Gemeindebau: Jeder Dritte vorgereiht

Seit 1. Juli gelten in Wien strengere Vergaberegeln für Gemeindebau- und geförderte Wohnungen. Vom neuen Bonus für Langzeit-Wiener profitiert laut Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) derzeit jeder dritte Antragssteller.

Der Wien-Bonus besteht darin, dass jeder der ein Wiener Wohn-Ticket löst, pro fünf Jahren Hauptwohnsitz in Wien drei Monate in der Warteliste vorrückt. Diese Vorrückung kann maximal neun Monate ausmachen.

Seit 1. Juli wurden 2.863 Wohn-Tickets ausgestellt, davon 1.513 für Gemeindewohnungen. In gut einem Drittel der Fälle - genau bei 540 Tickets - griff der Wien-Bonus. Wie oft Antragsteller gleich neun Monate nach vorne rutschten, wurde jedoch nicht erhoben. „Menschen, die schon lange hier leben, sollen auch merken, dass sie uns besonders wichtig sind. Wie im Supermarkt - da muss man sich auch hinten anstellen“, so Ludwig.

Weiter kein Gehaltscheck im Gemeindebau

In 334 Fällen wurde der Antrag auf eines der neuen Wohn-Tickets überhaupt abgelehnt, meist wegen Überschreiten der Einkommensgrenze oder etwa fehlendem Überbelagsbedarf. Ludwig zeigte sich durchaus zufrieden mit den Verschärfungen, einen Gehaltscheck im Gemeindebau - wie zuletzt von der Opposition gefordert - lehnt der Stadtrat dagegen weiterhin ab.

Obwohl das Wohn-Ticket zu 60 Prozent online beantragt wird, ist das Besucheraufkommen in der Wohnberatung Wien nicht gesunken. Seit Jänner werden dort sowohl Menschen mit Anspruch auf Gemeindewohnungen als auch auf geförderte Wohnungen beraten. Im Durchschnitt sind das rund 1.700 Kunden pro Woche.

Derzeit 15.000 auf Warteliste

Grundsätzlich warten derzeit knapp 15.000 Menschen auf eine Gemeindewohnung, rund 10.000 Mieter, die bereits in einer solche wohnen, haben einen Veränderungswunsch. Insgesamt vergibt die Stadt rund 16.000 Wohneinheiten pro Jahr.

Wohnbaustadtrat Michael Ludwig hatte die strengeren Zugangsregeln für Gemeindebauten und geförderte Wohnungen im vergangenen Juni präsentiert - mehr dazu in Strengerer Zugang zu Gemeindebau. Dem Koalitionspartner sind die strengeren Regeln aber ein Dorn im Auge - mehr dazu in Gemeindewohnungen: Grüne attackieren SPÖ.

Kritik von FPÖ und NEOS

Die FPÖ bezeichnet das Wohnticket als politisches Placebo. Rund 8.000 wohnungen seien an Drittstaatenangehörige vergeben worden. Die SPÖ sei für die Wohnungsmisere verantwortlich. Der Wiener soziale Wohnbau müsse den Wienern zugutekommen, so Gudenus.

Kritik an den Vergabekriterien kam von NEOS. Die Regelung würde jungen Menschen die Möglichkeit auf eine Gemeindewohnung rauben, so NEOS in einer Aussendung. Stattdessen fordert NEOS ein „Einkommensmonitoring“ für Gemeindewohnungen.

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