Feuer gegen Kälte: Zweites Opfer in Lebensgefahr

Beim Versuch, sich mit Benzin ein Lagerfeuer zu entzünden, ist am Montagabend eine obdachlose Frau ums Leben gekommen. Ein Mann schwebt weiter in Lebensgefahr. Die Caritas appellierte unterdessen „hinzusehen“.

Der Mann wurde auf der Intensivstation im Wiener AKH aufgenommen, sagte Krankenhaussprecherin Karin Fehringer am Dienstag. Er erlitt am Unterkörper lebensgefährliche Verbrennungen. Die Identität des Obdachlosen und der verstorbenen Frau war am Dienstag weiterhin unklar.

Feuerwehr: „Gigantische Stichflamme“

Die beiden hatten Montagabend bei einer Tankstelle auf der Laaer-Berg-Straße 1,5 Liter Benzin gekauft, wie Überwachungsvideos zeigen. Als Abhilfe für die klirrende Kälte dürften sie damit ein Lagerfeuer unter einer Fußgängerbrücke beim Bergtaidingerweg entzündet haben.

Die Wiener Berufsfeuerwehr, die Montagabend im Einsatz war, vermutet, dass die beiden das Benzin über Brennholz geleert, es aber nicht gleich angezündet haben. Dabei dürfte sich oberhalb der Flüssigkeit eine Dampfwolke gebildet haben. Als die beiden dann das mit Benzin getränkte Holz angezündet haben, kam es vermutlich zu einer „gigantischen Stichflamme“, sagte Sprecher Christian Feiler. Das Gewand des Paares fing schnell Feuer. Da sich rundherum Bäume und Gestrüpp befanden, dürfte es sich rasch ausgebreitet haben.

Mann rannte brennend auf Parkplatz

Während die Frau noch am Unfallort verstarb, rannte der Mann als brennende Fackel zu einem Parkplatz beim Bergtaidingerweg. Dort sahen Anrainer den brennenden Mann und verständigten die Feuerwehr. Mithilfe einer Decke versuchten sie die Flammen zu löschen. Die Polizei ging Montagabend von einem Unfall aus. Ermittler des Landeskriminalamtes sowie Brandermittler untersuchten den Unfallort mit einem Spürhund. Die Polizei ermittelt zwar in alle Richtungen, ein Fremdverschulden ist nach derzeitigem Stand aber unwahrscheinlich.

Caritas-Kältetelefon:

Das Kältetelefon ist 24 Stunden am Tag unter der Telefonnummer 01/4804553 erreichbar. Bei medizinischen Notfällen sollte man jedoch die Rettung alarmieren.

Caritas appellierte „hinzusehen“

Die Caritas rief anlässlich des tragischen Vorfalls dazu auf, das Kältetelefon zu nutzen. „Der Fall zeigt, wie wichtig es ist, hinzusehen. Er ist auch ein Appell, Menschen, die man im öffentlichen Raum wahrnimmt und an denen man oft achtlos vorbeigeht, zu fragen, ob sie Hilfe brauchen“, sagte Generalsekretär Klaus Schwertner bei einem Medientermin am Dienstag.

Der Unfall zeige, „in welch schwieriger Situation armutsgefährdete und obdachlose Menschen leben“, so Schwertner. Es gebe im Moment ausreichend Plätze in den Notquartieren, vielen Menschen falle es jedoch schwer, Hilfe anzunehmen oder es fehle ihnen an dem Wissen, wohin sie sich wenden können. Deshalb sei die Caritas täglich mit dem Kältebus unterwegs. Die Situation in den Notschlafstellen sei „unter Kontrolle, aber angespannt“. Durch die Aufstockungen im Rahmen des Winterpakets stehen insgesamt 1.000 Schlafplätze zur Verfügung.

22 Wärmestuben eingerichtet

Da die eisigen Temperaturen weiter anhalten und den Druck auf obdachlose Menschen erhöhen, hat die Wiener Caritas auch heuer wieder sogenannte Wärmestuben eingerichtet. 22 Pfarren und Vereine stellen Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen sich obdachlose Menschen tagsüber aufhalten können. Die Wärmestuben bleiben bis Ende März bestehen - mehr dazu in Zusätzliche Notschlafquartiere und Wärmestuben.

Obdachlose immer wieder Opfer von Bränden

Menschen, die auf der Straße leben, sterben immer wieder bei Bränden. Im angrenzenden Kurpark Oberlaa war es etwa im Oktober 2015 zu einem Brandunfall gekommen, bei dem fünf Obdachlose ums Leben kamen. Die vier Männer und die Frau hatten sich in einer ehemaligen Mostschenke einquartiert und den Feststoffbrennofen entfacht - mehr dazu in Brand in Mostschenke: Opfer waren Slowaken.

Im März 2015 kamen bei einem Feuer in einem alten Waggon kommen in Wien-Floridsdorf zwei Obdachlose ums Leben - mehr dazu in Waggonbrand: ÖBB verstärken Rundgänge. Im Februar 2012 starb bei einem Brand in einem Obdachlosen-Unterstand eine Person. Das Feuer war in einem von mehreren Personen als Schlafzimmer genutzten Raum auf der verlassenen Liegenschaft einer ehemaligen Gärtnerei ausgebrochen - mehr dazu in Obdachloser bei Brand gestorben.

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