Aslan-Studie: Autor mit Vorwürfen gegen Stadt

Der islamische Religionspädagoge Ednan Aslan erhebt im Zusammenhang mit seiner Studie über Islamkindergärten schwere Vorwürfe gegen die Stadt Wien. Unter anderem sei ein Aktenvermerk manipuliert worden. Die Stadt weist das zurück.

„Der betreffenden ehemaligen Mitarbeiterin, die mittlerweile als Kindergartenbetreiberin in einem Abhängigkeitsverhältnis zur Stadt Wien steht, wurde vor wenigen Tagen - 20 Monate nach den angeblichen Vorgängen - ein als Aktenvermerk bezeichnetes Schriftstück mit dem Ersuchen um inhaltliche Bestätigung dessen vorgelegt“, erklärte Aslan gegenüber der APA.

Laut Aslan führt die Stadt Wien „mit allen Mitteln“ eine „beispiellose Rufmordkampagne“ gegen seine wissenschaftliche Integrität. „Offensichtlich um Einfluss auf das Prüfverfahren der Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität zu nehmen.“ Dort erfolgt derzeit eine von der Universität Wien beauftragte Prüfung der Kindergartenstudie Aslans. Hintergrund der Prüfung sind Vorwürfe, wonach die Studie von Beamten des Außen- und Integrationsministeriums bearbeitet und zugespitzt worden sein soll, was sowohl von Aslan als auch vom Ministerium bestritten wird - mehr dazu in Kindergartenstudie: Institut wehrt sich.

Schriftstück soll Vorwürfe belegen

In dem der APA vorliegenden Schriftstück der MA 11 - Gruppe Recht, Referat Kindergärten -, das den Titel „Aktenvermerk vom 16. 12. 2015“ trägt, soll die Ex-Mitarbeiterin Aslans bestätigen, dass im Rahmen der Studie „niemals 30 Kindergärten geprüft wurden, sondern nur 3“, dass sie die Studie durchgeführt haben soll und dass sich die Ergebnisse der von der Mitarbeiterin geführten Interviews nicht mit den Aussagen und Schriften Aslans decken würden. Laut Schriftstück seien kein Extremismus oder Radikalisierungstendenzen festgestellt worden.

Ednan Aslan

ORF

Ednan Aslan erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt Wien

Weiters soll die Frau anmerken, „dass die Studie von Hrn. Außenminister Kurz in Auftrag gegeben wurde, dieser kenne Hrn. Aslan persönlich und habe diesen beauftragt, die Ergebnisse der Studie dahingehend zu verändern, dass ein solches Resultat herauskomme“.

Aslan ortet nachträgliche Manipulation

Der Islamwissenschaftler ist ob des Vorgehens der Stadt verärgert und fassungslos. Seine Ex-Mitarbeiterin werde „von Beamten der MA 11 täglich telefonisch und schriftlich gedrängt“, den Aktenvermerk zu bestätigen. Aslan: „In ihrer Stellungnahme, von der sie mich persönlich informiert hat, bestätigt sie den Inhalt in keiner Weise und schließt mit der Hoffnung, dass dieses Verhalten keinen Schaden für ihren Kindergarten nach sich zieht.“ Ihm persönlich gegenüber habe sie erklärt, dass die Inhalte des Aktenvermerks „unwahr“ seien, man ihr sogar „gedroht“ habe und offensichtlich sei, dass das „heute geschrieben“ wurde, so Aslan.

Ob mit dem Aktenvermerk weitere Vorwürfe gegen ihn und Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) konstruiert werden sollen, darüber wollte der Islamwissenschaftler nicht spekulieren. Inhaltlich gebe es aber „einige auffällig Seltsamkeiten“. Laut Aslan sei es unwahr, dass die Studie von der Ex-Mitarbeiterin durchgeführt wurde, sie habe lediglich eine Reihe von Interviews aufgrund vorgegebener Fragebögen gemacht. Die Zahl von 30 geprüften Kindergärten sei im Dezember 2015 auch „in keiner Weise Gegenstand der Diskussion“ gewesen. Diese Zahl habe sich erst später im Rahmen der Diskussion über die Folgestudie herauskristallisiert.

Kindergärtnerin mit Kopftuch und Kind

APA/dpa/Uli Deck

Aslans Kindergärtenstudie hat für viel Aufregung gesorgt

Auch die Behauptung, wonach Außenminister Kurz ihn beauftragt habe, die Studienergebnisse zu verändern, sei „schlichtweg unwahr“, betonte Aslan. „Abgesehen davon, dass das in jeder Hinsicht falsch ist, wundert es mich, warum ein Studienautor eine Hilfskraft in derartige angebliche Auftragsmotivationen einweihen sollte.“ Mehr dazu in Kindergartenstudie: Ministerium in der Kritik.

