Gasexplosion bei Delogierung: Ein Toter

Eine Explosion während eines Delogierungsversuchs in einem Wohnhaus in Hernals hat am Donnerstag ein Menschenleben gefordert: Der Vermieter der Hinterhofwohnung starb nach der Einlieferung ins Spital.

Ein erst einen Monat altes Baby in einer Nachbarwohnung erlitt durch herabstürzende Mauerteile schwere Verletzungen, zwei Männer wurden ebenfalls schwer verletzt. Es verdichten sich die Hinweise, dass die Detonation bewusst herbeigeführt wurde. Bestätigen kann das die Polizei jedoch noch nicht: „Klar ist, dass der Wohnungsmieter von der Delogierung gewusst hat“, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger.

Gerichtlich angeordnete Wohnungsöffnung

Ein Gerichtsvollzieher habe gegen 7.45 Uhr bei der Wohnung im Haus Hernalser Hauptstraße 210 angeläutet, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger. Anschließend sei die gerichtlich angeordnete Wohnungsöffnung durchgeführt worden. Vor der Tür standen neben dem Gerichtsvollzieher das Paar, das die Bleibe im Erdgeschoß vermietet hatte, und ein Schlosser.

Als die Tür aufging, kam es zur Explosion. Die Polizei geht davon aus, dass sich ein Gas-Luft-Gemisch entzündet haben dürfte. Der Mieter, ein 55-jähriger Österreicher, der delogiert werden sollte, werde derzeit als Beschuldigter geführt. Er sei allein in der Wohnung gewesen. Ob die Explosion fahrlässig oder bewusst herbeigeführt wurde, sei noch Gegenstand der Ermittlungen, so der Polizeisprecher. Das Landeskriminalamt untersucht den Fall.

„Leichte Entwarnung“ bei verletztem Baby

Das Baby, ein Mädchen, wurde von Mauerteilen am Kopf getroffen. Nach der notfallmedizinischen Erstversorgung an Ort und Stelle kam das Kind in ein Krankenhaus. Dort gaben die Ärzte vorsichtig „leichte Entwarnung“: Die Verletzungen seien zwar schwer, vermutlich aber nicht lebensbedrohlich, berichtete Andreas Huber, Sprecher der Berufsrettung.

Gasexplosion Hernals

APA/Privat

Aus den Fenstern im Erdgeschoß schlugen Flammen

Die beiden schwerverletzten Männer haben Knochenbrüche bzw. auch innere Verletzungen davongetragen. Weitere fünf Menschen wurden von der Rettung u. a. mit Prellungen, Abschürfungen oder Brüchen in Spitäler gebracht, andere mit leichteren Verletzungen wurden am Einsatzort medizinisch betreut.

Gebäude aus aktueller Sicht nicht einsturzgefährdet

Im betroffenen Wohnhaus und dem Nachbargebäude waren insgesamt 14 Menschen von der Evakuierung betroffen. Wann sie ihre Wohnungen in den Häusern Hernalser Hauptstraße 210 und 208 wieder betreten können werden, war zunächst offen. Die Bewohner wurden zwischenzeitlich in Bussen untergebracht.

Ort der Explosion war nach Angaben der Feuerwehr eine Wohnung in einem hofseitigen Gebäudeteil des Hauses. Durch die Wucht waren viele Fenster zerborsten. Das Gebäude sei aus aktueller Sicht nicht einsturzgefährdet. Die Brandwohnung wurde am Vormittag auf statische Schäden untersucht. Danach beginne für die Einsatzkräfte die Suche nach der genauen Ursache der Explosion, sagte Feuerwehrsprecher Christian Feiler.

Akutbetreuung an Ort und Stelle

Neben einem Großaufgebot an Einsatzkräften war auch die Akutbetreuung der Stadt Wien dort. Zudem trat der „Peer Support“ der Polizei in Aktion, der Polizisten nach stark belastenden Einsätzen unterstützt. Das Landeskriminalamt hat Ermittlungen zu dem Vorfall aufgenommen.

Wegen des Vorfalls fuhr die Linie 43 nur zwischen Schottentor und Wattgasse. Ein Ersatzverkehr mit Autobussen zwischen Dornbach und Neuwaldegg wurde eingerichtet. Ersatzweise standen auch die Linien 10A und 44 zur Verfügung.