Pilz: Weniger Nachtdienste machbar

40 gestrichene Nachtdienste sorgen derzeit für Streit zwischen der Ärztekammer und der Leitung der Wiener Gemeindespitäler. Die Kammer sieht die Patientenversorgung gefährdet - Patientenanwältin Sigrid Pilz widerspricht.

„Der Tagesbetrieb in den Spitälern ist im Interesse der Mitarbeiter und der Patienten", so Patientenanwältin Sigrid Pilz im Interview mit Radio Wien, denn so seien die Ärzte ausgeschlafener. Wo durch die Streichung der Nachtdienste ein Mangel entstehe, müsse man natürlich nachjustieren, sagte Pilz, das traue sie dem Krankenanstaltenverbund (KAV) auch zu.

„Jeder versucht, den anderen stolpern zu lassen“

Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer sprach gegenüber Radio Wien von einem hochpolitischen Konflikt. Zwischen der Belegschaft und der Führungsebene des KAV herrsche „ein sehr tiefes Misstrauen“, so Pichlbauer: "Deswegen sind diese Konflikte immer so spannungsgeladen und gehen gleich in die Höhe.“ Ein einflussreicher Faktor seien dabei auch die im nächsten Jahr stattfindenden Ärztekammerwahlen.

Die Streichung von 40 Nachtdiensten sieht auch Pichlbauer nicht als großes Problem, wenn die Maßnahme zu den vereinbarten Rahmenbedingungen stattfinden würde, auch die Patienten würden dann nicht darunter leiden. Im aktuellen Klima des Misstrauens sei sie jedoch schwierig: „Jeder versucht, den anderen stolpern zu lassen“, analysierte der Gesundheitsökonom.

Ärzte stimmen über Streikbereitschaft ab

Ab 1. September sollen 40 Nachtdienste in Wiens Gemeindespitälern gestrichen werden. Zudem sollen 12,5 Stunden-Schichten eingeführt werden. Laut Wiens Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres widerspricht dies einer Vereinbarung von vergangenem Jahr - mehr dazu in Streit über Ärztearbeitszeit beigelegt und in Ärztemangel durch Ärzte-Arbeitszeitmodell.

Ab Freitag befragt die Kammer deswegen nun die Spitalsärzte, ob sie Protestmaßnahmen wüschen, die Umfrage läuft bis Ende August - mehr dazu in Ärzte-Umfrage zu Streikbereitschaft. Die geplanten Maßnahmen würden für die Patienten zumindest längere Wartezeiten und Engpässe in der Versorgung bedeuten, so Szekeres. Der KAV wies die Vorwürfe zurück, die 40 Nachtdienste würden zudem nicht gekürzt, sondern wie geplant in den Tag verlagert.

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