Stehe „felsenfest“ hinter Ergebnissen der Studie

Im Rahmen der derzeit laufenden Kindergartenstudie sei ihm von der MA 11 Einsicht in alle Akten und Berichte aller Kindergarteninspektionen gewährt worden, berichtete Aslan. „Zum Zeitpunkt meiner Einsicht befand sich kein solcher Aktenvermerk unter diesen Informationen, daher befremdet mich dessen kürzliches Auftauchen. Darüber hinaus verwundert es mich sehr, warum mir die Stadt Wien im Frühjahr 2016 einen Auftrag für eine Folgestudie gegeben hat, wenn doch dieser angebliche Aktenvermerk aus dem Dezember 2015 derart schwerwiegende Vorwürfe enthält.“

Hinter den Ergebnissen der Kindergartenstudie stehe er „felsenfest“, bekräftigte Aslan. „Ich bin mir keinerlei Verfehlungen bewusst und stehe zu jedem Wort des Textes. Es hat aber den Anschein, als solle ich hier - aus welcher Motivlage auch immer - für die Veröffentlichung von ‚unangenehmen‘ Studienergebnissen mit allen Mitteln zur Rechenschaft gezogen werden.“

MA 11 weist die Vorwürfe zurück

Bei der MA 11 weist man die Vorwürfe Aslans unterdessen zurück. Der Aktenvermerk stamme tatsächlich aus dem Dezember 2015. Die Mitarbeiterin Aslans habe sich damals beim Magistrat gemeldet und über die schwierige Zusammenarbeit mit dem Studienautor berichtet. Das Gespräch wurde Angaben zufolge von zwei Mitarbeiterinnen der MA 11 geführt. Es wurde damals ausdrücklich gebeten, nichts davon öffentlich zu machen, allerdings wurde der Aktenvermerk intern angelegt, erklärte eine Sprecherin der MA 11 gegenüber der APA.

Unterzeichnet wurde das Schriftstück von der Ex-Mitarbeiterin Aslans nicht. Nun habe sich wegen der jüngsten Entwicklungen die Frage gestellt, ob man den Aktenvermerk der Untersuchungskommission zur Verfügung stellt. Man habe die Frau deshalb kontaktiert. Druck sei dabei nicht ausgeübt worden. „Kontakt gab es, weil man es der Kommission zur Verfügung stellen möchte. Damit war sie einverstanden, darum hat die Kommission das Schreiben erhalten“, heißt es seitens der zuständigen Magistratsabteilung.

Von einer nachträglichen Manipulation könne keine Rede sein, betonte die MA11. „Das müssen wir aufs Schärfste zurückweisen. Was hätten wir denn davon. Es ist nicht unsere Sache zu bewerten, ob Professor Aslan State of the Art gearbeitet hat.“ Eine Sprecherin der MA 11 betonte nochmals, dass es keinen Druck auf die Frau gebe und diese auch keinerlei Auswirkungen auf ihren Kindergarten zu befürchten habe.

Ehemalige Mitarbeiterin bestätigt Echtheit nicht

Die ehemalige Mitarbeiterin bestätigt die Echtheit des Schriftstücks nicht. Sie möchte in die Auseinandersetzung auch nicht weiter involviert werden, wie es in einer der APA vorliegenden schriftlichen Erklärung an die MA 11 heißt. Im Zusammenhang mit dem auf Dezember 2015 datierten Aktenvermerk schreibt die frühere Mitarbeiterin an der Kindergartenstudie: „Ich habe die E-Mail (der MA 11, Anm.) mehrmals gründlich durchgelesen und kann dies leider weder bestätigen noch widerlegen, da fast zwei Jahre vergangen sind. Als damalige Studentin habe ich an ein paar anonymen Interviews für diese Studie teilgenommen.“

Weiter heißt es: „Offiziell wurde diese Studie weder von mir durchgeführt, noch war ich an den weiteren Informationen oder Ergebnissen beteiligt. Ich habe daher auch keine Informationen, wie viele Interviews durchgeführt wurden bzw. welche Ergebnisse und Daten der Wahrheit entsprechen oder nicht. Dadurch kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen und bitte Sie höflichst, diesbezüglich nicht weiter involviert zu werden.“

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