Die Positionen der Parteien: Gesundheit

Die Wahlprogramme der Parteien sind oft lang und unübersichtlich - zu fünf der wichtigsten Themen im Wahlkampf haben wir sie durchforstet und die Positionen der Parteien kurz zusammengefasst. Diesmal zum Thema Gesundheit.

SPÖ:

Gegen den drohenden Hausarztmangel will die SPÖ vor allem Kassenarztplätze attraktiver machen, um Ärzte „aus dem Wahlarztsystem zurückzuholen“. Außerdem soll der Selbstbehalt für Selbstständige bei den Krankenkassen gestrichen und Wartezeiten auf Untersuchungen wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) reduziert werden. Bei der Pflege setzt sich die SPÖ dafür ein, dass das Pflegegeld jährlich angepasst wird. Eine ihrer wichtigsten Forderungen - nämlich die Abschaffung des Pflegeregresses - konnte bereits vor der Wahl durchgesetzt werden.

ÖVP:

Die ÖVP möchte Hausärzte aufwerten, wörtlich heißt es: „Die Bezahlung muss fairer werden und es muss auch die Zeit abgegolten werden, die aufgewendet wird, um den Patienten gut und persönlich zu betreuen. Im Gegenzug muss auch das Service und die Erreichbarkeit von Hausärzten - vor allem im urbanen Raum - durch Kooperationen und Koordination verbessert werden, insbesondere an Tages- und Wochenrandzeiten.“ Außerdem sollen Wartezeiten in Spitälern reduziert und das Auslastungsmanagement der Operationssäle verbessert werden. Gangbetten sollen gänzlich der Vergangenheit angehören.

Arztkittel

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Viele Parteien wollen sich verstärkt um Hausärzte kümmern

FPÖ:

Die FPÖ fordert die Zusammenlegung aller Krankenkassen - allerdings mit „getrennten Rechnungskreisen für Staatsbürger und Ausländer“. Außerdem will man sich für eine bessere Bezahlung und Aufwertung aller Berufe im medizinischen und im Pflegebereich einsetzen. Krankenversicherungsbeiträge sollen laut Wahlprogramm „den Patienten zugutekommen und dürfen nicht in der Bürokratie versickern“. Zusätzlich soll das Pflegegeld jährlich valorisiert und stationäre Pflegeeinrichtungen ausgebaut werden. Die Freiheitlichen sind zudem gegen Wartezeiten und Gangbetten.

GRÜNE:

Die Grünen wollen, dass Leistungen in der Pflege österreichweit einen Mindeststandard erfüllen. Außerdem plädieren sie für einen Ausbau der kassenfinanzierten Leistungen vor allem in Mangelbereichen wie u.a. Allgemeinmedizin, MRT- und CT-Untersuchungen, Therapien für Kinder oder Strahlentherapie. Sie fordern nicht nur die Etablierung der Primärversorgung, sondern auch die Zusammenlegung der derzeit 35 Krankenversicherungen. Nicht-ärztliche Gesundheitsberufe sollen aufgewertet werden, zudem soll es ein Recht auf kassenfinanzierte Psychotherapie geben. Cannabis-Medizin soll allen zur Verfügung stehen, die sie brauchen.

NEOS:

NEOS will ein einziges Krankenkassensystem sowie bedarfsgerechte Versorgung im Gesundheitsbereich. Um das zu bewerkstelligen, sollen Gesundheits- und Sozialministerium zusammengelegt werden. Bei den Hausärzten setzt sich NEOS für eine „echte“ Ausbildungsreform und bessere Bezahlung ein. Spitalszuweisungen sollen nur noch von einem Arzt bzw. durch die Rettung erfolgen - bei gleichzeitigem Ausbau der niedergelassenen ambulanten Gesundheitszentren und des Ärztenotdienstes. Jeder soll zudem einen Gesundheitspass mit jährlicher Gesundenuntersuchung bekommen.

Pflegeheim

ORF

Pflege ist ein wichtiges Thema in den meisten Wahlprogrammen

SONSTIGE:

PILZ: Die Liste Pilz hat kein Wahlprogramm im klassischen Sinn, die einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten sind Programm. Von ihnen beschäftigt sich u.a. Peter Kolba mit Gesundheit - er fordert vor allem Cannabis-Medizin für alle, die sie brauchen. Teresa Roscher thematisiert die Pflege. Sie will den Personal- und Finanzmangel bekämpfen sowie Palliativ Care als Grundbestandteil der Pflegeausbildung verankern.

KPÖ: Die KPÖ setzt sich vor allem für einen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen für alle und damit gegen Zweiklassenmedizin ein. Dazu fordert sie u.a. eine Abschaffung der Selbstbehalte, ausreichend Pflegekräfte und genug Zeit für menschenwürdige Betreuung, ausreichende psychotherapeutische Versorgung und kostenlosen Zugang zu Psychotherapie oder eine Neuordnung der Drogenpolitik, kontrollierte Legalisierung von Cannabis.

FLÖ: Die FLÖ will eine Stärkung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte sowie die finanzielle Absicherung und den Ausbau der Notarztversorgung. Bezirkskrankenhäuser sollen nicht geschlossen werden. Sie fordert zudem die Zusammenlegung der Sozialversicherungen, um eine gleichwertige medizinische Behandlung für jeden Versicherten zu gewährleisten, die Pflege soll langfristig abgesichert werden.