NHM: Kamera verfolgt Meteore

Mit einer Spezialkamera am Dach will das Naturhistorische Museum (NHM) Wien den Fall von Meteoren verfolgen. Längerfristig sollen mit Kameras in Österreich vielleicht auch frisch gefallene Meteoriten gefunden werden.

Bei Meteoren handelt es sich um extraterrestrisches Material, das mit 20 bis 30 Kilometer pro Sekunde in die Erdatmosphäre eindringt und dort verglüht. Handelt es sich dabei um Staubteilchen, sieht man eine Sternschnuppe, bei größeren Brocken ist ein heller Feuerball zu sehen. Die Objekte ionisieren bei ihrem Fall die Luft, wodurch die Leuchtspur entsteht. Wenn ein größerer Brocken nicht gänzlich verglüht, sondern Teile davon am Boden landen, spricht man von „Meteoriten“.

Meteor-Kamera auf dem Dach des Naturhistorischen Museums

ORF

Mit der Kamera sollen langfristig auch Meteoriten gefunden werden

Nur sieben Meteoriten entdeckt

Von Meteoriten gibt es in Österreich „ein klares Defizit“, sagte Christian Köberl, Direktor des Naturhistorischen Museums, am Montag bei der Präsentation der Kamera. Nach Schätzungen fallen durchschnittlich pro Jahr zwei Meteoriten auf österreichisches Staatsgebiet. In den vergangenen 250 Jahren wurden jedoch nur sieben gefunden. Von vier dieser Meteoriten wurde auch ihr Fall beobachtet, die restlichen wurden zufällig erst Jahre nach dem Fall entdeckt.

Grund dafür sei, dass sich die Landschaft hierzulande mit Bergen und Wäldern nicht sehr gut für die Meteoritensuche eigne. Dabei seien Meteoriten „die einzigen Zeitzeugen aus der Entstehung des Sonnensystems und der Erde“, sie würden auch viel über die Entstehung der Elemente verraten, so Köberl, der als Geochemiker Spezialist für Einschläge von Meteoriten und Asteroiden ist.

Kameranetzwerk in Österreich geplant

Meist stammen die Meteore aus dem Asteroidengürtel, es gibt aber auch solche vom Mars und vom Mond. Für die Herkunftsbestimmung von Meteoren bzw. Meteoriten muss ihre Bahn durch die Erdatmosphäre rechnerisch rekonstruiert werden. Das geht umso genauer, je mehr Bilder von einer Sternschnuppe oder Feuerball aus unterschiedlichen Positionen vorhanden sind.

So kann man auch Gebiete eingrenzen, in denen nicht gänzlich verglühte Teile auf der Erde niedergegangen sein könnten, und die Suche am Boden aufnehmen. Das würde den Forschern frisches, neugefallenes Material, das noch nicht durch irdische Spuren kontaminiert ist, liefern.

Mit einer Kamera alleine kann man also noch nicht viel erreichen. Sollte das Projekt aber erfolgreich sein, wollen sich die Wissenschafter bemühen, ein flächendeckendes Netzwerk in Österreich aufzubauen. Rund ein Dutzend der 180-Grad-Weitwinkelkameras mit Kosten von jeweils 1.500 bis 2.000 Euro wären dafür notwendig.

Beteiligung an französischem Projekt

Mit der Testinstallation beteiligt sich das NHM an dem französischen Forschungsprojekt FRIPON (Fireball Recovery and InterPlanetary Observation Network), in dessen Rahmen rund 100 Kameras in Frankreich installiert werden. So wie die Wiener Kamera sind diese mit dem Internet verbunden, die Auswertung - etwa ob es sich um ein Flugzeug oder eine uninteressante Sternschnuppe handelt, erfolgt automatisch.

Ähnliche Netzwerke in Australien, Kanada oder den USA hätten bisher zum Auffinden von mehr als einem Dutzend Meteoriten geführt, heißt es seitens des NHM. Köberl räumt ein, dass die Lichtverschmutzung über Wien so wie in allen Städten ein Problem für die Kamera sei. Man sei aber ohnedies primär an den ganz hellen Feuerbällen interessiert, und diese könne man manchmal sogar am Tag sehen.

Link: