AKH: 1,3 Milliarden für Erneuerung

Auf die MedUni Wien und das AKH kommt eine Umbruchphase zu. Es stehen sehr große Bau- und Renovierungsprojekte und einige Postenbesetzungen bei Klinikchefs bevor. Österreichs größtes Spital wird mit 1,3 Milliarden Euro erneuert.

„Bis 2030 soll ein kompletter Medizin-Campus entstehen. Bis dahin wird das AKH mit einem Aufwand von 1,3 Milliarden Euro erneuert. Bis 2023/2024 werden für rund 350 Millionen Euro die vorklinischen Institute auf dem ehemaligen Areal der Wien Energie in der Mariannengasse Platz finden. Bis 2023 soll es das neue Zentrum für Translationale Medizin geben, das Bund und Gemeinde Wien mit 120 Millionen Euro finanzieren“, sagte MedUni-Rektor Markus Müller.

„Es geht um digitale Medizin und um Big Data“

Hinzu komme ein Zentrum für Technologietransfer für Firmenansiedlungen mit Medizin-Konnex auf dem Areal, zum Beispiel auch für Christian Doppler Labors. „Die ‚Kirsche auf der Torte‘ soll dann unser Zentrum für Präzisionsmedizin werden“, sagte der Rektor. Dafür sollen 60 Millionen Euro aufgewendet werden. „Es wird dort um die zukünftige individualisierte, digitale Medizin und um Big Data gehen.“ Alle drei Zentren sollen zusammen eine Fläche von 60.000 Quadratmetern aufweisen.

Freilich, das Projekt des Zentrums für Präzisionsmedizin ist allein abhängig vom Erfolg von Fundraising-Aktivitäten, welche die MedUni Wien gestartet hat. „Wir führen dazu auch Gespräche mit mehreren potenziellen Mäzenen“, sagte Müller. Gleichzeitig wende man sich an die breite Öffentlichkeit und an Patienten, von denen das AKH jedes Jahr rund 1,2 Millionen aufweist.

Zahlreiche Leitungsposten neu zu besetzen

Doch die MedUni Wien steckt noch in einem zweiten Umbauprozess: Viele der Klinik- und Abteilungschefs wurden ehemals rund um die Besiedelung des Neuen AKH ab 1991 bestellt. Gleichzeitig änderte sich damals die Struktur der Universitätskliniken durch Zusammenlegungen und die Schaffung von Klinischen Abteilungen. Viele der leitenden Ärzte kommen derzeit ins Pensionsalter. Es geht binnen weniger Jahre um rund 20 Spitzenposten.

Kandel wird Ehrendoktor
Um das Gedenkjahr 1938/2018 geht es an der MedUni Wien am 24. April dieses Jahres. Da erhält der aus Wien gebürtige und vom NS-Regime vertriebene Psychiater, Hirnforscher und Medizin-Nobelpreisträger des Jahres 2000, Eric Kandel, ein Ehrendoktorat.

Berufungen laufen an der MedUni so ab: Nach der nationalen und internationalen Ausschreibung bestellt der Senat der Universität die Berufungskommission. Diese wiederum bestellt vier fachnahe Professoren (zwei intern, zwei extern) als Gutachter. Sie werten die wissenschaftlichen Arbeiten der Kandidaten aus, welche Interesse gezeigt haben. Die Bewertung erfolgt durch jeden einzelnen Gutachter auf einer dreiteiligen Skala (A, B, C - Letztes wäre laut dem Rektor „nicht geeignet“). Die Wertungen, zum Beispiel 1 A, 1 B, 1 B, 1 C, liegen der Kommission vor.

Einige der Spitzenreiter werden zu einem Vortrag plus Hearing (ca. 20 Minuten) eingeladen, das in der Bewertung noch hinzukommt. Dann wird in geheimer schriftlicher Abstimmung ein gereihter Dreier-Vorschlag beschlossen und an den Rektor geschickt. Dieser soll dann daraus auswählen und muss die Berufungsverhandlungen führen.

