Roscic-Kür: Von „Skandal“ bis „großartig“

Staatsopern-Direktor Dominique Meyer will „mit Enthusiasmus“ bis zur Amtsübergabe weiterarbeiten. Seinem Nachfolger wünsche er viel Glück. Die FPÖ spricht von einem „Skandal“, für Grüne und SPÖ ist Bogdan Roscic „zukunftsweisend“.

Der amtierende Direktor der Wiener Staatsoper, Dominique Meyer, reagierte mit Bedauern auf Roscics Kür zu seinem Nachfolger. Meyer war ja selbst unter den Bewerbern, es hätte seine dritte Amtszeit werden sollen. Er versicherte aber, seine „Aufgabe bis zum Ende meiner Amtszeit 2020 mit demselben Enthusiasmus“ weiterführen zu wollen. Dem österreichischen Staat sei er sehr dankbar, dann insgesamt 13 Jahre im Dienste dieser wunderbaren Institution gestanden sein zu dürfen - „umgeben von einem kompetenten und engagierten Team, das mich stets unterstützt hat“.

Dominique Meyer

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Dominique Meyer, amtierender Direktor der Wiener Staatsoper

„Als ich von der Entscheidung erfuhr, habe ich die Direktionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter versammelt und gebeten, den neuen Direktor bei der Umsetzung all seiner Projekte zu unterstützen, um der Wiener Staatsoper eine strahlende Zukunft zu sichern“, so Meyer. Er wünscht seinem Nachfolger „viel Glück und Erfolg mit dieser erfüllenden und herausfordernden Aufgabe“. Er werde seinerseits „neue Wege“ beschreiten.

Welser-Möst: „Ein echter Macher“

Der ehemalige Generalmusikdirektor der Staatsoper, Franz Welser-Möst, sprach von einer „sehr mutigen Entscheidung, weil sie nicht auf der Hand lag“. Roscic, den er nicht persönlich kenne, wirke „höchst ambitioniert und ist in seinem Denken nicht provinziell“. Er sei „ein echter Macher“. Wie immer müsse man die Leute an ihren Taten messen. „Aber wie er die Dinge analysiert, die Situation der Opernhäuser, das zeigt, er ist sehr hell und sehr wach. Spannend wird, mit welchen Leuten er sich umgibt.“

Rosen streute Ö3-Chef Georg Spatt seinem einstigen Vorgänger und Kollegen. Mit Roscic werde ein „sehr gebildeter, kreativer und extrem umsetzungsstarker Gestalter mit größtem intellektuellen Ehrgeiz“ die Wiener Staatsoper übernehmen. Er sieht Roscic jedenfalls gerüstet: „Er will etwas bewegen und er ist dabei sicher nicht immer und nicht für jeden bequem - ganz im Gegenteil -, und genau das zeichnet ihn als Manager für Organisationen, die einem starken Wandel unterliegen, aus.“

Bestellung Roscics für FPÖ ein „Skandal“

Eine „Skandalbestellung“ und „Entwürdigung der Wiener Staatsoper“ ist für FPÖ-Kultursprecher Walter Rosenkranz Roscics Kür. Es gehe nicht an, dass eine Person ohne berufliche Erfahrung mit dem Musiktheater Leiter eines der führenden Opernhäuser der Welt und Aushängeschild der Kulturnation Österreich werde, so Rosenkranz in einer Aussendung. Aus freiheitlicher Sicht könne eine solche Bestellung nur als untaugliches Element gesehen werden, mit dem die Kulturnation Österreich um einen Teil mehr abgewirtschaftet werde.

