Westbahn auf Stammstrecke: ÖBB mit Bedenken

Sie ist die am stärksten befahrene Bahnstrecke Österreichs: die S-Bahn-Stammstrecke von Floridsdorf nach Meidling. Mit dem diesjährigen Zugsfahrplanwechsel ist die Belastung nochmals gestiegen - jetzt fährt hier nämlich auch die Westbahn.

680 Züge täglich waren es auf der S-Bahn-Stammstrecke vor einem Jahr - jetzt sind es 730, also um 50 mehr. Die S-Bahn-Intervalle sind verdichtet worden, und seit Sonntag fährt einmal in der Stunde auch die Westbahn durch, auf dem Weg nach Salzburg.

Westbahn versteht Sorgen nicht

Ein Fernverkehrszug sei aber eine mögliche Gefahr für den dichten Fahrplan, sagte ÖBB-Pressesprecher Bernhard Rieder: „Prinzipiell haben Fernverkehrszüge natürlich einen längeren Zugslauf, und da ist es leichter möglich, dass auch eine Verspätung entsteht, die sich dann auf das S-Bahn-Stammnetz übertragen würde.“

Westbahn Praterstern

ORF

Die ÖBB befürchten etwa Probleme bei den Zugsanschlüssen. Denn zu Spitzenzeiten fahre hier alle zweieinhalb Minuten ein Zug - besonders im Nadelöhr zwischen Wien-Mitte und Rennweg, wo auch der CAT dazukommt. Die Westbahn versteht die Sorgen nicht: Man habe sehr hohe Pünktlichkeitswerte und fahre außerdem nur einmal in der Stunde, heißt es.

ÖBB wollen beobachten

Der neue Fahrplan gilt nun für ein Jahr, bis Dezember 2018. Man werde die Auswirkungen genau beobachten, so Rieder gegenüber Radio Wien: „Wenn man sieht, dass dieses System der Einbindung von Fernverkehrszügen auf die Stammstrecke zu Problemen führt, muss man sich das sicher bei der nächsten Fahrplangestaltung ganz genau ansehen.“

Für die Zuteilung von Trassenkapazitäten an die Bahnunternehmen ist die ÖBB-Tochter ÖBB Infra zuständig, die nach objektiven Kriterien entscheiden muss und das Fahren der Westbahn auf der S-Bahn-Stammstrecke genehmigte. In Streitfällen kann auch die Regulierungsbehörde Schienen-Control angerufen werden.

Derzeit kein Westbahn-Ausbau geplant

Einschränkungen für die ÖBB habe es durch die Westbahn-Wünsche keine gegeben: „Die ÖBB konnte alle angemeldeten Trassen im Bereich der Ostregion und besonders auch der Schnellbahn Wien in dem neuen Fahrplan verwirklichen“, sagte Rieder, „und sie wurden auch so umgesetzt, wie sie eingereicht wurden.“

Zone-100-Tickets gelten nicht

Als Ersatz für die Schnellbahn eignet sich die Westbahn nur bedingt. Die Zone-100-Tickets vom Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) gelten nicht. Die Westbahn ist dort nicht Mitglied.

Die Westbahn rechnet damit, dass die Linie über die S-Bahn-Stammstrecke bei ihren Fahrgästen künftig gefragter sein wird als jene über den Westbahnhof, weil sie besser an den öffentlichen Nahverkehr angebunden ist. Derzeit gebe es jedoch noch keine Überlegungen, auf der Linie noch öfter zu fahren, betonte Westbahn-Sprecherin Ines Volpert gegenüber Radio Wien. 2018 will das Unternehmen die Zahl der Fahrgäste jedenfalls auf zehn Millionen verdoppeln.

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