Flüchtlinge: „Keine Sonderzüge mehr nötig“

Mehr als 11.000 Flüchtlinge haben am Wochenende den Westbahnhof erreicht. Die meisten reisten nach Deutschland weiter. Am Sonntagnachmittag stabilisierte sich die Lage, die ÖBB kehrten zum Regelbetrieb zurück.

In regulären Zügen brachen bereits ab 6.30 Uhr die ersten Hilfesuchenden nach Deutschland auf. Etwa um 10.00 Uhr fuhr der erste Sonderzug mit Flüchtlingen nach Deutschland ab. Laut ÖBB wurden auch in der Nacht um 1.00 Uhr mit einem Sonderzug etwa 800 Personen Richtung Westen gebracht. Am Sonntag planten die ÖBB bis zu 40 Züge (Regulär- und Sonderzüge) Richtung Deutschland zu schicken. Auch zwischen Nickelsdorf und Wien-Westbahnhof verkehrten Sonderzüge.

Flüchtlinge benötigen kein Ticket

Am Sonntagnachmittag kehrten die ÖBB nach dem Nachlassen des Flüchtlingszustroms aus Ungarn auf der Westbahnstrecke zum Regelbetrieb zurück. Die Lage habe sich stabilisiert, Sonderzüge würden vorläufig nicht mehr benötigt, sagte Unternehmenssprecherin Sonja Horner. Sie bestätigte dabei außerdem, dass Flüchtlinge auch ohne Ticket in ÖBB-Züge einsteigen dürften - mehr dazu in burgenland.ORF.at

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Rainer Keplinger berichtet vom Westbahnhof

Notquartiere und Züge zum Übernachten

Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner bedankte sich für die „Riesensolidarität“. Es seien auch ausreichend freiwillige Helfer am Westbahnhof. Sein Dank galt auch zahlreichen Wienern, die Flüchtlinge in der Nacht privat bei sich übernachten ließen.

Von den gut 1.000 Personen, die die Nacht in Wien verbracht haben, hielten sich etwa 600 im Notquartier der ÖBB beim Westbahnhof auf. Circa weitere 200 übernachteten in einem bereitgestellten Zug und rund weitere 200 Personen schliefen in einem Notquartier des Arbeitersamariterbundes im 16. Bezirk. Auch am Hauptbahnhof übernachteten bis zu 150 Personen - mehr dazu in news.ORF.at.

70 Flüchtlinge im Krankenhaus behandelt

Das „Sanitätsteam Wien“ versorgte in der Nacht in Wien insgesamt 70 Flüchtlinge. Der größte Teil von ihnen wurde ambulant betreut, fünf Personen mussten in Spitäler eingeliefert werden. Das teilte das aus Arbeiter Samariter-Bund, Berufsrettung Wien, Johannitern, Maltesern und Rotem Kreuz bestehende Team mit.

Gründe für Spitalsbehandlung seien unter anderem psychische Belastungsreaktionen und Bluthochdruck gewesen, sagte der Sprecher der Wiener Berufsrettung, Ronald Packert. „Es war nichts Lebensbedrohliches und es waren auch keine Verletzungen“, fügte er hinzu. Tätig ist das Team an West- und Hauptbahnhof und anderen Nacht-Betreuungsstellen.

Der KAV, der Wiener Krankenanstaltenverbund, beobachte laufend die Anzahl der Schutzsuchenden und sorgt dafür, dass die Spitäler auf eine mögliche höhere Anzahl von Patienten vorbereitet sind, hieß es am Sonntag in einer Aussendung. Das freiwillige Engagement des KAV-Personals sei sehr groß, es meldeten sich immer wieder Ärzte und Pflegepersonal, die sich für den Einsatz zur Verfügung stellen.

Sachspenden

APA / Hans Punz

Die Sachspenden-Lager der Caritas sind derzeit gut gefüllt

Geldspenden für Tickets benötigt

Aufgrund der zahlreichen Freiwilligen, die derzeit Sachspenden für eintreffende Flüchtlinge am Westbahnhof abliefern, ist über das Wochenende die Nutzung des Parkhauses Westbahnhof in der ersten Stunde gratis, teilte die WIPARK Garagen GmbH am Sonntag in einer Aussendung mit. Sonntagvormittag waren die Sachspendenlager am West- sowie am Hauptbahnhof vorerst voll.

Die Caritas bat die Bevölkerung, derzeit von weiteren Sachspenden abzusehen. Weiters erwünscht sind Geldspenden, die am Westbahnhof beim Sachspendenlager abgegeben werden können - mehr dazu in Flüchtlinge: Welche Spenden werden benötigt? (wien.ORF.at; 6.9.2015).

Flüchtlingskonvoi nach Ungarn

Am Sonntag sind Aktivisten mit ihren Autos im Konvoi von Wien nach Ungarn gefahren, um Flüchtlinge zu unterstützen - mehr dazu in Wiener Konvoi nach Ungarn unterwegs (wien.ORF.at; 6.9.2015).

Westbahnhof als Drehscheibe

Am Westbahnhof sind am Samstag rund 8.500 Flüchtlinge angekommen. Der Großteil davon dürfte laut Polizei bereits nach Deutschland weitergereist sein - mehr dazu in Tausende Flüchtlinge am Westbahnhof (wien.ORF.at; 5.9.2015).