Schwimmendes Mahnmal vor dem Belvedere

Auf den ersten Blick erfreuen sich Touristen am Anblick von Ai Weiweis künstlichen Seerosen im Becken vor dem Belvedere. Doch bei näherem Hinsehen entpuppen sich diese als Rettungswesten mit tragischer Vergangenheit.

Der chinesische Künstler erntet für seine kontroverse Kunst oft heftige Kritik. Doch die Eröffnung von Ai Weiweis Seeroseninstallation in der Brunnenanlage vor dem Belvedere ging Anfang Juli beinahe unbemerkt über die Bühne.

Denn was man auf den ersten Blick nicht erkennt, ist, dass die Seerosen, die zusammen ein große kalligrafisches „f“ bilden, aus Rettungswesten bestehen. Sie stammen von Flüchtlingen, die die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer überlebten und nun in Europa auf Asyl hoffen.

Seeroseninstallation nur ein Vorgeschmack

Damit greift Weiwei erneut ein sensibles Thema der Gegenwartsgeschichte auf. Seine Freiluftinstallation „F Lotus“, die bei freiem Eintritt im Garten des Belvedere zu sehen ist, steht für das Überleben unter widrigen Bedingungen.

Ausstellungshinweis:

Ai Weiweis „translocation - transformation“, 14. Juli bis 20. November im 21er Haus, Arsenalstraße 1, 1030 Wien

Die Schwimmwesten-Installation ist nur ein Teil von Weiweis großem Wien-Projekt. Bereits seit Juni stehen zwölf jeweils etwa fünf Meter hohe Bronzestatuen, die Tiere aus dem chinesischen Horoskop darstellen, im Garten des Belvedere.

Die Ausstellung „translocation - transformation“ im 21er Haus war die Fortsetzung. Der Künstler veröffentlichte auf seiner Instagram-Seite immer wieder Einblicke in seine Pläne und Vorbereitungsarbeiten - mehr dazu in Tierköpfe von Ai Weiwei im Belvedere.

Tempel aus Ming-Dynastie in Wien

Das Kernstück soll der Ahnentempel einer Teehändlerfamilie aus der Ming-Dynastie (1368 bis 1644) darstellen. Die Haupthalle des Tempels wird gegenwärtig originalgetreu im 21er Haus wiederaufgebaut. Der 14 Meter hohe antike Holzbau besteht aus über 1.300 Einzelteilen und wird zum ersten Mal außerhalb Chinas zu sehen sein.

Ai Weiwei - bekannt für sein Motto „Alles ist Kunst – alles ist Politik“ - widmet sich häufig der Flüchtlingsthematik. Dabei spielt er oft mit den Emotionen seines Publikums, wofür er auch immer wieder heftige Kritik erntet. Etwa, als er das ikonische Foto des angeschwemmten Leichnams eines dreijährigen Flüchtlingsbuben am Strand von Bodrum nachstellte, warfen ihm viele Zynismus und Opportunismus vor. Andere lobten seinen Mut.

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