Husslein: „Ich bin persona non grata“

Die Tage von Agnes Husslein-Arco an der Spitze des Belvedere sind nach der heute veröffentlichten Neuausschreibung der Doppelspitze für das Museum gezählt. In „News“ beklagt Husslein eine „Menschenhatz“ und weist die Vorwürfe zurück.

„Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich etwas Inkorrektes mache“, verwies die Museumsdirektorin darauf, dass weder die Prokuristin Ulrike Gruber-Mikulcik noch das Kuratorium bezüglich der Compliance-Agenden je eine Änderung ihres Verhaltens gefordert hätten. Dass sie auf Aufforderung des Kuratoriums einen entstandenen Schaden bezahlt habe, sei daran gelegen, dass sie alles auch nur irgendwie Zweifelhafte habe ausräumen wollen: „Mir liegt daran, alles aufzuklären. Ich habe bis jetzt keinen Einblick, wie sich diese Forderungen im Detail zusammensetzen.“

„Ich übergebe geordnetes Haus“

„Es gibt sicher bequemere Menschen als mich. Aber was jetzt passiert, ist eine richtige Menschenhatz“, bedauerte die 62-jährige. Ein Nachfolger für das Belvedere habe jedenfalls Herausforderungen zu bewältigen: „Wer auch immer bestellt wird, findet ein geordnetes Haus mit einem kompletten Programm vor. Die Frage ist, ob es finanziell möglich ist. Es ist auf der Sponsorenseite mit Einbrüchen zu rechnen, weil viel an meine Person gebunden ist. Auch der Fundraising-Ball, der im September stattfinden sollte, ist abgesagt. Es gibt nichts zu feiern.“

Agnes Husslein-Arco

APA/Herbert Neubauer

Museumsdirektorin Agnes Husslein dürfte sich offenbar nicht mehr bewerben

„Eine sehr schwere Situation“

Auf die Frage, ob sie sich an der Neuausschreibung beteiligen werde, antwortete Husslein-Arco lakonisch: „Ich gehe davon aus, dass ich Persona non grata bin.“ Sie wissen nicht, ob sie ihren bis Ende Dezember laufenden Vertrag noch mit vollem Einsatz erfüllen werde. „In jedem Fall ist es für alle Beteiligten, auch für meine Mitarbeiter, eine sehr schwere Situation.“

Vergangenes Wochenende hat sich Direktorin Agnes Husslein-Arco erstmals zu Wort gemeldet. Sie beklagt die „öffentlich ausgetragene Desavouierung“ ihrer Person. In einem per Mail verschickten „persönlichen Schreiben“ streicht Husslein ihre Verdienste hervor und hält fest, dass „Leistungen wie diese“ nur dann gelingen könnten, „wenn eine gewisse Dynamik herrscht und sich alle mit voller Kraft und viel Engagement einbringen“ - mehr dazu in Belvedere: Husslein beklagt „Desavouierung“.

Bis 12. September haben Interessenten nun Zeit, ihre Bewerbungen bei Deloitte einzureichen. Befristet sind sowohl der Posten der wissenschaftlichen als auch der wirtschaftlichen Leitung auf zunächst fünf Jahre. Als Nachfolger von Agnes Husslein-Arco ab 1. Jänner 2017 wird eine Persönlichkeit gesucht, welche die erfolgreiche Führung eines Museums oder einer vergleichbaren Kulturinstitution vorweisen kann, die von der Dimension her mit dem Belvedere vergleichbar ist.

Stärkere Belvedere-Positionierung

Auch sollte Erfahrung im Umgang mit Kunstsammlern und Sponsoren sowie in der Anwendung betriebswirtschaftlicher Abläufe bestehen. Und schließlich ist erwünscht, dass der Kandidat „hohe kommunikative und integrative Kompetenz“ sowie „Erfahrung in der Führung und im Umgang von Mitarbeiter/innen“ besitzt.

Der künstlerische Leiter hat die wissenschaftlich-künstlerische und organisatorische Gesamtleitung des Hauses inne, was auch für die Vertretung nach außen gilt. Dies beinhaltet die Gestaltung der Ausstellungsprogramme und Formulierung von sammlungspolitischen Zielen und Weiterentwicklung von Vermittlungsmethoden. Die nationale und internationale Positionierung des Belvedere solle gestärkt werden.

„Teamorientierte Persönlichkeit“

„Gesucht wird eine teamorientierte Persönlichkeit mit Erfahrung in der Leitung eines Kunst- und Kulturmuseums beziehungsweise einer vergleichbaren Institution, die die Stellung des Belvedere als Kompetenzzentrum österreichischer bildender Kunst weiterentwickelt“, so der Sukkus. Bei gleicher Eignung wird eine weibliche Bewerberin gegenüber dem männlichen Kollegen bevorzugt.

Vom kaufmännischen Geschäftsführer, der neben der Personaladministration auch die Gesamtkoordination des Finanzmanagements über haben wird, wird hingegen Erfahrung mit der Akquisition und der Betreuung von Sponsoren sowie im Umgang mit Medien und der Öffentlichkeit erwartet. „Da die wirtschaftliche Leitung in engster Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Leitung des Museums tätig ist, wird eine teamorientierte Persönlichkeit gesucht, die über Kenntnisse in der wirtschaftlichen Führung eines Unternehmens, bevorzugt einer Kulturinstitution, verfügt.“

Rasche Entscheidung

Drozda hatte sich nach den Querelen um die Verstöße gegen die hausinternen Compliance-Richtlinien durch Husslein-Arco für die Ausschreibung entschieden. „Mit der derzeitigen strukturellen, organisatorischen und personellen Konstellation sehe ich nicht die Möglichkeit, den Betrieb wieder in ruhige Bahnen zu führen“, so Drozda damals. Die Wahl auf die beiden Persönlichkeiten für die neue Doppelspitze soll angesichts des Zeitdrucks dabei relativ rasch erfolgen, wie der Kulturminister angekündigt hatte: „Ich hoffe, dass wir bis Ende September eine Bestellung vornehmen können.“

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