Neue WU-Rektorin für kleinere Studiengruppen

Weniger Groß-Lehrveranstaltungen und kleinere Gruppen möchte die neugewählte Rektorin der Wirtschaftsuniversität (WU), Edeltraud Hanappi-Egger, umsetzen. Sie will die Qualität der WU erhöhen und den Studierenden Stehzeiten ersparen.

„Primär beim Bachelor brauchen wir qualitätsfördernde Maßnahmen“, meinte Hanappi-Egger in einem APA-Interview. So solle etwa die Studienaktivität erhöht werden. „Wir müssen Verzögerungen nach der Studieneingangs-und Orientierungsphase vermeiden. Die Studierenden müssen Angebote haben, damit es zu keinen Stehzeiten kommt.“ Von der „wohlbehüteten Schule auf die große Uni“ sei es oft ein schwieriger Schritt: „Man ist da sehr plötzlich in großen Lehrveranstaltungen, da kann man sich schnell allein vorkommen.“

Außerdem müsse die Willkommenskultur für die Studierenden gestärkt werden und diese nicht nur im Sinne der Ausbildung, sondern in ihrer gesamten Entwicklung gefördert werden. „Wir müssen Rahmenbedingungen im Bachelor schaffen, die es erlauben, dass die WU die Reputation hat, nicht nur eine große, sondern auch eine sehr gute Uni zu sein.“ Als weitere Pläne nannte Hanappi-Egger eine Stärkung der Forschungskultur und eine Attraktivierung der WU als Arbeitgeberin. Außerdem müsse die WU international sichtbarer werden.

WU Rektorin

APA/WIRTSCHAFTSUNIVERSITÄT WIEN/GLORIA WARMUTH

Edeltraud Hanappi-Egger wird ab Oktober Rektorin der Wirtschaftsuniversität

Gegen Orientierung an „Kopfzahl“

Die derzeitige Orientierung der Kapazitätsbemessung an einer reinen auf den Anfängerzahlen der letzten Jahren beruhenden „Kopfzahl“ (ab knapp 3.700 Studienwerbern darf die WU ein Auswahlverfahren durchführen, Anm.) hält sie für zu kurz gegriffen. „Da stecken ja ganz viele Dinge dahinter. Viele Studierende heißt nicht, dass alle studienaktiv sind. Da sind viele Berufstätige drinnen. Einfach Köpfchenzählen ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss.“

Allerdings müsse man die politisch Verantwortlichen durchaus in die Pflicht nehmen, so Hanappi-Egger. „Es muss Klarheit geben über die Kapazitäten, die zur Verfügung stehen.“ Die andere Seite sei die fachliche, sich aus den Studieninhalten ergebende Zugangsregelung: „Es kann natürlich nicht im Interesse einer Uni sein, leistungsstarke und interessierte Studierende nicht aufnehmen zu können bzw. hinausprüfen zu müssen.“

Konkret an der WU suboptimal geregelt sei die Tatsache, dass trotz gleichem ersten Studienjahr zwar die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften von einer Zugangsbeschränkung erfasst seien, nicht aber das Fach Wirtschaftsrecht - was zu massivem Ausweichverhalten der Studierenden führe.

Studiengebühren „nicht primär tauglich“

Eine Auswahl der Studierenden nicht durch eine Aufnahmeprüfung, sondern erst durch die Leistungen in der Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) sieht Hanappi-Egger mit gemischten Gefühlen: „Orientierungsphasen machen Sinn, weil sie es erlauben, ein Studium auszuprobieren. Die muss ich dann aber auch in einer entsprechenden Qualität durchführen. Erst dann ist es eine STEOP mit Betonung auf Orientierung.“

Studiengebühren hält Hanappi-Egger „als isoliertes Instrument nicht für primär tauglich, um unsere Probleme zu lösen oder Studierendenströme zu lenken“. Eine generelle Einführung sei eine gesellschaftspolitische Frage: „Da muss die Diskussion geführt werden: ‚Ist eine Uni-Ausbildung eine Investition in persönliches Humankapital und damit zum Teil privat zu finanzieren oder ist es eine öffentliche Aufgabe?‘“

Studenten kritisierten mangelnde Vielfalt

Die zuletzt von Studierendenseite geäußerte Kritik an mangelnder Methodenvielfalt und einer zu starken Ausrichtung an „Mainstream-Theorie“ an der WU kann Hanappi-Egger nicht ganz nachvollziehen. „Ich freue mich, wenn Studierende sich mit ihren Studieninhalten auseinandersetzen, das ist prinzipiell positiv. Ich glaube aber, dass wir hier schon ein vielfältiges Angebot haben und das auch erhalten werden.“

Fairerweise müsse man auch sagen, dass die Gestaltung der Studienpläne in die Kompetenz der Curricularkommissionen falle und das Rektorat nur für strukturelle Maßnahmen zuständig sei. „In den Kommissionen sind auch die Studierenden vertreten. Wenn inhaltlich ein Änderungsbedarf besteht, sollte man das dort ausdiskutieren - und das wird meines Wissens ja auch gemacht.“

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