Fotograf: Bild von FPÖ-Protest nicht inszeniert

Ein „Kurier“-Foto vom FPÖ-Protest gegen das Asylquartier in Wien-Erdberg sorgt für Aufregung. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sprach bei „Im Zentrum“ von einem gestellten Foto. Fotograf Jürg Christandl wies die Vorwürfe indes zurück.

Das Foto zeigt ein Flüchtlingskind und zwei erwachsene Flüchtlinge bei der Ankunft im Asylquartier in der Erdbergstraße, während FPÖ-Anhänger „Nein zum Asylantenheim“-Schilder hochhalten. „Mir ist dieses Theater zuwider. Ich will nur fotografieren und mich nicht in die Innenpolitik reinziehen lassen“, sagte Christandl am Montag gegenüber der APA.

Christandl hatte die Aufnahme von der FPÖ-Protestaktion am 3. Juni auch auf seinem Twitter-Account veröffentlicht, wo sie weit über tausendmal weitergeleitet wurde. In den Sozialen Netzwerken verselbstständigte sich das Foto und wurde von Usern auch in Kombination mit historischen Aufnahmen von Nazi-Anhängern gezeigt.

Foto von FPÖ-Protest gegen Flüchtlingsquartier in Wien-Erdberg

KURIER/Jürg Christandl

Foto von FPÖ-Protest gegen Flüchtlingsquartier in Erdberg

Strache: Gegendemonstranten hätten es „organisiert“

Als FPÖ-Bundesparteiobmann Strache Sonntagabend bei „Im Zentrum“ mit dem Bild und der Frage konfrontiert wurde, ob es in Ordnung sei, Flüchtlingskinder so „willkommen“ zu heißen, sprach er von einer inszenierten Aufnahme. Die Gegendemonstranten hätten es „organisiert, dass ein Kind mit einem Fotografen positioniert vorbeigeführt wurde. Und so kann man mit Bildern Kinder missbrauchen“, erklärte Strache.

„Das stimmt natürlich nicht und macht mich sprachlos“, meinte „Kurier“-Fotograf Christandl dazu. „Ich und ein paar andere Fotografen sind da gestanden. Es war schon relativ am Ende der Protestaktion. Auf einmal sind diese Flüchtlinge Richtung Flüchtlingsheim vorbeigegangen, weil die FPÖ ja den Zugang blockiert hat. Ich seh’ das, reiße instinktiv die Kamera hoch und drücke zehnmal drauf. Die Flüchtlinge haben auch nicht posiert. Das war in vier Sekunden vorbei. Ich habe daran keine Inszenierung erkennen können, und ich war schon überhaupt kein Teil einer Inszenierung und lasse mich als Fotograf nicht positionieren“, so Christandl.

Christandl: „Habe das nicht mehr steuern können“

Mit der Breitenwirkung des Bildes habe er nicht gerechnet. „Ich habe völlig unterschätzt, was dieses Foto auslöst. Ich bin auch nicht damit einverstanden, was einige in Sozialen Medien daraus gemacht haben“, so Christandl mit Blick auf die Nazivergleiche. „Das geht sogar mir zu weit, aber ich habe das nicht mehr steuern können.“

Die Kritik der Freiheitlichen nimmt der Fotograf gelassen: „Das ist doch der Reflex seit Haider.“ Das sei ja auch beim ORF-Journalisten Ed Moschitz so gewesen. Immer wenn es für die FPÖ eng werde, würden Journalisten „angetatscht“.

Auch die Hilfsorganisation SOS Mitmensch wies Straches Aussagen am Montag zurück und sprach in einer Aussendung von gezielten Falschbehauptungen. „Die FPÖ-Funktionäre haben sich genau dort hingestellt, wo der Zugangsweg zum Asylquartier ist. Von der ersten Sekunde an sind immer wieder Asylsuchende vorbeigekommen, teilweise als verunsicherte Schaulustige, teilweise, weil sie auf dem Weg ins Asylquartier waren“, so SOS-Mitmensch-Sprecher Pollak.

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