Schüler über Gleise gelotst: Verfahren eingestellt

Das Strafverfahren gegen jene Wiener Lehrerinnen, die Schüler über Bahngleise gelotst und dabei die geschlossenen Schranken ignoriert hatten, ist eingestellt worden. Der Grund: Laut Staatsanwaltschaft bestand keine konkrete Gefahr.

„Das Verfahren ist gegen alle angezeigten Personen eingestellt worden“, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg am Dienstag entsprechende Berichte von „Krone“ und „Kurier“ (Dienstagausgaben). Das heißt, dass es weder für die vier Lehrerinnen noch für sieben Eltern, die bei dem Schulausflug dabei waren und ebenfalls angezeigt worden waren, strafrechtlichen Konsequenzen gibt.

Bahnübergang Leobendorf

APA/Herbert Pfarrhofer

83 Kinder wurden bei geschlossenen Schranken über die Gleise gelotst

Nach zahlreichen Zeugeneinvernahmen und einem Lokalaugenschein sei keine „konkrete Gefährdung“ für die Kinder nachzuweisen gewesen, resümierte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Gleisverlauf sei dort sehr weit einzusehen, der Zugführer habe zudem keinerlei Personen auf den Schienen gesehen, als die betreffende Stelle in sein Sichtfeld kam.

Anwälte hoffen auf Rücknahme der Entlassungen

Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall somit erledigt. Das Wiener Arbeits- und Sozialgericht wird sich mit der Causa allerdings noch beschäftigen müssen. Denn die drei entlassenen Lehrerinnen haben ihren Jobverlust beeinsprucht. Gegen die vierte Pädagogin - sie ist als Beamtin pragmatisiert - wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

Die Anwälte der entlassenen Lehrerinnen rechnen sich durch die Einstellung des Strafverfahrens nun auch arbeitsrechtlich gute Chancen aus. „Durch diese Einstellung ist natürlich unser Standpunkt total untermauert, dass der Stadtschulrat hier einfach überschnell reagiert hat, ohne Untersuchungen zu machen, und dass das einfach eine Kurzschlussreaktion des Stadtschulrats war“, so Mathias Burger von der Kanzler (Kanzlei Boran), der eine Lehrerin vertritt, im Interview mit dem ORF Wien. „Der Mandantin ist natürlich ein Stein vom Herzen gefallen.“

„Ob sie letztlich wieder in die gleiche Schule kommt, sei dahingestellt, aber Ziel ist, dass sie jedenfalls wieder Volksschulkinder unterrichten kann, so wie die letzten 15 Jahre auch“, zeigte sich auch Gunter Österreicher, Anwalt einer weiteren Lehrerin, im ORF-Interview optimistisch.

Stadtschulrat wartet auf Gerichtsentscheidung

Die Einstellung der strafrechtlichen Verfahren hat auf die Entlassungsentscheidung des Wiener Stadtschulrats vorerst jedenfalls keinen Einfluss. Man warte das Verfahren am Arbeitsgericht ab, so die äußerst knappe Reaktion auf APA-Anfrage am Dienstag.

Die Causa hatte im Sommer für erhebliches Aufsehen gesorgt: Die Lehrerinnen sollen bei einem Schulausflug in Leobendorf (NÖ) die Sprösslinge trotz geschlossenem Bahnschranken über die Schienen geführt haben, um den Zug nach Wien nicht zu versäumen. Wenig später soll ein Regionalzug ohne Halten den Bahnhof durchfahren haben - mehr dazu in Kinder über Gleise: Entlassungen fixund in Schule tauschte alle Lehrerinnen aus.

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