Mayröcker erhielt Österreichischen Buchpreis

Zwei Autorinnen mit demselben Vornamen sind die Gewinnerinnen des erstmals vergebenen Österreichischen Buchpreises. Die Wienerin Friederike Mayröcker erhielt den Hauptpreis, Friederike Gösweiner den Debütpreis.

Mayröcker wurde für den Lyrikband „fleurs“ ausgezeichnet, Gösweiner für „Traurige Freiheit“. Die Verleihung der mit 20.000 bzw. 10.000 Euro dotierten Preise fand Dienstagabend im Kasino am Schwarzenbergplatz statt.

Kulturminister Thomas Drozda übergibt Preis an Friederike Mayröcker

APA/Herbert Pfarrhofer

Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) überreicht den Preis an Friederike Mayröcker

Mayröckers Text als „Fenster zur Welt“

Sie schreibe „zu Hause. Immer am Morgen.“, antwortete die 91-jährige Mayröcker auf die beiden Siegerinnen gestellte Frage nach dem Wo und Wann des Schreibens und erfreute ihre Gratulantenschar auch mit einer Lesung aus ihrem neuen Werk. „fleurs“ wurde von der Jury ausgewählt „für ein faszinierend freies Spiel der Worte und Assoziationen, für ein Gedankenstöbern, das auf fast schon verstörende Weise wunderschön und gelungen ist“, wie es in der Begründung hieß. Der Text sei „ein Fenster zu Welten, die sich der realistischen Darstellung entziehen“.

Mayröcker wurde 1924 in Wien geboren und publizierte erstmals im Jahr 1956. Für ihr seither kontinuierlich anwachsendes Werk erhielt sie bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Else-Lasker-Schüler-Lyrikpreis und der Büchner-Preis. Ihre Arbeit erscheint im Suhrkamp Verlag.

Gösweiners „Porträt einer verlorenen Generation“

Friederike Gösweiner wurde 1980 in Tirol geboren. Die promovierte Germanistin arbeitet als freie Lektorin und Journalistin, unter anderem für „Die Presse“ und „Literatur und Kritik“. Mit „Traurige Freiheit“ (Literaturverlag Droschl) habe sie „das Porträt einer neuen verlorenen Generation zwischen Praktikum und Prekariat, zwischen Freiheitstraum, Hoffnung auf Leben, Einsamkeit und der Empfindung der Nutzlosigkeit“ geschrieben, so die Jury. Das Buch berühre, „weil es so unerbittlich, so wahr und literarisch so souverän ist“.

Kulturminister Thomas Drozda, Friederike Gösweiner mit "Traurige Freiheit"  und  AK-Präsident Rudi Kaske

BKA/Hans Hofer

Von links: Kulturminister Drozda, Friederike Gösweiner und Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske

Alle Nominierten der Shortlist für die beiden Preise erhalten jeweils 2.500 Euro. Für den Hauptpreis waren dies Sabine Gruber mit „Daldossi oder das Leben des Augenblicks“, Peter Henisch mit „Suchbild mit Katze“, Anna Mitgutsch mit „Die Annäherung“ und Peter Waterhouse / Nanne Meyer mit „Die Auswandernden“. Für den Debütpreis standen auch noch Sacha Batthyany mit „Und was hat das mit mir zu tun?“ sowie Katharina Winkler mit „Blauschmuck“ auf der Shortlist.

Jury begutachtete 119 Werke

Insgesamt wurden 119 Werke, die zwischen 1. Oktober 2015 und 11. Oktober 2016 erschienen sind, der Jury vorgelegt. Diese setzte sich zusammen aus dem Germanisten Klaus Amann, der FAZ-Kritikerin Sandra Kegel, Ö1-Literaturchef Kurt Reissnegger, Buchhändlerin Rotraut Schöberl sowie Literaturjournalistin Brigitte Schwens-Harrant.

Etwa 300 geladene Gäste nahmen an der Verleihung teil, durch die die Schauspieler Dorothee Hartinger und Philipp Hauß anhand von Fragen zu persönlichen Leseerlebnissen der Ehrengäste sowie von Kostproben aus den nominierten Romanen führten - „sympathisch und gewinnend“, wie Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) am Ende Rosen streute - versehen mit dem Appell an das Publikum: „Lesen Sie alle diese Bücher!“