Terrorprozess: Beide Angeklagte schuldig

Mit Schuldsprüchen ist am Montag der Prozess gegen ein mutmaßliches Dschihadistenpaar - nicht rechtskräftig - zu Ende gegangen. Ein 25-jähriger Wiener wurde zu 22 Monaten Haft verurteilt, eine 17-Jährige kam mit einer bedingten Haftstrafe davon.

Die Schöffensenatsvorsitzende sah es als erwiesen an, dass die beiden ins syrische Haram reisen wollten, um die der Al-Kaida zugehörige Al-Nusra-Front zu unterstützen. Dass der 25-Jährige bereits von 2011 bis 2013 in Pakistan für die Al-Kaida gekämpft hätte, wie er es Verwandten erzählt haben soll, konnte in dem Verfahren nicht bewiesen werden. Von diesem Vorwurf wurde er freigesprochen.

Angeklagter am Weg zum Urteil

ORF

Der 25-Jährige wurde nicht rechtskräftig zu 22 Monaten Haft verurteilt

Die 17-Jährige, die mit dem 25-Jährigen nach islamischem Recht verheiratet ist, erhielt 14 Monate bedingt. Beide Rechtsvertreter erbaten sich drei Tage Bedenkzeit. Die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab.

Anwalt: Reise, um auch staatlich zu heiraten

„Mein einziger Wunsch ist, dass Sie Nachsicht haben, Frau Vorsitzende“, sagte der 25-jährige Angeklagte in seinem Schlussplädoyer. „Wir haben gelitten und haben unsere Lehren gelernt.“ Und: „Wir (seine Frau und er, Anm.) wollen wieder gemeinsam sein“, sagte der Beschuldigte unter Tränen.

Der 25-Jährige erklärte vor Gericht, mit Al-Kaida nichts zu tun zu haben. Vielmehr hätte die Familie der 17-Jährigen diese Geschichte erfunden, um ihn und seine Ehefrau auseinanderzubringen. In Pakistan sei er gewesen, um ein karges Leben als Moslem zu führen. Eine Reise nach Istanbul habe dazu gedient, die Hochzeit nachzuholen, da dort eine Heirat auch mit 17 Jahren möglich sei, sagte sein Rechtsvertreter Wolfgang Bernt.

Sendungshinweis

„Wien Heute“, 8.2.2016

Festnahme auf Wiener Flughafen

Am 30. April 2015 wurden der damals noch 24-Jährige und seine damals 16-jährige Ehefrau auf dem Flughafen Wien-Schwechat festgenommen, weil sie nach Syrien fliegen wollten - mehr dazu in Hochzeitsreise in Dschihad verhindert. Die Familie des Mädchens hatte sich kurz zuvor an das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung gewandt. Seither saß der Mann in U-Haft, seine Ehefrau befand sich auf freiem Fuß.

Angeklagte im Prozess

ORF

Die 17-jährige Angeklagte wurde - nicht rechtskräftig - zu 14 Monaten bedingter Haft verurteilt

Eltern des Mädchens wussten von Heirat nichts

Die 17-Jährige ist die Tochter eines vor 30 Jahren nach Österreich ausgewanderten Türken, war von zu Hause weggelaufen und hatte die Schule abgebrochen. Der 25-Jährige ist gebürtiger Georgier, lebte seit dem Alter von zwei Jahren in Wien und konvertierte als Jugendlicher zum Islam. Die beiden hatten sich über Freunde kennengelernt.

Als das Mädchen den Mann ihren Eltern vor zwei Jahren als ihrem Ehemann vorstellte, fielen diese aus allen Wolken, willigten jedoch ein, das junge Paar zu unterstützen - obwohl sie bereits zu dem Zeitpunkt die Veränderung an ihrem Kind bemerkten, denn das sonst modern gekleidete Mädchen verhüllte sich plötzlich mit einem Schleier.

„Der Typ ist gefährlich“

Der Familie kam nach einigen Monaten zudem zu Ohren, dass der neue Schwiegersohn vor Jahren für die Terrororganisation Al-Kaida gekämpft haben soll. Bei einem Gespräch mit der Familie soll er schlussendlich von seinen Kampfhandlungen berichtet haben.

„Er hat in Pakistan zwei Jahre für die Al-Kaida gegen die Amerikaner gekämpft“, erzählte deren 22-jährige Schwester vor Gericht. Dann sei er jedoch aufgegriffen und sechs Monate dort im Gefängnis gesessen. Erst als sein Vater „einen Batzen Lösegeld“ gezahlt habe, sei er freigelassen und ausgewiesen worden. „Der Typ ist gefährlich. Er hat es geschafft, aus meiner Schwester in acht Monaten einen anderen Menschen zu machen.“

Als das Paar davon sprach, sich in Syrien ein neues Leben aufbauen zu wollen, schrillten bei der Familie alle Alarmglocken. Der Vater des Mädchens versuchte die beiden zu überreden, in ein anderes muslimisches Land zu ziehen - in eine Gegend, wo kein Krieg ist. „Ich habe gesagt, wenn der Krieg vorbei ist, könnt ihr leben, wo ihr wollt“, sagte der 50-jährige Vater vor Gericht. „Ich hatte Angst, dass er sich einer terroristischen Vereinigung anschließt und dort kämpft.“ Er habe gehört, dass dort 15-jährige Mädchen verschleppt oder als lebende Bombe missbraucht worden sind.

Links: