Diakonie schließt Wohnberatung

Nach Anrainerbeschwerden schließt die Diakonie ihre Wohnberatungsstelle für Flüchtlinge in Penzing. Man werde in Zukunft in den Notquartieren beraten, so die Diakonie. Die Flüchtlinge stellten sich teils schon vor Mitternacht an.

Die Wohnberatung in der Linzer Straße in Wien-Penzing ist am Donnerstag den letzten Tag in Betrieb. „Wir haben leider nicht abschätzen können, dass sich die Leute lauter Verzweiflung schon in der Nacht dastehen, damit sie einen Termin bekommen“, so Birgit Koller, Leiterin vom Diakonie Flüchtlingsdienst im Interview mit dem ORF Wien. „Manche Leute sind mit Kindern hier, es wird immer kälter, das geht einfach nicht", sagte Koller. Man werde die Wohnberatungen nun stattdessen direkt in den Notquartieren anbieten.

Flüchtlinge Warteschlange

Diakonie Flüchtlingsdienst

Ab Mitternacht stellen sich Flüchtlinge vor der Beratungsstelle an

Warteschlange vor Beratungsstelle

Mit Decken und Klappstühlen warteten die Flüchtlinge vor der Wohnberatung in der Linzer Straße. „Bis wir dann um 9.00 Uhr öffnen, sind immer schon rund 100 Personen vor der Wohnberatung“, berichtete Koller. Die meisten Wartenden seien in einem Notquartier der Stadt untergebracht und damit nicht obdachlos.

Sie hoffen aber über die Diakonie einen privaten Wohnraum zu finden, der ihnen längerfristig eine Perspektive bietet. „Wenn die Leute das Gefühl haben sie kommen vom Notquartier irgendwie nie weg, dann versuchen sie eben anders Wohnraum zu organisieren und kommen zu uns“, sagte Koller.

Private Wohnungsangebote nehmen ab

Doch die Angebote von Privatpersonen, die Flüchtlinge aufnehmen, sind laut Koller weniger geworden. „Jetzt nehmen die Angebote leider wieder ab, es gibt aber noch sehr, sehr viel Bedarf. Wir wären sehr dankbar, wenn wir noch Angebot für Wohnraum bekommen würden“, so Koller. Auch die Wiener Caritas bestätigt den Rückgang an Angeboten von Privatpersonen. „Die Nachfrage ist relativ konstant, aber das Angebot ist zurückgegangen. Wir rufen dringend auf, privaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, sagt Caritas-Sprecher Martin Gantner.

Flüchtlinge Warteschlange

Diakonie Flüchtlingsdienst

Wegen der vielen Menschen am Gehsteig kommt es zu Anrainerbeschwerden

Beschwerden von Anrainern

Die Wohnberatung der Diakonie vermittelte in der ehemaligen Bankfiliale in der Linzer Straße privaten Wohnraum in Wien und Niederösterreich. Rund 80 Personen wurden laut Koller pro Woche vermittelt. Die am Gehsteig wartenden Flüchtlinge sorgten für Beschwerden der Anrainer. Die Diakonie appellierte auch an die Politik: „Es braucht beides. Es braucht mehr private Angebote, es braucht aber auch organisierte Quartiere - auch in Wien“, sagt Koller.

Wehsely: Derzeit keine Alternative zu Schlangen

Es sei eine große Herausforderung mehr Wohnraum zu schaffen, so die die Wiener Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) im Ö1-Morgenjournal am Donnerstag. Man habe in den letzten Wochen 20 neue Notquartiere errichtet und eröffne jede Woche mindestens zwei neue Grundversorgungsquartiere. Sie rief die die Bevölkerung auf, freistehende Wohnungen zur Verfügung zu stellen und verwies dazu auf die Plattform www.fluechtlinge.wien der Stadt Wien.

Sie sei mit der Situation nicht zufrieden, so Wehsely: „Die Alternative derzeit ist nur nicht die, es stellt sich niemand an oder wir haben keine Notquartiere, sondern wäre die, dass Wien so umgeht wie die anderen Bundeländer - nämlich sagt, wie haben eigentlich zu viele hier, die nehmen wir nicht mehr auf und die wären damit obdachlos.“ Eine solche Politik werde es mit ihr sicher nicht geben.

Notquartier in Ex-Publizistik-Institut bezogen

Unterdessen eröffnete am Mittwoch ein neues Notquartier in Wien-Währing. Rund 150 Flüchtlinge bezogen das ehemalige Publizistik-Institut der Universität Wien, insgesamt ist hier Platz für 182 Personen. Betrieben wird das Quartier von den Johannitern.

Betten im Ex-Publizistik-Institut

ORF Wien

Rund 150 Menschen zogen in das ehemalige Publizistik-Institut ein

Duschen wurden eingebaut und die Universitätsbibliothek in einen Speisesaal umfunktioniert. „Wir hatten auch das Problem, dass wir mit den Hörsälen teilweise zu große Räume hatten, die wir mit Raumteilen ein wenig gemütlicher und privater gestaltet haben“, so Herbert Sinkovits von den Johannitern im Interview mit „Wien heute“.

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