Rechnungshof: Desaster am Burgtheater

Der Endbericht des Rechnungshofs (RH) zur Causa Burgtheater übt harte Kritik am früheren Direktor Matthias Hartmann und der früheren kaufmännischen Leiterin Silvia Stantejsky. Ein Desaster seien zahlreiche Auszahlungen ohne Belege.

Der Endbericht wurde am Dienstag dem Nationalrat übermittelt. Die Tätigkeit von Stantejsky und Hartmann in den Jahren zwischen 2008 und 2013 führte laut RH-Bericht dazu, dass das Fremdkapital von der Saison 2007/08 von 11,83 Mio. Euro auf 30,56 Mio. Euro (2012/13) stieg, während das Eigenkapital im selben Zeitraum von 15,66 Mio. Euro auf minus 10,29 Mio. Euro sank.

Burgtheater

APA/Helmut Fohringer

Der Rechnungshof übt im Endbericht auch Kritik am Aufsichtsrat

Im Geschäftsjahr 2009/10 - also Hartmanns erster Saison als Burgtheater-Chef - überschritt die Burgtheater GmbH das für Produktionen genehmigte Budget von 6,33 Mio. Euro um 5,82 Mio. Euro, womit sich der Aufsichtsrat erst im Mai 2013 beschäftigte.

Quartalsberichte „ungeeignet“

Als „ungeeignet“ zur Steuerung und Kontrolle des Budgets bezeichnet der Rechnungshof die vorgelegten Quartalsberichte, in denen beispielsweise nur zwischen zehn und 21 Prozent der Investitionen dargestellt wurden. Auch mangelnde Nachfragefreudigkeit des Aufsichtsrats ist mehrfach Thema des Berichts. So habe dieser zu während des Jahres auftretenden Abweichungen der Liquidität von bis zu minus 1,31 Mio. Euro keine Nachfragen gestellt.

Wie bereits bekannt wiesen auch die Jahresabschlüsse der Geschäftsjahre bis 2011/12 „wesentliche Fehldarstellungen“ auf, darunter die buchhalterisch hohe Nutzungsdauer und Buchwerte von nicht mehr gespielten Bühnenproduktionen - mehr dazu in Burgtheater: Gutachten belastet Stantejsky.

Auszahlungen „nicht immer nachvollziehbar“

Kritik übt der Rechnungshof auch an insgesamt 2,23 Mio. Euro, die Hartmann von seiner Bestellung (2006) bis zu seiner Entlassung (2014) erhalten hat: Für diese Auszahlungen sei „nicht immer ein nachvollziehbarer Leistungsgrund“ zuzuordnen. Ebenso werden die mehrfach kritisierten Barauszahlungen des Burgtheaters unter die Lupe genommen.

So zahlte die Hauptkasse bis 2013/14 insgesamt 12,98 Mio. Euro in bar aus. Insgesamt 21,14 Mio. Euro wurden an Beschäftigte oder Werkvertragsnehmer als „Akonti“ bezahlt, wobei für 80 Prozent dieser Buchungen (14,62 Mio. Euro) keine Belege vorlagen.

Vieraugenprinzip nicht eingehalten

Wesentliche Verletzungen des Vieraugenprinzips gab es außerdem bei der Verwaltung eines von der Burgtheater-Hauptkasse eingerichteten Bankkontos und bei Eigenüberweisungen Stantejskys, die sich im August 2008 etwa 9.400 Euro für nicht konsumierte Freizeit auszahlte, ohne dass hierfür laut RH eine Rechtsgrundlage vorlag. Laut Bericht war bereits die Bestellung von Stantejsky „nicht nachvollziehbar“, da sie von einem Personalberatungsunternehmen schlechter als zwei Mitbewerber bewertet, aber dennoch bestellt wurde.

Auch die frühere Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) gerät in Bestellungsfragen in Kritik: Die vorzeitige Vertragsverlängerung für Hartmann im Jahr 2012 ohne Ausschreibung sei erfolgt, „obwohl ihr Ressort über die sich verschlechternde wirtschaftliche Situation der Burgtheater GmbH informiert worden war“.

Drozda forderte Holding-Bericht an

Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) will von der Bundestheater-Holding eine Analyse zu den Erkenntnissen, die der Rechnungshof im Endbericht zur Causa Burgtheater gezogen hat. „Ich werde die Holding beauftragen, bis zum Sommer einen Bericht vorzulegen, aus dem hervorgeht, welche Empfehlungen des Rechnungshofes bereits umgesetzt sind“, so Drozda am Dienstag gegenüber der APA.

Zugleich sprach Drozda den nach der Krise neu bestellten Chefs in der Burg (Karin Bergmann) und der Holding (Christian Kircher) explizit sein Vertrauen aus: „Mit ihnen und der neuen Struktur ist der Bundestheater-Konzern bestens für die Zukunft aufgestellt.“

Burgtheater: Meiste Empfehlungen schon umgesetzt

Die Burgtheater GmbH möchte den Endbericht der Rechnungshofs als „wesentlichen weiteren Schritt zur Aufarbeitung der Vergangenheit“ verstanden wissen. Der umfangreiche Bericht enthalte wesentliche Beurteilungen, Erkenntnisse und Empfehlungen, hieß es in der Aussendung. Allerdings seien 60 der 67 Empfehlungen an die Burgtheater GmbH bereits umgesetzt worden bzw. würden sich in Umsetzung befinden, wurde betont.

Man sei sogar „dankbar“ für den Bericht, so Direktorin Karin Bergmann, da er geholfen habe, die Vorgänge aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. „Natürlich wird die rechtliche Aufarbeitung noch einige Zeit in Anspruch nehmen, aber diese ist in erster Linie die Sache der Staatsanwaltschaft und der Gerichte“, meinte Bergmann. Man habe in den vergangenen zwei Jahren „enorme Anstrengungen“ unternommen, um organisatorisch wieder besser aufgestellt zu sein, betonte auch der kaufmännische Geschäftsführer des Burgtheaters, Thomas Königstorfer.

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