Bogdan Roscic

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Bogdan Roscic, designierter Staatsopern-Direktor

„Zukunftsweisend“ und „kreativer Kopf“

Von einer „überraschenden Entscheidung“ sprach ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter: „Ich wünsche Bogdan Roscic dafür alles Gute und das nötige Glück.“ Roscic sei ein genauer Kenner der Künstlerszene und beherrsche die Medienlandschaft hervorragend. „Die Staatsoper zu führen ist eine herausfordernde Managementaufgabe. Die bisherigen Tätigkeiten von Bogdan Roscic lassen darauf schließen, dass er dafür die nötigen Voraussetzungen mitbringt.“

Der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, gratulierte dagegen Roscic und bezeichnete dessen Bestellung als „außergewöhnliche Wahl eines kreativen Kopfs aus der Kulturbranche“. „Ich kenne Bogdan Roscic noch aus dem ORF. Er hat schon dort bewiesen, dass er einer der kreativen Köpfe der Kulturbranche ist. Mit ihm kommt frischer Wind in die Staatsoper, die sich auf eine Neuausrichtung freuen darf. Als Quereinsteiger ist der ehemalige Ö3-Chef eine außergewöhnliche, aber eine gute Wahl“, so Zinggl.

Die Entscheidung ihres Parteifreunds, Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ), bezeichnete SPÖ-Kultursprecherin Elisabeth Hakel als „innovativ und zukunftsweisend“. „Bogdan Roscic bringt durch sein Alter und seinen beruflichen Werdegang die richtigen Voraussetzungen für die Herausforderungen mit, der sich die Opernkunst im 21. Jahrhundert stellen muss. So geht es u. a. darum, neues, jüngeres Publikum für die Oper zu begeistern und neue Zugänge - Stichwort Digitalisierung - zu finden“, so Hakel.

Durchwegs positive Reaktionen

Dass Roscic bisher keine Erfahrung als Theaterleiter habe, sei „nicht so wichtig“, sagte Ex-Staatsopern-Direktor Ioan Holender. Das sei bei früheren Direktoren wie Herbert von Karajan, Lorin Maazel und ihm selbst nicht anders gewesen. „Roscic war in den letzten Jahren in den Kreisen der höchsten sängerischen und dirigentischen Qualität tätig“, so Holender über dessen Qualifikation. „Das Einzige, wo er Nachholbedarf hat, ist die Regie.“

Die Wiener Philharmoniker waren für eine Vertragsverlängerung Meyers, wollen aber „im Sinne des Hauses“ positiv an die Sache herangehen, wie Vorstandsvorsitzender Andreas Großbauer betonte. Mit dem „erfahrenen Musikmanager“ Roscic arbeite man jedenfalls „schon seit Längerem erfolgreich zusammen“, so Großbauer. Das Orchester gehe davon aus, dass der bisherige Erfolgskurs zwischen Wiener Philharmoniker und Staatsoper seine Fortsetzung findet.

Gratulation „zu dieser ausgezeichneten Entscheidung“ kam von Nikolaus Bachler, der die Wahl als „großartiges Signal für die Zukunft der Wiener Staatsoper“ bezeichnete. „Bogdan Roscic wird das Haus mit Mut, Offenheit und Fantasie in die Gegenwart und auf die internationale Bühne führen.“ Auch Volksopern-Direktor Robert Meyer gratulierte Roscic, wünschte „ihm und der Wiener Staatsoper alles Gute“ und freute sich „auf eine gute Zusammenarbeit“.

Thomas Drozda (l.) und Bogdan Roscic

APA/Herbert Neubauer

Thomas Drozda (l.) und Bogdan Roscic

Mailath-Pokorny: „Mutige Entscheidung“

Von einer „mutigen und sehr kompetenten“ Entscheidung von Kulturminister Thomas Drozda sprach Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ): „Roscic ist ein international versierter Musikmanager und Netzwerker, der die Oper für künftige Generationen öffnet und im Haus am Ring weiterhin für ein Programm auf Weltniveau sorgen wird. Aus dem Rathaus dem designierten Direktor ein herzliches toi, toi, toi!“

Mailath-Pokorny sprach Dominique Meyer auch ein großes Dankeschön aus. Dieser habe den internationalen Rang der Wiener Staatsoper nachhaltig gefestigt.

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