BV-Wahl: Grün hat Anti-FPÖ-Effekt genutzt

Den Erdrutschsieg der Grünen bei der Wiederholung der Bezirksvertretungswahl in der Leopoldstadt erklärt Politikexperte Thomas Hofer vor allem mit dem „perfekt genutzten“ Duell zwischen Grün und Blau.

Die SPÖ musste - laut ORF/SORA-Hochrechnung - nicht nur ein Minus von 10,1 Prozentpunkten einstecken, sie verliert damit auch den Bezirksvorsteher. Denn die Grünen gewannen 11,9 Prozentpunkte dazu und landeten damit auf Platz eins. Die neue Bezirkschefin wird dementsprechend bald Ursula Lichtenegger heißen - mehr dazu in Grüner Erdrutschsieg in der Leopoldstadt und BV-Wahl: Lichtenegger freut sich „wahnsinnig“ sowie Lichteneggers Weg zur Bezirkschefin.

Thomas Hofer

APA/Georg Hochmuth

Thomas Hofer führt das Ergebnis vor allem auf das Duell mit der FPÖ zurück

Möglich machte das laut Politikexperte Hofer die Zuspitzung auf das grün-blaue Duell - eigentlich ja um Platz zwei: „Das hat natürlich der SPÖ ganz massiv geschadet.“ Die Grünen hätten das aber auch perfekt genutzt: „Ich sage es jetzt zugespitzt: Das ist eine kleine süße Rache für die Verluste bei der vergangenen Gemeinderatswahl vor einem Jahr, da war es genau umgekehrt.“ Damals hätten die Grünen einige Stimmen an Michael Häupls SPÖ verloren, der damit warb, der einzige Garant gegen die Freiheitlichen zu sein, so Hofer im Radio-Wien-Interview.

„Sind gewählt worden, um FPÖ zu verhindern“

Die Grünen seien nicht aufgrund ihres „Weges des Miteinander“ gewählt worden, sondern vielmehr, „um die Blauen zu verhindern“. Damit sei eine Mobilisierung der grünen Wählerschichten gelungen, die durchaus „bemerkenswert“ sei, meinte Hofer. Die SPÖ habe es hingegen überhaupt nicht geschafft, ihren Wählern zu vermitteln, dass die gesamte Wahl wiederholt wird und es daher auch um Platz eins geht. Viele hätten gedacht, dass nur das grün-blaue Duell um Platz zwei zähle. „Eines ist klar: Natürlich hat die SPÖ ein Mobilisierungsproblem, auch in Wien, wenn es dieses FPÖ-Feindbild nicht gibt.“

Hochrechnung

ORF/SORA

Laut ORF/SORA-Hochrechnung bleibt das Ergebnis der FPÖ praktisch gleich

„Dämpfer“ für die FPÖ

Für die FPÖ sei der Wahlausgang „defintitv ein Dämpfer“ gewesen. Dass die FPÖ die Wahl angefochten hatte - gekoppelt mit der Anfechtung der Bundespräsidentenstichwahl -, könnte mit ein Grund dafür gewesen sein, dass das Ergebnis der Freiheitlichen bei 22,6 Prozent praktisch stagnierte.

Der zweite Grund für Platz drei hinter SPÖ und Grünen liege in geringen Wahlbeteiligung, die laut Hochrechnung auf 36,5 Prozent sank: „Ohne die Zugmaschine Landtagswahl - wer geht denn nur zu einer Bezirksvertretungswahl? Da war es ganz schwer zu mobilisieren“, so Hofer. In Zusammenhang mit der Diskussion um die Wiederholung der Stichwahl zum Bundespräsidenten ortete der Politikexperte zudem so etwas wie „Wahlmüdigkeit“.

Keine Vorentscheidung für Hofburg-Wahl

Für die die nun auf Dezember verschobene Hofburg-Stichwahl sei die Leopoldstadt aber sicherlich keine Vorentscheidung gewesen - auch wenn einander hier ebenfalls Grüne und FPÖ gegenübergestanden sind. „Aber man kann einen gewissen Stimmungstest daraus ableiten“, so Hofer. Die Grünen hätten diesmal vor allem mit dem Anti-FPÖ-Effekt mobilisiert, und das sei gelungen. „Viele Wähler werden auch diesmal nur den freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer verhindern wollen, das hat schon das erste Mal gereicht und das könnte auch diesmal wieder reichen“, betonte der Politikexperte. Allerdings sei Wien für die FPÖ grundsätzlich „schwereres Terrain“.

Glaubt nicht, dass Wahl wieder angefochten wird

Im Vorfeld hatte es ja Unregelmäßigkeiten mit den Wahlkarten gegeben - mehr dazu in BV-Wahl: Wahlkartentausch „einzige Option“. Trotzdem glaubt Hofer nicht, dass die Wahl in der Leopoldstadt erneut angefochten wird: „Den Freiheitlichen würde ich schwer davon abraten. Wenn es jetzt zum Running Gag wird, dass die FPÖ jede Wahl anficht, bei der sie nicht Erster ist, das wird imagemäßig schnell zum Problem.“ Auch SPÖ und Grüne werden die Wahl laut Hofer wohl nicht anfechten.

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