Wachsoldat in Untersuchungshaft

Das Wiener Landesgericht hat über einen Wachsoldaten des Bundesheeres die Untersuchungshaft verhängt. Er steht unter Mordverdacht. Der 22-Jährige soll am Montag einen Kameraden mit einem Schuss aus seinem Gewehr getötet haben.

Gegenüber der Haftrichterin blieb der Verdächtige bei seiner bisherigen Verantwortung. Er behauptet weiter, er könne sich an nichts erinnern und habe keine Erklärung, wie es zu dem Schuss kommen konnte. Er habe den 20-Jährigen, mit dem er befreundet gewesen sei, bloß aufwecken wollen. Der Rechtsvertreter des Schützen hatte gegen die Verhängung der U-Haft keine Einwände. Diese ist daher vorerst bis 27. Oktober rechtswirksam.

Gerichtsmedizin, Ballistiker und Psychiater

Die Beiziehung eines psychiatrischen Sachverständigen ist in diesem Fall wohl unumgänglich. Ein Gutachter wird zu klären haben, ob die Erinnerungslücken Ausdruck einer psychischen Erkrankung bzw. einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung oder womöglich eine bloße Schutzbehauptung sind - mehr dazu in Rekrut getötet: Schütze kann sich nicht erinnern. Von Bedeutung ist auch die Frage, ob der 22-Jährige zum Tatzeitpunkt unter dem Einfluss von Alkohol oder sonstiger bewusstseinsverändernder Substanzen stand.

Bereits mit einer Gutachtenerstattung wurde der Ballistiker Ingo Wieser betraut, der die Tatwaffe - ein Sturmgewehr 77 - sowie die verwendete Munition untersuchen soll. Unterdessen wartet man bei der Staatsanwaltschaft auf das schriftliche Obduktionsgutachten des Gerichtsmediziners.

Anwalt des Schützen geht von Unfall aus

Der Anwalt des Schützen geht weiterhin von einem Unfall aus. Er möchte nun das psychiatrische sowie das ballistische Gutachten abwarten. „Er ist gebrochen“, sagte der Anwalt über den psychischen Zustand seines Mandanten. „Er kann sich nicht erklären, wie das passiert ist. Und bricht zusammen, wenn er darüber reden muss“, berichtete der Rechtsvertreter.

Soldat erschossen Rekrut

APA/Hans Punz

Der Verdächtige kann sich an den Vorfall nicht mehr erinnern

Aufgrund der Traumatisierung - die jungen Männer seien miteinander befreundet gewesen - könne sich der 22-Jährige an die Geschehnisse nur mehr teilweise erinnern, meinte der Jurist. Der Soldat hat den Angaben zufolge seinen Kameraden aufwecken wollen, dann sei „der Schuss gefallen, und plötzlich waren alle da“. Mit „alle“ bezeichnete der 22-Jährige die Polizei, die jedoch erst eine Stunde nach dem Vorfall am Tatort eintraf.

Das Sturmgewehr sei dem 22-Jährigen im Dienst am Montag einmal hinuntergefallen. Deshalb sei es denkbar, dass eine Patrone in den Lauf geraten sei, wiederholte der Anwalt. „Das haben mir Heeresangehörige bestätigt, dass das möglich ist.“ Ein ballistisches Gutachten soll auch darüber Aufschluss geben.

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