Ute Bock gegen Scheinheiligkeit

Sie ist eine Institution der Flüchtlingshilfe in Wien. Vor allem die „fürchterliche Einstellung“ zu Flüchtlingen sei für sie nicht auszuhalten. Mit dem Ziel, dies zu ändern, hatte Ute Bock zum Tag der offenen Tür ins Ute-Bock-Haus geladen.

„Es ist nicht das wichtigste, dass die Leute da einen Kilo Brot hintragen“, sondern die „Einstellung“ der meisten Menschen, sagte Bock. Jene, die die Flüchtlinge nun „durchwinken“, hätten nie von Angesicht zu Angesicht mit den Menschen zu tun, kritisierte die 73-Jährige, die sich seit Jahren um Asylwerber und Flüchtlinge kümmert. Am Westbahnhof krabbelten Kinder am Boden herum, „so was furchtbares“. Sie habe Bewohner des Ute-Bock-Hauses dorthin geschickt, um zu helfen, „weil die das am besten wissen, wie das ist“.

Auch habe sie versucht, ein Notquartier aufzutreiben. „Ich halt’ das nicht aus, mir ist richtig schlecht, wenn ich heim geh’“, meinte Bock zur Situation am Bahnhof. Das Schlimmste sei aber nicht, wie schlecht es den Menschen dort gehe, sondern „das Schlimmste ist, das wir so eine fürchterliche Einstellung haben - wenn ich in der Straßenbahn höre, ‚wären sie halt daheim geblieben‘, das ist unerträglich“.

„Keine ‚U-Boote‘ im Ute-Bock-Haus“

76 Menschen, hauptsächlich Männer aus Tschetschenien, Afghanistan und Nigeria leben derzeit in dem Haus in Wien-Favoriten. Es sind Asylwerber im laufenden Verfahren, die aus verschiedensten Gründen aus der Grundversorgung gefallen sind. „U-Boote“ gebe es im Ute-Bock-Haus nicht, alle Bewohner hätten einen Meldezettel, versicherte Bock.

In dem seit 2012 betriebenen Haus gibt es unter anderem auch eine Sozialberatungsstelle, die allen offen steht. Hier können Fragen geklärt werden, wie man etwa zu medizinischer Versorgung oder einer Notschlafstelle kommt.

Die Rolle eines Asylwerbers erfahren

Am Tag der offenen Tür konnten Besucher am eigenen Leib erfahren, wie es ist, Asylwerber zu sein. So konnten sie etwa in einem Rollenspiel ausprobieren, einen Kindergartenplatz zu bekommen, „mit allen Hürden und Schwierigkeiten, die es so gibt“.

Emanuel Hinterbauer zeigt derweil stolz drei neue Räume für die kostenlosen Deutschkurse her, die er koordiniert. Zwischen 400 und 500 Teilnehmer zählt der Verein, die Lehrer arbeiten ehrenamtlich. Demnächst will Hinterbauer auch Workshops für die Lehrer veranstalten, um sie für spezifische Themen zu sensibilisieren, etwa mit der Extremismus-Beratungsstelle oder der Aids-Hilfe.

Beschwerden über laute Fernseher

Probleme mit den Nachbarhäusern hätten sich zwar gelegt, seien aber immer noch vorhanden, räumt Bock ein. Dabei gehe es aber beispielsweise um Beschwerden, dass jemand zu laut fernschaut - also ob es das früher nicht gegeben hätte, grinst Bock, die seit einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt, ihr Engagement aber weiterführt, so gut es geht.

Tag der offenen Tür im Ute-Bock-Haus

APA/Herbert P. Oczeret

Ute Bock

Für die bevorstehende Wien-Wahl „hoffe ich auf die Vernunft der Leut’“, meinte Bock. Ein Fan von FPÖ-Chef Heinz Christian Strache ist sie erwartungsgemäß nicht: „Wenn sie den Strache interviewen, denk ich mir: Um Gottes Willen, drehts das ab!“ Bocks Wahlempfehlung: „Ich werde die Roten wählen, weil wenn die nimmer sind, kann ich den Schreibtisch abgeben“, schließlich habe die SPÖ sie immer unterstützt.

Verein auf Unterstützung angewiesen

Der Verein ist auch auf Spenden verschiedenster Art von Privaten angewiesen. Was gebraucht wird, findet man auf der Homepage des Vereins. Unterstützung leisten kann man auch mit dem Kauf von „Refugees Welcome“-Armbändchen, deren Reinerlös unter anderem Bocks Verein zugutekommt. Dieser ist außerdem ständig auf der Suche nach leer stehenden, geeigneten Immobilien.

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