Getreidemarkt: Häupl erwägt Änderungen

Es ist ein umstrittenes Projekt: der geplante Ausbau der Radwege auf dem Getreidemarkt. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sagte heute überraschend, er könne sich vorstellen, dass die Umbaupläne noch geändert werden.

Autofahrer zu triezen sei nicht in seinem Sinn, sagte Häupl am Montag am Rande eines Verkehrsgipfels mit der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in Wien. Die derzeitige Baustelle auf dem Getreidemarkt sei für ihn vertretbar, so Häupl, es würden Wasserleitungsrohre getauscht: „Das ist eine notwendige Maßnahme, über die man, davon gehe ich einmal aus, gar nicht diskutieren muss.“

Wie danach jedoch die Oberflächengestaltung ausschauen werde, darüber werde man noch reden, so Häupl: „Ganz einfach, wir schauen uns das noch einmal an. Die Oberflächengestaltung ist etwas, was ohnehin erst in ein paar Wochen virulent wird.“ Die Pläne seiner grünen Regierungskollegin Maria Vassilakou für einen Ausbau des Radwegs auf dem Getreidemarkt sind für den Bürgermeister also offenbar nicht in Stein gemeißelt.

Radweg am Getreidemarkt

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Im September soll dieser Weg für Radfahrer und Fußgänger fertig sein

Vassilakou: „Projekt bereits in Bau“

Ganz anders sieht das offenbar die grüne Vizebürgermeisterin und Planungsstadträtin: „Das Projekt am Getreidemarkt entschärft eine der gefährlichsten Stellen im Wiener Radverkehrsnetz und sorgt für Verkehrssicherheit für Tausende Radlerinnen und Radler“, hieß es am Montag aus ihrem Büro. Es gehe darum, tödliche Unfälle und schwere Verletzungen zu vermeiden. Das Projekt sei außerdem bereits im März mit den Stimmen von SPÖ und Grünen beschlossen worden. „Und: Es befindet sich bereits in Bau“, teilte Vassilakous Büro schriftlich mit.

Erst im Februar hatte Häupl mit einer späten Idee für Verstimmung innerhalb der rot-grünen Koalition gesorgt. Er hatte damals vorgeschlagen, der Zurich-Versicherung - sie will den Bau parallel zum Wien Museum aufstocken - das Winterthur-Haus auf dem Karlsplatz abzukaufen und für den Museumsbetrieb nutzbar zu machen. Häupl musste seinen Vorschlag zurücknehmen: „Ich nehme jetzt zur Kenntnis, dass alle Vorbereitungen, alle Planungen, auch mit entsprechenden anlaufenden Kosten soweit gediehen sind, dass das de facto einfach entschieden ist“, sagte Häupl - mehr dazu in Koalitionsstreit um Winterthur-Haus.

Blümel: „Augenblick der Vernunft“

Die Gegner interpretierten Häupls Aussage jedenfalls in ihrem Sinne. ÖVP-Chef Gernot Blümel freute sich über „diesen Augenblick der Vernunft“. Denn die derzeitigen Pläne würden „einen neuen, künstlichen Stauknotenpunkt“ erzeugen. FPÖ-Verkehrssprecher Anton Mahdalik bekundete, die Blauen seien gar „außer uns vor Freude“. Es sah eine Gelegenheit für den Beweis, „dass der grüne Schwanz nicht zwangsläufig immer mit dem roten Hund wedeln muss“.

Der ÖAMTC bot dem Bürgermeister an, „die Probleme des aktuellen Vorschlages der Verkehrsstadträtin zu erläutern und nachzuweisen, dass man für die Errichtung eines sicheren Radweges nicht willkürlich Fahrspuren streichen muss“. Verunsichert zeigte sich die Radlobby. Sprecher Alec Hager betonte, dass der Getreidemarkt bisher eines der größten „Angstlöcher“ für Radfahrer war. Allein schon aus Sicherheitsgründen sei es wichtig, dass das Bauvorhaben wie geplant umgesetzt werde.

Radweg statt Autospur

Auf dem Getreidemarkt sollen neue Radwege und eine Fußgängerquerung geschaffen werden. Die Folge: Autofahrer müssen künftig im oberen Getreidemarkt-Abschnitt in Richtung Karlsplatz mit zwei statt bisher drei Fahrspuren auskommen - mehr dazu in Getreidemarkt: Radweg statt Auto-Spur.

„Wichtiger Lückenschluss“ im Radwegnetz

Befürworter argumentieren mit einem wichtigen Lückenschluss im Radwegenetz zwischen Mariahilfer Straße und Naschmarkt. „Ein Lückenschluss ist wichtig, weil sich dann die Leute eher trauen, diese Strecke mit dem Rad zu befahren“, erklärte der Wiener Radverkehrsbauftragte Martin Blum. Im unteren Getreidemarkt-Bereich wurde schon im Vorjahr ein baulich getrennter Radweg - ebenfalls von heftigen Diskussionen begleitet - errichtet. Nun steht der obere Bereich auf dem Plan. Davor war auf der gesamten Strecke nur ein schmaler Radstreifen auf die Fahrbahn gepinselt.

Überhaupt keinen Radweg gab es bisher in die Gegenrichtung, auch das soll sich demnächst ändern. Fahrspuren fallen in diese Richtung dadurch keine weg. Um den Getreidemarkt künftig besser queren zu können, wird auf Höhe Lehargasse/Gauermanngasse - also beim „Spitz“ - ein ampelgeregelter Fußgänger- und Radübergang gebaut. Abgeschlossen sein soll das Projekt mit Ende der Sommerferien - also am 3. September.

Grenzüberschreitendes Verkehrskonzept geplant

Beim ersten Arbeitsgespräch zwischen Häupl und Mikl-Leitner ging es am Montag eigentlich um ein grenzüberschreitendes Verkehrskonzept. Die Verkehrsströme zwischen Niederösterreich und der Bundeshauptstadt Wien sollen in nächster Zeit analysiert werden und folglich soll eine Strategie erarbeitet werden.

Einig waren sich Mikl-Leitner und Häupl auch bei der Notwendigkeit der dritten Piste auf dem Flughafen Schwechat. „Wir haben uns ganz klar committed für die dritte Piste. Da sind Umfahrungen der Stadt, wie etwa unter dem Stichwort Lobautunnel, zusammenzufassen, für das ich immer eingetreten bin und das auch weiterhin tue“, so der Wiener Bürgermeister - mehr dazu in Verkehrskonzept von Mikl-Leitner und Häupl (noe.ORF.at)

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