Oper und Orchester für Flüchtlinge

Kulturinstitutionen wie Wiener Staatsoper und Wiener Symphoniker regieren auf die Flüchtlingskrise und sammeln Geld. Und Wien öffnet seine „Willkommensbegleitung für neue Bewohner“ nun auch für Asylwerber.

Die Wiener Symphoniker öffneten bereits bei den Bregenzer Festspielen ihre Proben. Rund 600 Menschen nahmen das Angebot laut Johannes Neubert, dem Geschäftsführer der Wiener Symphoniker, an. Derzeit werde überlegt, ähnliche Angebote in Zusammenarbeit mit dem Konzerthaus und dem Musikverein auch in Wien zu organisieren.

Die Wiener Philharmoniker „führen derzeit Gespräche, um unseren Teil zu einer gemeinsamen und konstruktiven Bewältigung zu leisten“, so Vorstand Andreas Großbauer. Er verwies auch darauf, dass die gesamten Einnahmen aus der öffentlichen Generalprobe für das Neujahrskonzert für Menschen in Not gespendet würden.

Spendenaktion der Staatsoper

Die Wiener Staatsoper organisiert in Absprache mit der Caritas eine Spendenaktion, an der sich alle Staatsopernmitglieder vom künstlerischen über den administrativen bis zum technischen Bereich beteiligen können. Staatsoperndirektor Dominique Meyer: „Und wenn am traditionellen Tag der offenen Tür am kommenden Sonntag, 6. September, das Haus für Interessierte kostenlos zugänglich ist, wollen wir auch unsere Besucher für die Situation sensibilisieren und um eine freiwillige Spende für die Flüchtlingshilfe bitten.“

Die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien plant derzeit gemeinsam mit den Wiener Symphonikern, Generalproben des Orchesters im Musikverein für Flüchtlinge und Asylwerber zu öffnen. Intendant Thomas Angyan: „Wir glauben, damit einen ersten Schritt zu setzen, um Flüchtlingen einen Zugang zu Konzerten ohne Schwellenangst zu ermöglichen. Wenn diese Idee erfolgreich im Oktober gestartet ist, wollen wir darauf aufbauend weitere Projekte entwickeln.“ Benefizkonzerte anderer Veranstalter seien im Musikverein jederzeit möglich.

Theaterprojekte für und mit Flüchtlingen

Das Theater an der Wien kündigte an, den Kartenerlös der Generalprove von Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“ für die Flüchtlingshilfe zu spenden. Außerdem sammelten die Mitarbeiter des Theaters während des Sommers Sachspenden für die Caritas, so Intendant Roland Geyer.

Anna Badora, die neue Direktorin am Volkstheater Wien, verweist auf Theaterprojekte mit Flüchtlingskindern und –jugendlichen: "Im Rahmen unserer Produktion ‚Junges Volkstheater‘ haben wir die Produktion ‚Ausblick nach oben‘ gestartet. 18 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren mit insgesamt neun verschiedenen nationalen und kulturellen Hintergründen machen mit, darunter auch Flüchtlinge. Im November 2015 wird ein weiteres Spielclubprojekt gestartet. Es richtet sich speziell an geflüchtete Jugendliche im Alter von 17 bis 23 Jahren, die noch keine oder geringe Sprachkenntnisse haben.

Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann: „Die dramatische Zuspitzung der Flüchtlings- und Asylthematik war das erste Thema, das ich mit den Dramaturgen nach der Sommerpause besprochen habe.“ In der vergangenen Spielzeit seien im Rahmen von Jelineks ‚Die Schutzbefohlenen‘ 14.000 Euro für die Flüchtlingsprojekte der Caritas gesammelt worden. Solche Initiativen sollen „unbedingt“ fortgesetzt werden.

Wien-Info in Arabisch

Seit 2008 betreut die Stadt mit ihrem Programm „StartWien“ Menschen, die bereits einen Aufenthaltstitel haben. Nun wird dieses Angebot auf Asylwerber ausgedehnt: Ab 15. September wird es zweimal wöchentlich Informationsveranstaltungen in der jeweiligen Muttersprache für Flüchtlinge geben. Themen sind etwa das Gesundheitssystem, die Wohnungssuche, das Bildungssystem und das Zusammenleben in Österreich.

Zunächst sind die Veranstaltungen, die in Kooperation mit den Volkshochschulen stattfinden, in Arabisch und Persisch geplant, das Angebot könne jedoch jederzeit flexibel ausgeweitet werden, wie Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) sagte.

Welle der Hilfsbereitschaft

Nicht nur professionelle Hilfsorganisationen wie Caritas und Rotes Kreuz leisten in diesen Tagen gewaltige Hilfe. Auch zahlreiche Privatpersonen und auch Firmen helfen auf unterschiedlichste Art und Weise - mehr dazu in Flüchtlingshilfe: Firmen geben frei, in 6.674 Euro für „Schweigeminute“ und in Tausende wollen Flüchtlingen helfen.

Angesichts der katastrophalen Zustände im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen ist die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge bereits vor Wochen sichtbar geworden. Seitdem wächst die Unterstützung durch private Initiativen und NGOs stetig. Tausende engagieren sich mit Sachspenden, mit Zeit für Deutschunterricht oder einfach, indem sie Flüchtlinge zum Arzt begleiten - mehr dazu in Güter, Zeit und Geld: Freiwillige als Stütze für Flüchtlinge (news.ORF.at).

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