Sechs Forscher bei Kindergarten-Studie

Die von der Stadt Wien und dem Integrationsministerium vereinbarte Studie zu islamischen Kindergärten in Wien wird von sechs Forschern erstellt. Auch der Bericht des Islamwissenschafters Ednan Aslan liegt nun vor.

Neben Aslan werden Susanne Heine (Universität Wien, Evangelisch-Theologischen Fakultät), Maria Fürstaller (Universität Wien und FH Campus Wien), Elisabeth Raab-Steiner (FH Campus Wien), Wolfgang Mazal (Universität Wien) und der Diplomsoziologe Kenan Güngör bei der Studie zu islamischen Kinderbetreuungseinrichtungen dabei sein. Die Arbeiten an der Studie sollen bis Mai 2017 abgeschlossen sein.

Der Studie war ein gröberer Zwist zwischen der Stadt Wien und dem Integrationsministerium vorangegangen - mehr dazu in Studie zu Islamkindergärten fixiert (wien.ORF.at; 14.1.2016) und Sechspunkteplan für islamische Kindergärten (wien.ORF.at; 10.12.2015). Am Freitag wurde versichert, dass die Stadt Wien die erforderlichen Daten für die Studie bereitstellt. Man werde den Zugang zu allen Kinderbetreuungseinrichtungen gewähren und auch Vereinsregisterauszüge vorlegen, wurde beteuert.

Untersuchung zu Werten und Normen in der Praxis

„Eine wichtige Fragestellung wird sein, ob die pädagogischen Konzepte jener privaten institutionellen Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen (Kindergärten und Kindergruppen) in Wien, mit den Grundwerten der österreichischen Verfassung, Kinder- und Menschenrechte sowie dem Wiener Bildungsplan übereinstimmen“, hieß es in einer Aussendung.

Ebenso solle untersucht werden, welche Werte und Normen in der Praxis tatsächlich gelebt werden. Auch die verwendeten Sprachen, den religiösen Hintergrund oder die Annahme von Sprachförderangeboten will man sich genauer ansehen. Erforscht wird auch die Erwartungshaltung der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten. Weiters wird eine Liste mit allen islamischen Kindergärten oder -gruppen und deren Betreibern sowie Trägervereinen erstellt.

Zahl der Kontrolleure aufgestockt

„In Wien ist kein Platz für Radikalismus und Extremismus. Wenn es Probleme gibt, müssen diese angegangen und gelöst werden. Die Stadt Wien schaut genau hin und hat bereits gehandelt“, verwies Jugendstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) auf eine nun bereits erfolgte Aufstockung der Kontrolleure. Auch Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) beteuerte, dass Radikalisierung im Kindergarten keinen Platz haben dürfe.

Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) verwies auf die nunmehrige Einigkeit: „Wir ziehen hier in der flächendeckenden Untersuchung an einem Strang. Es ist notwendig, Klarheit und Transparenz zu haben, damit die richtigen politischen Maßnahmen gesetzt werden können.“

Studie von Aslan liegt nun vor

Auslöser für den Schlagabtausch zwischen Stadt Wien und Integrationsministerium war im Vorjahr eine Studie des Islamwissenschafters Ednan Aslan. In einem Zwischenbericht hatte er etwa bei den Trägern der untersuchten Einrichtungen teils extremistische Gruppen als Hintermänner vermutet. In den vergangenen Tagen hatt es Kritik gegeben, weil die Endfassung der Studie zurückgehalten wurde - mehr dazu in Ministerium hält Kindergartenstudie zurück.

Am Freitag hat das Integrationsministerium den Projektbericht „Evaluierung ausgewählter Islamischer Kindergärten und –gruppen in Wien – Tendenzen und Empfehlungen“ veröffentlicht. Der Bericht ist auch auf der Homepage des Ministeriums zu finden - mehr dazu in „Aslan-Bericht“ über islamische Kindergärten online (religion.ORF.at).

Opposition: „Schwachstellen“ aufgezeigt

Ein „Versagen der Stadt Wien als oberstes Kontrollorgan“ ortet die FPÖ. Der Bericht zeige, dass damit der Nährboden für den radikalen Islam bereitet werde. Den betroffenen Kinder würden keine europäischen Werte vermittelt. Auch die Eltern würden offenbar darauf Wert legen, ihre Kinder von westlich geprägten Kulturen „bestmöglich fernzuhalten“ - etwa indem strikt auf die Zubereitung von Halal-Speisen bestanden werde.

Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel sieht hingegen die Schuld einzig bei den Rathaus-Verantwortlichen: „Viel zu lange hat die rot-grüne Stadtregierung zugesehen und die Entwicklungen in den islamischen Kindergärten ignoriert. Erst auf Betreiben von Bundesminister Sebastian Kurz ist es hier endlich zu einem ersten Umdenken gekommen.“

„Der Aslan-Bericht zeigt sehr deutlich die Schwachstellen der Stadt Wien auf, die auch Neos schon lange anprangert“, so Beate Meinl-Reisinger, Klubobfrau von Neos Wien. Wie der Aslan-Bericht festhält, muss die Stadt Wien daher verstärkt auf die Qualifikation der Kindergärtnerinnen und Betreuerinnen achten.

SPÖ-Gemeinderätin Nicole Berger-Krotsch zeigte sich in einer Aussendung verwundert, dass Kurz den Endbericht - nach der intensiven Debatte um den Zwischenbericht - nicht mehr kommentiere. Die Stadt habe auf die Vorwürfe jedenfalls schon reagiert, beteuerte sie.

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