Flüchtlinge: Zu wenige finanzierbare Wohnungen

In Wien fehlt es an finanzierbaren Wohnungen unter anderem für Flüchtlinge. Es gibt kein Konzept dafür, wie man schnell neuen Wohnraum schaffen kann. Hilfsorganisationen bitten deshalb private Wohnungseigentümer um Unterstützung.

„Wir brauchen jede Wohnung - die Zeit drängt“, hört man Flüchtlingskoordinator Christian Konrad und Wiener Hilfsorganisationen derzeit verstärkt bitten. Der Winter naht, und es gibt zu wenige Unterkünfte für anerkannte Flüchtlinge.

Kaum Chancen auf Wohnungsmarkt

In Wien leben zwei Drittel der in Österreich anerkannten Flüchtlinge. Auf dem privaten Wohnungsmarkt haben sie so gut wie keine Chance, denn kaum jemand vermietet an Menschen, die keine Arbeit haben. Die Folge: Mittelsmänner mieten Wohnungen für Flüchtlinge an, in manchen Fällen, um bei den Schutzsuchenden abzukassieren, wie Hilfsorganisationen beobachten.

TV-Hinweis

„Wien heute“, 19.11.2015

„Zwei bis drei Gruppen in Wien treten als Hauptmieter auf und gehen dann in Untermiete. Wenn dann Kautionen oder Mieten nicht bezahlt werden, dann werden die betroffenen Familien plötzlich delogiert“, so Mietrechtsexperte Martin Gruber gegenüber „Wien heute“ - mehr dazu in Vermieter sollen Flüchtlinge betrügen (wien.ORF.at; 11.11.2015).

Familie Mohammad aus Syrien

ORF

Gesucht werden Wohnungen mit geringer Miete für anerkannte Flüchtlinge

Baugesetze beschränken Flexibilität

Bis zu 50.000 Asylsuchende werden laut Asylkoordinator Konrad im nächsten Jahr auf Wohnungssuche sein, die meisten davon in Wien. Die rasche Errichtung von Fertigteilhäusern soll das Problem lösen. Für Wien ist das laut Konrad aber schwierig umzusetzen, da es zu wenige freie Flächen gibt. Von Fertigteilhäusern oder neuen Plattenbauten hält Architekt Paul Rajakovits ohnehin wenig. „Wir brauchen Lösungen, die sozusagen auf die Kulturen eingehen“, so Rajakovits gegenüber Radio Wien. Er sieht dadurch auch die Chance, „neue Aspekte in der Architektur“ zu entwickeln.

Bestimmender Faktor beim Bauen im Ballungsraum sei in erster Linie der Grundstückspreis. Da hier die Möglichkeiten beschränkt seien, müsse Bestehendes mit großer Flexibilität adaptiert werden. „Ich glaube, dass vieles an den Baugesetzen liegt. Wenn wir kurzfristig von Unterbringungen sprechen, geht es darum, sich nicht hinter Paragrafen zu verschanzen“, so Rajakovits. Smart-City-Pläne seien für ihn zum jetzigen Zeitpunkt überzogen.

Rot-Grün plant 10.000 neue Wohnungen

Die neue Stadtregierung plant laut Koalitionspakt den Bau von 10.000 neuen Wohnungen jährlich sowie von mindestens 2.000 neuen Gemeindewohnungen bis 2020. Außerdem soll jungen Wienern der Zugang zum geförderten Wohnbau - etwa durch Stundung der Eigenmittel - erleichtert werden. Ob diese Maßnahmen angesichts der Flüchtlingssituation reichen, ist fraglich - mehr dazu in Der Koalitionspakt im Detail.

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