Mehr Unterstützungspersonal an Schulen

Wiens Schulen bekommen zusätzliches Unterstützungspersonal, das die Lehrerinnen und Lehrer entlasten soll. In den kommenden Jahren sollen 100 zusätzliche Sozialarbeiter, Psychologen und Therapeuten ihren Dienst antreten.

Bis zum Sommer soll ein Expertenrat den Bedarf erheben, im Herbst sollen dann die ersten Mitarbeiter tätig werden, gab die Stadtregierung am Donnerstag bekannt. Im Endausbau soll das zusätzliche Unterstützungspersonal fünf Mio. Euro pro Jahr kosten, die Maßnahme ist nicht zeitlich begrenzt.

Eigentlich bräuchte es eine Neuaufstellung der Schulfinanzierung, und zwar nach einem sozialen Index, um Schulen mit besonders vielen Kindern aus sozial schwachem Elternhaus besser zu helfen: Darin waren sich Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) und Grünen-Bildungssprecher David Ellensohn bei einem Pressegespräch am Donnerstag einig. Bis zu einer entsprechenden Änderung helfe man nun an den Pflichtschulen selber aus, vor allem an Volksschulen, Neuen Mittelschulen (NMS) und Sonderschulen.

Schüler mit Personal

ORF

Mehr Sozialarbeiter und Psychologen unterstützen künftig die Schüler

Sozialarbeiter gegen „Polarisierung der Gesellschaft“

In Wien sind seit 2009 Schulsozialarbeiter im Einsatz, um Lehrer bei Problemen wie Schulverweigerung, Konflikten oder Radikalisierung von Schülern zu unterstützen. Oft hätten Probleme in der Schule soziale Ursachen wie beengte Wohnverhältnisse, Gewalt in der Familie oder einen bildungsfernen Freundeskreis, schildert Sozialarbeiter Oliver Steingötter. Für ihn ist es schon hoch an der Zeit zu handeln, „sonst gibt es eine Polarisierung in der Gesellschaft, die uns vor größere Probleme stellen wird“.

Mit dem aktuellen Personalstand könne man aber nur akute Probleme lösen, Präventionsarbeit sei nicht möglich, so Steingötter. Dringend notwendig wären außerdem Sozialarbeiter und Psychologen, die die Muttersprachen von Schülern mit Migrationshintergrund sprechen.

Jeder zweite Volksschüler in „Problemschule“

Die Bildungsstandard-Ergebnisse hätten erneut die starken Auswirkungen des Elternhauses auf den Bildungserfolg gezeigt, so Frauenberger. Wien wolle diese Ungleichheiten ausgleichen. Das passiere u.a. durch Maßnahmen wie eine Verdoppelung der Sprachförderung an den Kindergärten, der bisher von 14.400 Schülern genutzten Gratis-Nachhilfe für die NMS, eine Verdoppelung der Sommersprachkurse für Migranten und spezielle Fortbildungen und Informationen zu den Themen Migration, Flucht und Radikalisierung für Lehrer an Brennpunktschulen.

In Wien besuchen 57 Prozent der Volksschüler einen Standort mit großen oder sehr großen sozialen Herausforderungen, betonte Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorszky (SPÖ) die besondere Situation Wiens. Es bräuchte deshalb wie alle größeren Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern eigentlich mehr Geld aus dem Finanzausgleich, forderte er. In Wien gebe es schon bisher ein gewisses Set zur Unterstützung der Schulen wie 27 Schulsozialarbeiter, außerdem 213 Beratungslehrer und psychagogische Betreuer sowie 600 Begleitlehrer (davon 280 Sprachlehrer) und 25 Schulpsychologen. „Aber ich verhehle nicht, dass wir uns mehr wünschen.“

Kritik an Finanzminister Schelling

In diesem Zusammenhang kritisierte Czernohorszky Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP): Die Mittel, über die Wien im laufenden Schuljahr sechs interkulturelle Teams zur Konfliktlösung finanzieren wird, seien viel zu spät freigegeben worden. Dazu kommt, dass dieses Geld bisher als Einmalmaßnahme bis zum Jahresende gilt, „aber es glaubt ja wohl niemand, dass die Herausforderung dann endet“. Er appelliert daher, schon jetzt mit den Vorarbeiten für 2017 zu beginnen.