Stiftskirche: Nazi-Ehrentafel entfernt

In der Stiftskirche in Neubau ist nach Protesten der Wiener Grünen eine Ehrentafel für den NS-Kriegsverbrecher Alexander Löhr entfernt worden. Löhr war der ranghöchste Österreicher in der Deutschen Wehrmacht und wurde 1947 hingerichtet.

„Ich freue mich, dass die Ehrentafel für den NS-Kriegsverbrecher und Massenmörder Alexander Löhr aus der Wiener Stiftskirche nun endlich entfernt wurde“, sagte der grüne Nationalratsabgeordnete Harald Walser. Nachdem General außer Dienst Hubertus Trauttenberg im „profil“ die Verhängung der Tafel angekündigt hatte, wurde diese nun entfernt.

Vergangenen September hatten die Grünen mit einer Aktion vor der Stiftskirche darauf aufmerksam gemacht, dass in der unter der Verantwortung der Militärdiözese stehenden Stiftskirche eine Tafel an den „unvergesslichen Kameraden Alexander Löhr“ erinnerte.

Ehrentafel für Kriegsverbrecher Löhr in der Stiftskirche

Die Grünen

Die Tafel wurde nach Protesten aus der Stiftskirche entfernt

Ehrentafel trotz Verurteilung

Unter Löhrs Befehlsgewalt sollen zahlreiche jüdische Zivilisten – vor allem in Griechenland – erschossen worden sein. 1945 stand Löhr vor Gericht. Im Verfahren wurde gegen Löhr der rücksichtslose Einsatz der Wehrmachts- und SS-Truppen gegen Frauen, Kinder und Greise dokumentiert. Löhr wurde wegen zahlreicher Kriegsverbrechen verurteilt und deswegen 1947 in Belgrad hingerichtet.

Dennoch bekam Löhr 1955 eine Ehrentafel in der Stiftskirche. Später wurde er auch in der Aula der Landesverteidigungsakademie mit einer Tafel gewürdigt. Erst Jahrzehnte später wurde diese wieder entfernt. 1989 wurde in der Hofburgkapelle ebenfalls eine Tafel entdeckt, auf der sich unter dem Titel „Felde der Ehre“ der Name Löhr befand. Der Name wurde inzwischen unkenntlich gemacht.

Problematische Darstellung von Kriegsverbrechern

Nikolaus Kunrath von den Wiener Grünen wertet die Entfernung der Tafel in der Stiftskirche als „positives Zeichen seitens der Militärdiözese, dass sie hier gerade im heurigen Gedenkjahr Einsicht gezeigt hat.“ Ursula Berner von den Grünen in Neubau hofft nun darauf, dass die in der Kirche noch verbliebenen Ehrentafeln für zu Tode gekommene Wehrmachtsangehörige schleunigst abgenommen oder in einen historischen Kontext gesetzt werden.

„Ich will nicht, dass hier direkt an der Mariahilfer Straße oder anderswo Kriegsverbrecher auch nur ansatzweise als Helden dargestellt werden“, so Berner. Dem stimmt auch Walser zu: „Es ist stark davon auszugehen, dass in der Stiftskirche zur Zeit noch weiterer Kriegsverbrecher gedacht wird. Die katholische Kirche täte gut daran, ein deutliches Zeichen zu setzen und einen Platz für ein Gedenken zu schaffen, das sich unmissverständlich von der NS-Zeit distanziert“, so Walser.

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