40 Jahre Wiener Frauenhäuser

Vor 40 Jahren ist in Wien das erste Frauenhaus Österreichs eröffnet worden. Seither stieg die Zahl der betreuten Frauen und Kinder stark an: 2017 wurden in Wiens Frauenhäusern 624 Frauen und 640 Kinder betreut.

Im Vorjahr fanden in den Wiener Frauenhäusern um 60 Prozent mehr Frauen Schutz und Hilfe als noch vor 20 Jahren, zog die Vorsitzende der Wiener Frauenhäuser, Gemeinderätin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ), bei einer Pressekonferenz am Donnerstag Bilanz. „Wir haben immer eine große Auslastung in den Häusern, sind aber im vergangenen Jahr mit den Plätzen gut zurechtgekommen“, sagte Andrea Brem, Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser. Im Schnitt seien es über das Jahr gerechnet fünf Notrufe pro Tag.

Erstes Frauenhaus war große Wohnung

Die meisten Frauen kamen 2017 über Frauenberatungseinrichtungen und die Interventionsstelle zu den Wiener Frauenhäusern (24 Prozent). 13 Prozent wurden unmittelbar von der Polizei an die Frauenhäuser verwiesen und acht Prozent vom Jugendamt. 75 Prozent kamen zum ersten Mal, ein Viertel der Frauen kehrt wieder zum Gewalttäter zurück.

Das erste Frauenhaus sei eine große Wohnung gewesen, erzählte Ludwig-Faymann, mittlerweile habe sich die Institution zu einem größeren sozialen Betrieb mit 100 Mitarbeiterinnen entwickelt. Es handle sich um eine oft belastende und nicht ungefährliche Arbeit. In den vergangenen Jahren sei es jedoch in den Häusern zu keinen „extrem bedrohlichen Situationen“ für die Frauen und die Mitarbeiterinnen gekommen. „Das war in den Anfängen nicht immer so. Wir haben, was das Thema Sicherheit betrifft, sehr zugelegt.“

Hilfe für betroffene Frauen:

Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800/222 555

Notruf-Telefon der Frauenhäuser: 05/77 22

Die Wiener Frauenhäuser werden im Rahmen eines unbefristeten Vertrags von der Stadt finanziert. „Gerade #MeToo hat ja auch deutlich gemacht, wie verbreitet verschiedene Formen sexueller Gewalt in unserer Gesellschaft sind und wie wichtig es ist, dass Frauen zusammenrücken“, sagte Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). In den Frauenhäusern sei in den vergangenen Jahrzehnten Tausenden Frauen Schutz geboten worden. „Wahrscheinlich haben wir in dieser Zeit auch viele Frauenleben gerettet“, sagte Frauenberger.

Ausstellung im Volkskundemuseum

Ein Rückschlag in Bezug auf scheinbar bereits erkämpfter Rechte für Frauen sei gerade wieder sehr merkbar, sagte Brem. So sei die gemeinsame Obsorge ein großer Rückschritt gewesen. Im Bereich der sexualisierten Gewalt in der Familie gebe es vor Gericht praktisch keine Verurteilungen, kritisierte sie. Außerdem müsse psychische Gewalt ein Strafdelikt werden. „Wir werden in den nächsten Jahren vor allem eines sein: sehr lästig“, versprach sie.

Die Ausstellung anlässlich des 40-jährigen Jubiläums im Volkskundemuseum läuft von 26. April bis 30. September. Sie zeigt sowohl die Entstehung der Frauenhäuser als auch ihre aktuelle Arbeit, sagte der Direktor des Volkskundemuseums, Matthias Beitl. Das 40-jährige Bestehen wird außerdem im November mit einer Benefizgala im Rathaus begangen.

Im Herbst 1977 erstellte eine Gruppe junger Sozialarbeiterinnen in Wien ein erstes Konzept zur Errichtung eines Frauenhauses. Mit Unterstützung von Johanna Dohnal, damals Gemeinderätin, wurde im Jänner 1978 der Verein „Soziale Hilfen für gefährdete Frauen und Kinder“ ins Leben gerufen. Schließlich eröffnete am 1. November 1978 mit finanzieller Unterstützung des Gemeinderates das erste Frauenhaus. Heute gibt es vier Frauenhäuser in Wien, die Platz für 175 Frauen und Kinder haben. Außerdem bieten die Wiener Frauenhäuser 54 Übergangswohnungen an. Im Bezirk Meidling befindet sich eine ambulante Beratungsstelle.

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