Bobos und Baustellen am Yppenplatz

Bobos, Baustellen und hohe Mieten beherrschen derzeit den Yppenplatz: Die Fußgängerzone und ein „Outlet“ der Ottakringer Brauerei sollen ab Mai eröffnen. Anrainer und Gastronomen klagen dabei über eine fehlende Informationspolitik.

Demnächst wird der Yppenplatz wieder zur Baustelle. Der Platz in Ottakring soll zu einer Fußgängerzone werden. Ab April wird die Yppengasse im Bereich zwischen der Payergasse und der Schellhammergasse umgebaut. „Es war ein langgehegter Wunsch des Bezirkes. Der Anstoß war schließlich die Brauerei, die mit ihrer Gastronomie den Platz beleben wird“, sagte Bezirksvorsteher Franz Prokop von der SPÖ gegenüber wien.ORF.at

Yppenplatz Baustelle

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Ab April beginnen die Bauarbeiten für die Fußgängerzone

Seit Ende September wird nämlich das alte Marktamtsgebäude am Yppenplatz von der Ottakringer Brauerei in ein Lokal umgebaut. „Es ist das Outlet von der Heimbrauerei“, sagte Andreas Lindorfer von der Ottakringer Brauerei. Im zukünftigen Flagship-Store des Brauwerk Wien sollen Kreativbiere ausgeschenkt werden. Ein klassischer Gastronomiebetrieb mit Schanigarten sei laut Ottakringer Brauerei ebenfalls geplant. Mitte Mai soll das Lokal sowie die Fußgängerzone fertig sein und gemeinsam eröffnet werden.

Visualisierung Brauwerk

Giogio Gulotta Architekten

Visualisierung des neuen Ottakringer Flagship-Stores

Abfallsammelstelle und WC-Anlage werden erneuert

Eine weitere Neuheit im Zuge der Neugestaltung ist die Abfallsammelstelle der Magistratsabteilung 48, die an der Oberfläche adaptiert und betreut sein wird. Eine Betreuung wird es auch an der WC-Anlage geben, die ebenfalls erneuert wird.

Auch der Wohnbau kommt bei den Umbauarbeiten nicht zu kurz: So soll laut Bezirksvorsteher Prokop zwischen Friedmanngasse und Gaullachergasse eine neue Wohnanlage mit rund 50 Wohnungen ab Oktober entstehen. Ein weiteres Wohnhaus sei zwischen Neulerchenfelder Straße und Brunnengasse geplant.

Baustelle Yppenplatz

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Gerüchte und fehlende Informationen über Umbau

Dokumentiert werden diese Umbauarbeiten von Robert Poth, der seit 30 Jahren am Yppenplatz wohnt. In seinem Blog „going bobo“ hält er seit Herbst 2013 die Entwicklungen vor Ort fest und wollte eine lokalpolitische Diskussion damit starten, allerdings stoße sein Projekt auf keinen großen Anklang. „Die Leute nehmen die Entwicklungen mit Achselzucken hin und beobachten alles passiv“, sagte Poth im Gespräch mit wien.ORF.at.

Er prangert vor allem die Informationspolitik der Bezirksvorstehung an: „Bis heute gab es keine offiziellen Informationen. Es gab auch keinerlei Diskussionen, was man mit dem alten Marktamt noch hätte machen können.“ Bei der Bezirksvorstehung hieß es auf Anfrage zu den Vorwürfen, dass man „laufend mit den Anrainern und Standlern in Kontakt“ stehe.

Baustelle

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In diesem Punkt sind sich Anrainer und Gastronomen aber mit Poth einig. „Es kursieren nur Gerüchte. Es gibt nicht einmal eine Tafel, wo steht, was gebaut wird“, sagte Daniela Condric vom „Cafe am Yppenplatz“, das vor sieben Wochen neu eröffnet hat. Ansonsten blickt man dem Umbau gespannt entgegen. „Ich hoffe, dass der Platz dadurch wieder aufgewertet wird. Zur Zeit stinkt es nur nach Urin“, sagte ein Anrainer. Auch die Standler zeigen sich optimistisch: „Dann kommt mehr Kundschaft“, sagte ein Mitarbeiter von der Fleischerei am Yppenplatz.

„Schleichender Bevölkerungsaustausch“

Auch die derzeitige Wohnungssituation am Yppenplatz spricht Poth auf seinem Blog an. „Die Politiker wollen was weiterbringen. Das ist Bezirksegoismus. Denn die Kaufkraft bleibt die gleiche, nur die Mieten werden teurer“, sagte Poth. Vier seiner Bekannten seien bereits aus dem Viertel „lautlos verschwunden“. Befristete Mietverträge seien die Ursache.

Straßenschild Yppengasse

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Mara Verlic, Lehrende am Department für Raumplanung, spricht in diesem Zusammenhang von Gentrifizierung. „Es ist ein Prozess am Wohnungsmarkt, wo Kapital fließt und Wohnungen saniert werden“, sagte Verlic. Die Folge ist die Abwanderung ärmerer und ein Zuzug wohlhabender Bevölkerungsgruppen. Hinzu kommt ein Anstieg der Wohnungspreise.

„Man richtet sich an die klassischen Bobos“

Beim Yppenplatz gehe es aber nicht nur um die Renovierung der Häuser, weiß Verlic. „Auch die öffentliche Struktur ändert sich. Man richtet sich nicht mehr an ein Arbeiterpublikum, sondern an die klassischen Bobos.“ Denn der Yppenplatz erlangte durch die Ansiedelung von Kreativen und dem Kunstfestival neue Aufmerksamkeit.

„Im öffentlichen Diskurs geht es nur um die Bobos und dass sie die Bösen sind. Es geht aber eher um die Frage des Wohnungsmarktes und wie stark dieser profitiert anstatt die Bobos zu beschuldigen“, sagte Mara Verlic. „Man sollte gesetzlich effektiv den Mieterschutz in den Vordergrund stellen und sich darum kümmern, wie Wien für leistbares Wohnen sorgen kann.“

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