Neue Philharmoniker-Führung im Amt

Daniel Froschauer und Michael Bladerer sind mit dem heutigen Tag offiziell in ihren neuen Positionen als Vorstand und als Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker im Amt. Ihr Motto lautet Feineinstellung anstelle von Revolution.

„Es geht nicht um 180-Grad-Wenden, sondern die Feineinstellung. Wir haben gewisse Ideen und finden die Zeit dafür reif“, so Kontrabassist Bladerer. Das bedeute etwa, kein unendlich forderndes Programm für die philharmonischen Konzerte anzusetzen, während man in der Staatsoper gerade einen „Ring“ spiele. Nachdem die Einsätze in der Staatsoper vorgegeben sind, sind die Stellschrauben, an denen man drehen kann, allerdings begrenzt. Die Philharmoniker-Kreuzfahrt gehört jedenfalls nicht dazu.

„Im Verhältnis zu dem, was wir sonst machen, ist eine Kreuzfahrt extrem erholsam. So gemütlich habe ich es sonst das gesamte Jahr über nie“, betont der künftige Geschäftsführer. Aber für die unmittelbare Zeit nach den Salzburger Festspielen wälze man gerade Ideen für die Zukunft: „Wir haben hier Gespräche mit Markus Hinterhäuser, ob wir ein Programm von den Festspielen auch in Luzern verwenden dürfen, was die Einstudierungszeit verkürzen würde. Das sind die Kleinigkeiten, die das Leben erleichtern.“

Daniel Froschauer (r.) und Michael Bladerer

Wiener Philharmoniker

/Daniel Froschauer (r.) und Michael Bladerer

Frauen mittlerweile ein „Nicht-Thema“

Das Thema der Spielverpflichtungen komme nicht zuletzt deshalb aufs Tapet, da sich das Orchester zusehends verjünge - was auch eine andere Sicht auf den Beruf mit sich bringe. „Die Leute haben durch die Verjüngung ein anderes Zeitmanagement. Die Musiker wollen gerne spielen, sind leidenschaftlich und haben eine einzigartige Einstellung zum Beruf. Aber auch das Ausrasten muss beachtet werden“, umreißt der 51-jährige Primgeiger Froschauer die veränderte Sicht.

Die Frage der weiblichen Philharmoniker sei hingegen keine mehr, erhöhe sich doch deren Anteil von derzeit elf der 142 Orchestermitglieder über die Jahre hinweg stetig, unterstreicht Froschauer. So stehen derzeit vier Frauen als bestätigte Mitglieder des Staatsopernorchesters in Warteposition für den Verein: „Die Frauenfrage ist für uns kein Thema mehr. Auch unsere Damen werden schon grantig, wenn man sie darauf anspricht. Das ist ein Nicht-Thema.“

Daniel Froschauer

Michael Pöhn

Philharmoniker-Vorstand, Primgeiger und Stimmführer Daniel Froschauer

Neues Westwood-Outfit nur bei Neujahrskonzert

Auch die Mode wird zum Thema. Denn weiter offen bleibt die Frage, wie man mit dem „Philharmonic Suit“ umgeht, den das Orchester eigens bei Designerin Vivienne Westwood in Auftrag gegeben hatte - mehr dazu in Neujahrskonzert: Philharmoniker in neuem Outfit. Entgegen der ursprünglichen Planung trägt das Orchester das neue Outfit bis dato noch nicht, ist doch erst die Hälfte der Anzüge geliefert.

Aber auch nach dem Eintreffen der restlichen wird man die Philharmoniker weiterhin primär im gängigen Frack und Stresemann sehen. „Wir haben vor, den Suit nur für das Neujahrskonzert zu verwenden. Es ist eine Spezialanfertigung - das bedeutet, wir haben ein Problem mit Substituten, sollte jemand besonders korpulent, groß oder klein sein. Das ist für das Alltagsgeschäft problematisch“, macht Bladerer die Herausforderungen des Projekts deutlich.

Junge Dirigenten an die Philharmoniker binden

Ein weiterer Fokus muss in den Augen der neuen Philharmoniker-Spitze auf der Bindung der jungen Dirigentengeneration ans Orchester liegen, was allerdings nicht bedeuten könne, den Anspruch zurückzuschrauben. „Die Hürden werden auf keinen Fall gesenkt - weder beim Probespiel noch bei den Dirigenten. Im Gegenteil“, stellt Bladerer klar. Aber man müsse manchmal vielleicht gewisse Barriereängste nehmen.

Zugleich müsse man hier den wertvollen Schatz des charakteristischen Klangs pflegen. „Ich glaube, dass wir uns rückbesinnen sollten, dass wir eine Tradition haben, in der Komponisten speziell für uns geschrieben haben, was unseren Klang geprägt hat. Auch sind wir als Opernorchester speziell geschult. Da gilt es, Dirigenten zu finden, mit denen wir das umsetzen können“, so Froschauer. „Das ist unsere Identität. Dieses Klangamalgam dürfen wir nicht verlieren - darin verlieben sich auch die Dirigenten“, ist sich auch Bladerer sicher.

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