Hochhaus-Projekt: Weitere Gespräche

Nach dem Stopp des Hochhaus-Projekts am Heumarkt führt Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) Gespräche mit dem Investor, ein Aus für das Projekt sieht sie aber nicht. Gestoppt wurde aufgrund des Weltkulturerbes.

„Wir sind bereits in konstruktiven Gesprächen über die weitere Vorgangsweise mit dem Projektwerber und ich bin zuversichtlich, dass hier eine tragfähige Lösung gefunden werden kann“, meinte Vassilakou am Dienstag in der Fragestunde der Gemeinderatssitzung.

Grundlage für die Entscheidung der Stadt waren die fachliche Beurteilungen durch Dienststellen des Magistrats sowie des Fachbeirats für Architektur und Stadtgestaltung. Die Proportionalität und Höhe des geplanten Hochhauses, die mit 73 Metern veranschlagt war, sowie negative Auswirkungen auf das Stadtbild sorgten demnach bei den Experten für Bedenken - mehr dazu in Stadt stoppt Heumarkt-Hochhaus (wien.ORF.at; 13.5.2016).

Debatte um Hochhaus am Heumarkt

Betreiber und weitere Beteiligte geben sich mit der Nachdenkphase zum Hochhausprojekt am Heumarkt zufrieden.

Projektentwickler will „jede Bedingung erfüllen“

„Diese Beurteilung machte nun eine gründliche Neubewertung erforderlich“, begründete Vassilakou die „Nachdenkpause“. Die Wiener Stadtplanung sei an einer Entwicklung des betreffenden Areals sehr interessiert, da es an diesem Ort eindeutig Handlungsbedarf gebe, versicherte sie: „Niemand, der sich an diesem Ort aufhält, sei es als Besucher des Wiener Eislaufvereins, des Konzerthauses oder als einfacher Passant, wird die Ästhetik als Bereicherung für das Stadtbild wahrnehmen.“

2012 sei der Planungsprozess eingeleitet worden, der ob der „sensiblen“ Lage durchaus komplex sei. Vassilakou lobte einmal mehr die Zusammenarbeit mit dem Investor Michael Tojner (Wertinvest): „Wir haben es hier mit einem Projektentwickler zu tun, der nun wirklich bereit war, jede Bedingung, jede Anforderung, die seitens der Stadt an ihn gerichtet wurde, zu erfüllen.“

Das Projekt sei im Laufe der Zeit mehrmals im Fachbeirat besprochen worden. Es habe zwar „immer wieder die eine oder andere kritische Stellungnahme gegeben, aber nicht in einem derartigen Ausmaß im Vorfeld, dass man gemeint hätte, dass man zu einem früheren Zeitpunkt mit einer derartigen abschließenden Stellungnahme rechnen muss“.

Keine Änderungen bei Wettbewerb geplant

Beim bisher geplanten Projekt des Brasilianische Architekten Isay Weinfeld sei das Problem gewesen, dass aufgrund zahlreicher Wünsche die Höhe notwendig gewesen wäre. So hätte der Eislaufverein gerne eine neue Indoor-Eishalle, das Hotel neue Seminarräume.

Das Ergebnis der Ansinnen und schließlich aus dem Wettbewerb sei ein Projekt gewesen, „das eine Höhenentwicklung hat, die mit dem Weltkultur-Erbe so einfach nicht vereinbar ist“. Es mache Sinn, sich anzusehen, wie ein „neues Raumprogramm ausfallen kann, damit hier etwas tragfähiges realisiert werden kann“, unterstrich sie.

Änderungen am Ergebnis des Wettbewerbs will Vassilakou jedenfalls nicht vornehmen. „Ein Wettbewerbsergebnis ist nun mal ein Wettbewerbsergebnis und lässt relativ geringe Spielräume zu, was dann gemacht werden kann. Man kann nicht einfach hergehen und zum Beispiel - so wie manchmal leider in der Vergangenheit - dann einfach einen Teil etwa des Turms abschneiden, weil wir ja alle wissen, was dann das Ergebnis ist“, stellte sie fest.

Wertinvest: Pause keineswegs das „Aus“

Für das Projekt am Heumarkt gilt jedenfalls: „Stopptaste drücken, Nachdenkpause. Und diese Nachdenkpause nutzen, um etwas anderes auf den Weg zu bringen, das tatsächlich realisiert werden kann.“ Eine weitere Erkenntnis könnte auch sein, dass manchmal Städtebau eine derartig komplexe Angelegenheit sei und nicht so funktioniere „wie Kuchenbacken, wo man die Zutaten miteinander vermengt - und am Ende kommt das heraus, was man wollte“, schloss die Stadträtin.

Die Wertinvest versicherte zuletzt in einer Aussendung, dass Vassilakou in einem „ausgesprochen konstruktiven Gespräch“ die angeordnete Nachdenkpause „sehr deutlich“ als einen zusätzlichen Arbeitsschritt vor der öffentlichen Auflage der Pläne, aber keineswegs als „Aus“ definiert habe. Auf breiter Basis sollen Kritikpunkte aufgegriffen und Optimierungspotenziale ausgeschöpft werden, hieß es weiters.

Die wichtigsten Fragestellungen sollen außerdem im Rahmen eines kooperativen, dialogischen Verfahrens von allen Seiten beleuchtet werden. „Ausgangspunkt der Überlegungen bleiben, auch das wurde festgehalten, die Ergebnisse des vorgeschalteten kooperativen Verfahrens und der in einem internationalen Architektur- und Platzgestaltungswettbewerb ausgewählte Entwurf des brasilianischen Architekten Isay Weinfeld, dessen Potenziale unumstritten sind“, wurde von der Wertinvest weiters betont.

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