Festival soll Clowninnen vor den Vorhang holen

Neben ihrem männlichen Pendant scheint die Clownin immer noch etwas Ungewöhnliches zu sein. Das internationale Clownfrauen Festival räumt mit dem Vorurteil auf, dass Frauen Angst vor Blamage haben.

„Ich habe mich als Kind immer als Mann verkleidet und nicht als Prinzessin“, sagt die Clownin Silvia Spechtenhauser gegenüber wien.ORF.at. Das internationale Clowninnen Festival, das am Wochenende im Wiener Kosmos Theater stattfindet gibt den Frauen eine Bühne und ist damit das weltweit größte seiner Art.

„Ein Clown muss nicht funktionieren“

Bekannte, große Clowns waren nicht nur oft ehemalige Artisten, sondern auch immer Männer. Mit der Gründung des Clownin Festivals wurde dem männlich dominierten Clown-Metier auch eine weibliche Perspektive gegeben. Frauen sollten auf der Bühne nicht nur Spaß-Objekte sein, sondern auch eine aktive humoristische Rolle einnehmen. So wurden am Clownin-Festival mit kritischem Blick und humoristischer Leichtigkeit von Anfang an auch hierarchische Strukturen in Frage gestellt.

Clownin Dr. Strudel, Silvia Spechtenhauser

CliniClowns

Dr. Strudel alias Silvia Spechtenhauser ist aktiv bei den CliniClowns

Silvia Spechtenhauser studierte Schauspiel und Clownerie bei Phillipe Gaulier in Paris, der in seiner Arbeit immer die Offenheit, Leichtigkeit und Verletzlichkeit versucht heraus zu kitzeln. „Ich habe gelernt immer authentisch sein“, so Spechtenhauser. Die Rüstung des Alltags ablegen und frei sein, das Bedeutet Clownin sein für Spechtenhauser: „Ein Clown muss nicht funktionieren, er darf schusselig sein das kommt meinem wahren Ich sehr nahe. Als Clown hab ich Spaß daran wie ein Kind zu experimentieren.“

Der Mut zur Blamage ist männlich

„Ob ein Clown ein Mann oder eine Frau ist, ist meiner Meinung nach egal. Jede und jeder kann auf seine Art lustig sein“, sagt Spechtenhauser. Es komme darauf an, dass man Themen behandelt die einen begleiten. Der Clown versöhnt einen jeden mit der Welt des Misslingens. Der Mut zur Blamage scheint allerdings männlich zu sein.

Spechtenhausers Clownin-Figur ist „Brigitte“, die auch oft statt einem bunten Kostüm einfach ein alltagstaugliches Kleid trägt. „In unserer Sozialisation ist es nun so, dass Frauen nicht lustig sein müssen, nur schön sollen sie sein. Frech und verspielt sein wird schon in der Kindheit noch immer mit Buben assoziiert“, so Spechtenhauser.

Tris Clowninnen

Fotowerk Aichner

Die Clowninnen von „Tris“ sind beim Clownin 2015 zu sehen

Frauen in der Komik

Auch in Kabarett und Comedy kommen erst in den letzten Jahren immer mehr Frauen auf die Bühne. Der Bereich der Komik scheint noch immer eine Männerdomäne zu sein. Dabei wurden bereits in der italienischen Commedia dell‘ arte, dem Lustspiel des 16. Jahrhunderts, die weiblichen Rollen, nicht wie zuvor üblich, von Männern sondern tatsächlich von Frauen gespielt.

Veranstaltungshinweis:

Clownin 2015, 27.11. bis 5.12., Kosmos Theater, Siebensterngasse 42, 1070 Wien

Für Spechtenhauser ist das Clown-Metier kein Männerding. Jedoch scheint es nötig zu sein ein Festival nur für weibliche Clowns zu veranstalten. „Am schönsten wäre es, wenn Clown Festivals und Auftritte mit Männern und Frauen stattfinden könnten und ausgeglichen wären“, sagt Spechtenhauser.

Eine Geschichte der Emanzipation

Einen emanzipatorischen Ansatz hat auch das Kinderbuch „Die dumme Augustine“ von Ottfried Preußler aus dem Jahr 1972. Die Frau des Clowns August möchte auch in der Manege auftreten, doch sie ist alleine für Haushalt und Familie zuständig. Zufällig kommt sie doch noch zu ihrem Auftritt, den sie mit Bravour meistert, wonach sich August und Augustine die Aufgaben im Haushalt und als Clown teilen.

Das weltgrößte Clownfrauenfestival folgt diesem Beispiel und präsentiert neue internationale Stargäste aus Europa, Japan, Russland, der Türkei und Süd- und Nordamerika mit zahlreichen Ur- und Erstaufführungen.

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