„Schwierigkeit“ bei Besetzung an Onkologie

Müller zeichnete gegenüber der APA ein bisher positives Bild, was Neubesetzungen von Klinik- bzw. Abteilungschefs angehe: Seit Anfang Oktober 2017 sei zum Beispiel die Leitung der Klinischen Abteilung Kardiologie mit Christian Hengstenberg (ehemals Deutsches Herzzentrum/München) erfolgt.

Zusätzlich gebe es neue Leiter für die Strahlenmedizin, die Pulmologie, die Plastische Chirurgie. Für die Dermatologie habe man mit Wolfgang Weninger, bisher Leiter des Bereichs Dermatologie an der Sydney Medical School in Australien, einen sehr prominenten Heimkehrer als Klinikchef zu verzeichnen. Er hatte seine Karriere unter dem Wiener Dermatologie-Pionier Klaus Wolff gestartet.

Doch es gibt auch offene Stellen. „In den Endzügen sind wir bei der Besetzung der Leitung der ‚Infektiologie‘ (an der Universitätsklinik für Innere Medizin I; Anm.). In den Endzügen sind wir bei der Onkologie (hier ist der bisherige Leiter Christoph Zielinski vor mehr als einem Jahr emeritiert; Anm.). Da gibt es noch eine gewisse technische Schwierigkeit“, sagte Müller.

Einspruchsmöglichkeiten des Rektors

Für die Gefäßchirurgie (MedUni Wien/AKH) gebe es bereits einen Dreier-Vorschlag, jener für die Leitung der Neurologie sei noch nicht übermittelt worden, betonte MedUni Wien-Rektor Markus Müller gegenüber der APA. Ausgeschrieben bzw. bald ausgeschrieben würden auch so wichtige Leitungsposten wie auf dem Gebiet der Anästhesie (Herz), der Rheumatologie oder der Psychiatrie.

Die Zahl der Bewerber ist jeweils unterschiedlich: Für die Neurologie waren es rund 25, ebenso für die Dermatologie und Kardiologie. Neun Bewerbungen habe es für die Onkologie gegeben. Dies dürfte daran liegen, dass in vielen Ländern die Onkologie jeweils innerhalb einzelner Fachgebiete, zum Beispiel in der Orthopädie oder in der Pulmologie, und nicht als Querschnittgebiet angesiedelt ist.

Der Rektor kann Dreier-Vorschläge der Berufungskommission auch zurückweisen. „Paragraf 98 des Universitätsgesetzes definiert, wie die Auswahl zu treffen ist“, sagte Müller. Es gehe strikt um den Ausschluss von „Mauschelei“.

Bisher zwei Einsprüche des Rektors

Dies sei von seiner Seite aus zweimal geschehen, betonte Müller. In einem Fall seien eben nicht drei, sondern zwei Kandidaten präsentiert worden. Das müsse eben entsprechend begründet werden. Zu hinterfragen sei auch zum Beispiel, wenn sich auf dem Dreier-Vorschlag ein Bewerber finde, der von den Gutachtern zweimal mit C („nicht geeignet“) bewertet worden sei. Die Berufungskommission kann allerdings auf ihrem Vorschlag auch beharren. Eine mögliche Variante ist dann, dass der Ball wieder an die Gutachter zurückgeht. Das alles verzögert jedenfalls eine Bestellung.

Freilich, die Angelegenheit der Berufung von Spitzenkräften für medizinische Forschung, Lehre und klinische Praxis im internationalen Kontext führt laut Müller auch zu einem Konkurrenzkampf zwischen den Medizin-Universitäten. Unbestritten ist, dass es ein Gehaltsgefälle für Top-Experten von zahlreichen Staaten Westeuropas (z.B. Schweiz etc.) in Richtung Österreich gibt.

Die seit langer Zeit etablierte Praxis, wonach Klinikchefs in Österreich bei international vergleichsweise geringem Gehalt vor allem über Privatmedizin Geld lukrieren könnten, erscheint als „Kellner-Modell“ seit langem zweifelhaft. Einerseits ein „Brain Drain“ von Österreich ins Ausland, andererseits Probleme bei Postenbesetzungen mit Top-Kräften sind die Folgen. „Das Allerwichtigste für eine Universität sind tolle Leute, die ‚Tore schießen‘“, sagte Müller.

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